Blick auf Helgolands rote Felsen und die Lange Anna. © NDR / Oliver Klebb

Helgoland: Nordseeinsel mit rotem Felsen und weißer Düne

Stand: 07.07.2021 16:29 Uhr

Vom Lummensprung bis zum zollfreien Einkaufen: Helgoland ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Die meisten Besucher kommen für einen Tagesausflug auf die Insel mit der besonderen Geschichte.

Da die Nordseeinsel rund 70 Kilometer vor der Küste liegt, ist die Luft dort nicht nur besonders rein und pollenarm, sondern auch reich an Jod und Sauerstoff. Schon die Anreise mit dem Schiff oder Katamaran ist ein Erlebnis. Nach der Ankunft am Hafen passieren Besucher eines der Wahrzeichen der Insel - die bunten Hummerbuden. Wo einst Fischer ihre Ausrüstung unterbrachten, lädt heute eine maritime Meile mit kleinen Ausstellungen, Kunst und Bistros zum Bummeln und Stöbern ein.

"Lange Anna" - Helgolands steinernes Wahrzeichen

Etwa 1.500 Menschen leben auf dem nur einen Quadratkilometer großen "Roten Felsen", der zum Bundesland Schleswig-Holstein gehört. Die Hauptinsel ist in Unter-, Mittel- und Oberland geteilt. Zum Oberland gelangen Besucher entweder über 184 Stufen zu Fuß oder mit einem Fahrstuhl. Wegen des grandiosen Ausblicks ist ein Spaziergang auf dem 2,8 Kilometer langen Klippenweg besonders lohnenswert. Er führt auch an der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Helgolands vorbei - der "Langen Anna", einem schmalen roten Buntsandsteinblock.

Baden und Robben-Watching auf der Düne

Leuchtturm auf der Düne von Helgoland. © picture alliance Foto: Uwe Zucchi
Auf der Helgoländer Düne lädt der Strand zum Sonnen und Baden ein.

Während die Hauptinsel aus Fels besteht, ist die Nachbarinsel "Düne", die mit einer Fähre zu erreichen ist, ein kleines Strand- und Badeparadies. Hier finden Urlauber abseits vom Tagestourismus Ruhe und können Spaziergänge unternehmen und im Sommer echten Strandurlaub machen. Dabei müssen sie sich den Platz nicht selten mit einigen Kegelrobben teilen. Die Tiere leben hier in einer großen Kolonie und haben keine Berührungsängste, da seit den 1970er-Jahren ein Jagdverbot für sie gilt.

Den Kegelrobben nahekommen

Ein Kegelrobbenbaby am Strand der Düne von Helgoland © dpa/picture alliance Foto: Bodo Marks
In den Wintermonaten bekommen die Kegelrobben auf der Düne Nachwuchs.

Kegelrobben sind neben Seehunden die zweite Robbenart an deutschen Küsten, kommen allerdings viel seltener vor. In den 1980er-Jahren waren sie kaum noch in der Deutschen Bucht anzutreffen. Seit Mitte der 90er-Jahre bringen die Tiere im November und Dezember Hunderte Junge auf der Düne zur Welt. Besucher können sich den Robben auf einem Holzbohlenweg bis auf 30 Meter nähern. Naturschützer sorgen dafür, dass dieser Abstand eingehalten wird, um die Tiere nicht zu stören.

Naturereignis: Lummensprung auf Helgoland

Ein weiteres Naturspektakel erwartet Gäste alljährlich im Juni. Beim sogenannten Lummensprung verlassen die wenige Wochen alten Küken der Trottellummen ihre Nester und springen von dem "Roten Felsen" bis zu 40 Meter in die Tiefe. Die Vögel sind in diesem Alter noch flugunfähig und landen in den Wellen der Nordsee oder im Felswatt. Die Elterntiere versorgen die Nachkommen auf dem Meer mit Nahrung. Interessierte können den Lummensprung vom Klippenweg aus beobachten. Mitarbeiter des Vereins Jordsand beantworten Fragen und stellen Ferngläser zur Verfügung. Neben den Lummen können Vogelbegeisterte auch Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Basstölpel auf Helgoland beobachten.

Mekka für Ornithologen und Meeresforscher

Zwei turtelnde Basstölpel auf Helgoland © NDR/WDR/Ingo Bartussek
Basstölpel leben in Deutschland nur auf Helgoland.

Die vielfältige Vogelwelt der Insel beschäftigt auf Helgoland auch Wissenschaftler. So betreibt die Vogelwarte Helgoland Grundlagenforschung und untersucht den Vogelzug. Auch die Unterwasserwelt rund um Helgoland ist vielfältig und reich, das Tauchen allerdings nur zu Forschungszwecken erlaubt. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung unterhält auf der Insel die Biologische Anstalt Helgoland, die sich der meeresbiologischen Forschung widmet. Neben der Anstalt soll ab 2024 eine interaktive und multimediale Ausstellung zur Meeresforschung eröffnen, das sogenannte "Bluehouse".

Helgoländer Knieper essen und zollfrei einkaufen

Helgoländer Spezialität: Auf einem Silbertablett sind Knieper-Scheren angerichtet. © Imago Images / Lars Berg
Die Inselspezialität darf bei keinem Besuch fehlen: gekochte Helgoländer Knieper-Scheren.

Auch kulinarisch hat Helgoland eine Besonderheit zu bieten: Zu den Spezialitäten gehört neben fangfrischem Seefisch und Hummer der Helgoländer Knieper. Die Scheren des Taschenkrebses sind eine Köstlichkeit, die Besucher unbedingt probieren sollten. Außerdem ist die Insel ein Einkaufsparadies, denn sie ist zollfreie Zone und von der Mehrwertsteuer befreit. Ob Alkohol, Parfümerie-Artikel, Mode, Uhren, Schmuck oder Zigaretten - das Angebot günstiger Artikel ist groß. Vor allem im Sommer lockt das zollfreie Einkaufen zahlreiche Tagesausflügler an. Wer die Insel in aller Ruhe am Morgen oder Abend genießen möchte, sollte eine Übernachtung einplanen.

Museum und Erlebnispfad erklären Inselgeschichte

Die Geschichte Helgolands ist wechselvoll und zum Teil dramatisch - im Zweiten Weltkrieg wurde die Insel bombardiert und 1947 sprengten die Briten einen Großteil, um die Militäranlagen zu vernichten. Das Inselmuseum, das gleich hinter dem Meerwasser-Schwimmbad liegt, informiert anhand von Bildern und Objekten über diese Ereignisse.

Blick auf das James-Krüss-Museum auf Helgoland, das in nachgebauten Hummerbuden untergebracht ist. © Imago Image / Imagebroker / Whitestar
James Krüss, dem berühmten Kinderbuchautor und Inselsohn, ist ein Museum in Hummerbuden gewidmet.

Zum Museum gehört auch eine Reihe bunter, nachgebauter Hummerbuden. Sie zeigen verschiedene Ausstellungen, etwa zur Meeres- und Vogelforschung, zum Seebäderdienst, zur Fischerei und Geologie des roten Felsens. Drei der Buden beherbergen das James Krüss Museum. Der Kinderbuchautor, der unter anderem die Geschichte von "Timm Thaler" verfasst hat, wurde auf Helgoland geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend.

Wer sich für die Inselgeschichte interessiert, kann auch einem ausgeschilderten Geschichtspfad folgen, der zu 16 Stationen mit Infotafeln und QR-Codes führt. Eine kostenlose Broschüre über den Pfad ist bei der Tourist-Information erhältlich. Außerdem bietet die Helgoland-Touristik mehrmals wöchentlich eine Führung durch das unterirdische Bunkersystem an. Eine Voranmeldung ist notwendig (Telefon 04725 / 813 70).

Börteboote gehören zum UNESCO-Kulturerbe

Fahrgäste einer Helgoland-Fähre werden mit einem Börteboot eingeschifft. © NDR / Oliver Klebb
Mit den traditionellen Börtebooten aus Eiche können Helgolandbesucher Ausflugsfahrten rund um die Insel machen.

Eine weitere Besonderheit sind die Börteboote aus massiver Eiche. Seit 200 Jahren transportieren die offenen Boote Touristen von den vor Anker liegenden Fahrgastschiffen die letzten Meter zur Insel. 2018 wurden sie in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Allerdings legen immer mehr Schiffe direkt am Hafen an, wegen Corona sind die Börteboote derzeit gar nicht im Einsatz.

Anreise

Normalerweise können bis zu 4.500 Gäste pro Tag nach Helgoland kommen. Wegen der Pandemie wurde das eingeschränkt. Im Moment dürfen laut Tourist-Information etwa 1.500 Menschen pro Tag anreisen.

Ganzjährig verkehrt die Fähre "MS Helgoland" täglich zwischen Cuxhaven und der Insel (Fahrtzeit etwa zwei Stunden). Von verschiedenen Orten an der Nordseeküste, darunter Amrum, Büsum und Bremerhaven, fahren außerdem während der Saison (April bis Ende Oktober) Seebäderschiffe. Für besonders Eilige gibt es einen schnellen Katamaran. Er fährt von März bis Anfang November ab Hamburg mit Stopp in Cuxhaven. Die Fahrt dauert von Hamburg knapp vier Stunden, von Cuxhaven nur gut eine Stunde. Noch schneller geht es mit dem Flugzeug: Von Cuxhaven/Nordholz oder Heide/Büsum erreicht man den Flugplatz auf der Düne in gut 20 Minuten.

Karte: Insel Helgoland

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 08.07.2021 | 09:18 Uhr

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