Leuchtturm Westerhever auf Eiderstedt. © picture-alliance / Bildagentur Huber Foto: Bildagentur Huber/Gräfenhain

Eiderstedt: Nordsee-Urlaub am Wattenmeer

Stand: 12.06.2020 10:39 Uhr

St. Peter-Ording und der Leuchtturm Westerhever sind die bekanntesten Ausflugsziele auf Eiderstedt. Doch die Halbinsel hat noch mehr zu bieten, zum Beispiel 18 historische Kirchen.

Wie eine Nase ragt die Halbinsel Eiderstedt südlich der nordfriesischen Kreisstadt Husum in die Nordsee hinein. Entstanden ist sie durch Eindeichungen, die bereits im Jahr 1000 begannen. Aus den drei Inseln Everschop (bei Garding), Eiderstedt (bei Tönning) und Utholm (bei Tating) bildete sich die heutige Landzunge. Noch immer ist der ehemalige Meeresboden für die Landwirtschaft sehr ertragreich, doch spielt heute auch der Tourismus eine wichtige Rolle. Bekannt sind vor allem die Orte St. Peter-Ording, Tönning und Garding sowie der Leuchtturm Westerhever, das Wahrzeichen der Halbinsel.

Am südlichsten Punkt schützt seit 1973 das gigantische Eidersperrwerk die Halbinsel vor Sturmfluten. Beim Bau des Sperrwerks wurde das Katinger Watt vom Meer abgeschnitten. Das Gebiet hat sich zu einem Lebensraum für viele Vogel- und Pflanzenarten entwickelt und wird vom Naturschutzbund betreut. Wanderwege und Beobachtungstürme laden zu Erkundungstouren ein.

Baden und Strandsegeln in St. Peter-Ording

Porträt
Luftbild von St. Peter Ording © Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording

St. Peter-Ording: Urlaub am riesigen Nordseestrand

Zwölf Kilometer Strand, Dünen und viel Platz: Dafür lieben viele Urlauber St. Peter-Ording. Kitesurfer und Strandsegler finden ebenfalls ideale Bedingungen. mehr

Der breite, zwölf Kilometer lange Strand von St. Peter-Ording mit den typischen Pfahlbauten gehört zu den schönsten im Norden. Mit seinen Salzwiesen, Dünen, Strand und Watt liegt der Ort inmitten des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Meer und Strand laden zum Sonnen, Baden und Planschen ein. Kite-Surfer, Strandsegler und Kite-Buggyfahrer finden ebenfalls hervorragende Reviere. Wer sich lieber zu Fuß bewegt, kann im Nordsee-Fitness-Park zwischen 16 verschiedenen Lauf-, Wander,- und Walkingstrecken wählen und dabei alle vier Ortsteile von St. Peter-Ording kennenlernen: Böhl, Dorf, Bad und Ording.

Spaziergang zum Leuchtturm Westerhever

Nördlich von St. Peter-Ording liegt die Ortschaft Westerhever mit ihrem imposanten alten Leuchtturm. Mit 41,5 Metern und neun Stockwerken ist er eines der bekanntesten Wahrzeichen an der Nordsee. Vom Deich ist das Seezeichen nach etwa 45 Minuten Fußweg in Richtung Nordsee zu erreichen. Autos dürfen dort nicht fahren. Zu dem typischen Erscheinungsbild gehören zwei Häuschen neben dem Turm, in denen früher die Leuchtturmwärter wohnten. Seit 1979 wird der Westerhever Leuchtturm von Tönning aus fernbedient.

Ein Schaf auf einem Deich in Westerhever. © Nico Heise Foto: Nico Heise
Schafe am Deich und der Leuchtturm sind typisch für Westerhever.

Von der Plattform des gußeisernen Turms haben Besucher einen herrlichen Blick über weite Teile von Eiderstedt und die Insel- und Halligwelt. Die Besichtigung ist nur von Ostern bis Ende Oktober im Rahmen einer Führung möglich (Anmeldung erforderlich unter Tel. 04865/1206). Kinder unter acht Jahren dürfen nicht mit auf den Turm. Die Häuser am Fuß des Turms werden von der Schutzstation Westerhever genutzt. Sie informiert über das Wattenmeer, bietet naturkundliche Wanderungen und Seminare an. Beliebt ist der Leuchtturm auch bei Paaren, die sich dort trauen lassen können.

Im Frühjahr und Herbst kommen die Zugvögel

Westerhevers Strand erstreckt sich als gut neun Kilometer lange Sandbank vor der Küste. Zu Fuß durch das Watt ist sie in etwa 30 Minuten zu erreichen. Pfahlbauten wie in St. Peter-Ording gibt es allerdings nicht. Besonders im Frühling und Herbst lohnt sich ein Ausflug nach Westerhever - dann rasten dort Tausende Wildgänse. Das grandiose Schauspiel, wenn sich die großen Vögel in riesigen Schwärmen zusammenfinden, ist direkt vom Deich aus zu beobachten.

Historisches Flair in Tönning

Alter Hafen in Tönning © imago images Foto: Paul von Stroheim
Tönning im Südosten der Halbinsel ist die größte Stadt auf Eiderstedt.

Das malerische Hafenstädtchen Tönning liegt im Osten der Halbinsel an der Eider. Wer sich dem Ort über die B 5 von Dithmarschen aus nähert, kann bereits aus der Ferne den schönen barocken Turm der St.-Laurentius-Kirche sehen. Die ältesten Teile der Kirche stammen aus dem 12. Jahrhundert. Das Gotteshaus beherbergt bedeutende Kunstschätze, unter anderem ein Werk des Barockmalers Jürgen Ovens, der 1623 in Tönning geboren wurde.

Altes Packhaus zeugt von einstiger Bedeutung des Hafens

Eine historische Häuserzeile in Tönning an der Eider. © dpa picture alliance Foto: Rose Andreas
Der Hafen von Tönning war bis zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals ein wichtiger Handelsplatz.

Als Hauptort Eiderstedts war Tönning bis zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals ein bedeutender Handels- und Verladeplatz. Im 17. Jahrhundert liefen hier pro Jahr rund 2.000 Schiffe durch, die vor allem Getreide, Vieh und Käse nach ganz Westeuropa brachten. Bis heute zeugen mehrere historische Gebäude und Anlagen im Hafen davon. Besonders auffallend ist das alte Packhaus. Die stattliche Größe des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes belegt den Warenumschlag in dieser Zeit. Im ersten Stock widmet sich eine Ausstellung der Tönninger Stadtgeschichte. Alljährlich vor Weihnachten verwandelt sich das Packhaus in einen riesigen Adventskalender - angeblich der "längste Weihnachtskalender der Welt".

Im Multimar Wattforum den Lebensraum Watt erleben

Ein Besuchermagnet in Tönning ist das Multimar Wattforum. Das größte Informations- und Bildungszentrum des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer präsentiert sich als Erlebnis-Ausstellung. Mitmachstationen, Modelle sowie Hunderte lebende Tiere und Pflanzen geben Einblicke in den einzigartigen Lebensraum. In 37 Aquarien leben verschiedene Nordseebewohner wie Seepferdchen, Krebse oder Plattfische.

Mit dem Rad unterwegs auf Eiderstedt

Radfahrer auf einem Nordsee-Deich mit Schafen. © imago/alimdi Foto: imago/alimdi
Wer mit dem Fahrrad über die Deiche der Halbinsel fährt, genießt weite Blicke aufs Meer und ins Binnenland.

Eiderstedt lässt sich gut mit dem Fahrrad erkunden. Die Ausschilderung ist umfangreich, die Strecken sind flach. Allerdings weht oft kräftiger Wind. Immer wieder laden kleine Cafés oder Gaststätten zu einer Pause ein. Weitab vom Trubel in St. Peter-Ording und Westerhever stoßen Radler bei einer Tour entlang der Deiche auf kleine Häfen, in denen Krabbenkutter und Sportboote liegen. Ob Tetenbüllspieker, Tümlauer-Koog oder Ehstensiel - die Häfen sind auch für viele Einheimische während der Sommermonate kleine Fluchten.

18 historische Kirchen

Außenansicht der Kirche in Tating auf Eiderstedt © TZSPO
St. Magnus ist die älteste Kirche auf Eiderstedt - sie steht seit 1103 in Tating.

Fast jeder kleine Ort auf Eiderstedt hat eine Kirche. Insgesamt gibt es auf der Halbinsel 18 historische Gotteshäuser. Nirgendwo in Norddeutschland stehen - bezogen auf die Fläche - so viele Kirchen wie hier. Der Grund: Im Mittelalter waren die Bauern der Region wohlhabend und wollten das mit den Gotteshäusern auch zeigen. Hinter den dicken Backsteinmauern verbergen sich wertvolle Kunstschätze: So besitzt St. Pankratius in Oldenswort noch Deckenmalereien sowie eine hölzerne Kreuzgruppe aus gotischer Zeit. Die Kanzel und der Flügelaltar stammen aus dem 16. Jahrhundert.

Blick in den Altarraum der Kirche in Tating auf Eiderstedt © TZSPO
Der geschnitzte Altar der Tatinger Kirche stammt aus der Zeit um 1480.

Sehenswert ist auch St. Anna in Tetenbüll. Die um 1400 errichtete Kirche bietet etliche kunsthistorische Kostbarkeiten, darunter eine Christusfigur und eine hölzerne Kreuzgruppe aus dem 15. Jahrhundert sowie eine Holzdecke mit Deckengemälden aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine Besonderheit ist St. Christian in Garding. Sie ist die einzige zweischiffige Kirche Norddeutschlands.

Auch unter Orgel-Liebhabern ist Eiderstedt längst kein Geheimtipp mehr. In jeder der 18 Kirchen steht eine historische Orgel. Als Prachtstück gilt die Färber-Orgel in Kotzenbüll, die einzige mit Original-Pfeifen aus der Renaissancezeit.

Karte: Sehenswertes auf der Halbinsel Eiderstedt

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