Friedrichskoog: Zu Gast bei den Heulern
Sie heißen Ole, Pepe, Moritz oder Lara. Allen gemeinsam sind die schwarzen Kulleraugen, das weiche Babyfell - und die Tatsache, dass sie auf die Hilfe von Menschen angewiesen sind, um zu überleben. Alljährlich landen zwischen 200 und 300 Robbenbabys in der Seehundstation in Friedrichskoog. Meist handelt es sich um Jungtiere, die von ihrer Mutter getrennt wurden oder um verletzte Seehunde, die an den schleswig-holsteinischen Nordseestränden gefunden wurden.
Mehrmonatige Modernisierungsarbeiten
Besucher sind willkommen. Allerdings wird die Seehundstation seit Januar modernisiert und umgebaut. Eine neue, umfangreichere Ausstellung soll im kommenden Jahr fertig sein. Interessierte dürfen bereits jetzt gegen eine kleine Spende hinein, müssen aber mit Wartezeiten rechnen. Neue hilfsbedürftige Heuler werden auch während der Schließung weiter aufgenommen.
Erst Brei, dann Frischfisch
In der Station ziehen Pfleger die kleinen Seehunde zunächst mit einem der Muttermilch ähnlichen Brei groß, bis die Tiere ihre ersten Heringe vertilgen können. Nach etwa zwei bis drei Monaten, wenn sie ein Gewicht von mindestens 25 Kilogramm erreicht haben, entlassen die Biologen ihre Schützlinge wieder in die freie Wildbahn. Die aufgepäppelten Seehunde sind dann um einiges schwerer als ihre in der Natur lebenden Altersgenossen - die Extra-Fettreserven benötigen sie für einen guten Start in der Natur. Denn vor ihrer Auswilderung haben die Jungtiere noch nicht gelernt, selbstständig zu jagen.
Heuler bleiben in der Station unter sich
Damit sich die jungen Seehunde nicht zu sehr an Menschen gewöhnen und möglichst naturnah betreut werden können, herrscht im Aufzuchtbereich der Station Besuchsverbot. Allerdings dürfen Gäste die Fütterung der Heuler vom Seminarraum der Station aus beobachten.
Fünf bis zehn Seehunde und Kegelrobben leben ständig in der Anlage, weil sie in der Nordsee nicht überleben würden. Dazu zählen etwa Seehund Mareike, die im Hamburger Hafen gefunden wurde und der eine Kralle fehlt. Kegelrobbe Nemirseta stammt von der litauischen Ostseeküste und kam nach Friedrichskoog, da sie sich nicht selbstständig ernähren konnte. Die Tiere dürfen Besuch empfangen und lassen sich gern dabei zuschauen, wie sie in den Meerwasserbecken um die Wette tauchen. Über ein großes Unterwasserfenster können Besucher sie dabei beobachten.
Kegelrobben und Seehunde gemeinsam
Dass Seehunde und Kegelrobben gemeinsam gehalten werden, ist eine Besonderheit der Station in Friedrichskoog - und bietet Besuchern eine gute Gelegenheit, beide in Deutschland heimischen Robbenarten zu beobachten.
Die Bezeichnung Heuler für die verwaisten Seehundbabys kommt übrigens von den charakteristischen Rufen - einem Mitleid erregend klingenden Heulen - an denen die Mutter ihr Junges erkennt. Die Seehundstation in Friedrichskoog ist die einzige Einrichtung ihrer Art in Schleswig-Holstein und besteht seit 1985. Eine weitere Seehund-Aufzuchtstation gibt es im niedersächsischen Norddeich.
Seeheilbad am Wattenmeer
Neben der Seehundstation ist Friedrichskoog für seine Lage am Wattenmeer bekannt. Weitläufige Grünstrände und ein Hafen prägen das kleine Nordseeheilbad, das auch ein guter Ausgangspunkt für ausgedehnte Radtouren durch das flache Marschland nördlich der Elbmündung ist.
