Flach, flacher, Rheiderland
Jemgum, Bunde, Weener. Nie gehört? Das sind die Gemeinden des Rheiderlandes. Im Westen begrenzen der Dollart und die niederländische Grenze die ostfriesische Region, im Osten die Ems. Das Rheiderland liegt nur knapp über dem Meeresspiegel - und teilweise sogar darunter, etwa am Wynhamster Kolk - mit 2,50 Meter unter Normalhöhennull einer der tiefsten Punkte Deutschlands. Kein Hügel und nur wenige Bäume stören die Fernsicht über Wiesen und Felder. Zahlreiche Wiesenvögel leben und brüten dort, im Frühjahr und Herbst ziehen große Schwärme Watvögel durch. Von Beobachtungsstationen aus lassen sich die Tiere gut erkennen. Der Naturschutzbund (NABU) bietet außerdem regelmäßig geführte Touren an - auch im Winter, wenn Tausende Wildgänse im Rheiderland rasten.
Landgewinn aus dem Dollart
Die Geschichte des Rheiderlandes ist eng mit dem Dollart verbunden, jener Nordseebucht, die schwere Sturmfluten im Mittelalter in das Land gegraben haben. Quadratmeter für Quadratmeter erobern es sich die Menschen seit Jahrhunderten zurück - Landgewinnung ist eine mühsame und langwierige Aufgabe. Noch immer prägen die meist schnurgeraden Entwässerungskanäle, die hier Tiefs genannt werden, große Teile des Rheiderlandes. Da und dort stehen mächtige Windmühlen, die dabei halfen, das Wasser abzupumpen.
Weener, das Zentrum im Süden
Größter Ort des Rheiderlandes ist Weener an der Ems. Rund 16.000 Menschen leben in der Gemeinde, die seit 1929 Stadtrechte besitzt. Sehenswert ist der Alte Hafen von 1570 am nordöstlichen Stadtrand, in dem zahlreiche Traditionsschiffe liegen. Gepflegte Bürgerhäuser und Speichergebäude rahmen ihn ein. Wer sich für Details aus der mehr als tausendjährigen Geschichte des Ortes interessiert, sollte im Heimatmuseum vorbeischauen, das allerdings nur von April bis Oktober regelmäßig öffnet.
Organeum: Museum für Orgel-Schätze

Für Liebhaber von Kirchenorgeln ist die Kirche in Weener ein Muss, denn dort steht eine original Schnitger-Orgel. Die Geschichte und Funktionsweise der Kircheninstrumente erklärt das Organeum, das halb Museum, halb Bildungseinrichtung ist. Immerhin gilt Ostfriesland als orgelreichste Gegend der Welt. 150 wertvolle Instrumente verteilen sich auf die Kirchen der Region. Neben zahlreichen Orgeln gibt es im Organeum aber auch etliche andere Instrumente zu sehen. Rund drei Dutzend Tasteninstrumente aus sieben Jahrhunderten wurden dort zusammengetragen, darunter ein wertvolles Cembalo aus dem Jahr 1741. Seine Heimat hat das Organeum in einer prächtigen Villa aus dem späten 19. Jahrhundert gefunden - nur 75 Meter von der Kirche entfernt. Hier eine Klangprobe aus der Orgelakademie.
Abstecher zum "Ende der Welt"
Ganz im Norden des Rheiderlandes liegt Ditzum, das "Ende der Welt", wie der Ort im Volksmund genannt wird. Die Ems trennt das malerische Fischerdorf vom Rest Ostfrieslands, doch eine Fähre, die auch Pkw transportiert, sorgt für regelmäßigen Kontakt in Richtung Emden am anderen Ufer. Schiffsverbindungen bestehen auch nach Borkum und ins niederländische Delfzijl. In dem kleinen Hafen liegen zahlreiche Fischkutter. Wer mag, kann auf dem denkmalgeschützten Holzkutter "Hinderk" zu einem Ausflug starten. Viele Besucher kommen mit dem Fahrrad, denn für die Wege am Deich ist ein Zweirad das ideale Fortbewegungsmittel.
Eine Kirche für jedes Dorf
Natürlich hat auch Ditzum eine eigene Kirche - wie so viele kleine Orte im Rheiderland. Ihr getrennt stehender Turm erinnert an einen Leuchtturm und überragt die Häuser des Dorfes. Die schlichten Backsteingebäude trotzen meist seit Jahrhunderten dem rauen Klima an der Küste und wohl auch manchem feindlichen Angriff. So sind die Mauern der Kirche in Oldendorp bis zu 1,20 Meter dick, die Fenster aber winzig klein. Sehenswert ist auch der fast quadratische Glockenturm der Midlumer Kirche. Er ist nur 14 Meter hoch, neigt sich aber um fast sieben Grad und damit stärker als der berühmte schiefe Turm von Pisa.
Karte: Sehenswertes im Rheiderland
