Schatzkammer für Orgelfreunde
In Norddeutschlands Kirchen ruht ein einmaliger Schatz: historische Orgeln. Mehr als 200 Instrumente haben die Jahrhunderte überdauert. Das älteste stammt aus dem Jahr 1457 und steht in der Kirche in Rysum westlich von Emden. Die Region Ostfriesland bildet mit etwa 150 Exemplaren den Schwerpunkt der historischen Orgeln im Norden. Eine derartige Dichte gilt als weltweit einmalig. Konservative Orgelbauer sorgten dafür, dass dort bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Instrumente in barocker Tradition gebaut wurden, wie Winfried Dahlke erläutert, Direktor des Organeums. Im kleinen Ort Weener bei Leer informiert die Einrichtung als Museum und Forschungsstätte über die lange Tradition des Orgelbaus in der Region.
Instrumente von Weltruf
Erheblichen Anteil am guten Ruf der norddeutschen Orgeln hat Arp Schnitger, dessen Todestag sich 2019 zum 300. Mal jährt.
Der Tischler-Sohn wurde 1648 in Schmalenfleth an der Unterweser geboren und zählt zu den bekanntesten Orgel-Baumeistern des Barock. Mehr als 160 Instrumente stammen aus seiner Werkstatt, rund 30 sind bis heute erhalten. Experten loben ihren überragenden Klang und die handwerkliche Perfektion. 1682 erhielt Schnitger den Auftrag für den Bau einer Orgel in der Hamburger St. Nikolaikirche. Das 1687 vollendete Instrument mit 67 Stimmen auf vier Manualen und mehr als 4.000 Pfeifen war damals wohl die größte Orgel weltweit und verhalf Schnitger zu Bekanntheit und Ruhm. Die Orgel wurde 1842 beim "Großen Brand" in der Hansestadt zerstört, die Kirche selbst im Zweiten Weltkrieg. Die Ruine mit einer Aussichtsplattform im Kirchturm dient heute als Mahnmal.