Hamburgs Welterbe entdecken
Speicherstadt und Kontorhausviertel - beide besitzen laut UNESCO einen "außergewöhnlichen universellen Wert", weil sie "auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert" veranschaulichen. So urteilte das Welterbe-Komitee der UNESCO im Juli 2015 und verlieh den beiden Gebäudekomplexen den Titel Weltkulturerbe. Wer sie erkundet, erfährt viel über Hamburgs Geschichte als Hafen- und Handelsstadt. Zugleich liegen Speicherstadt und Kontorhausviertel in zentraler Lage und nah beieinander. Zu Fuß dauert ein Rundgang auch mit Pausen nicht länger als einen halben Tag.
Mit der Speicherstadt entstand zwischen 1885 und 1927 ein riesiger und damals hochmoderner Lagerhauskomplex, um die Waren, die per Schiff nach Hamburg kamen, zwischenzulagern. Nördlich des Hafengebiets wuchs ab den 1920er-Jahren mit dem Kontorhausviertel eines der ersten reinen Büroviertel Europas. Seine wichtigsten Bauten - darunter der Sprinkenhof, der Mohlenhof und das Chilehaus - gruppieren sich rund um den Burchardplatz. Die Ansammlung hafenbezogener Bürohäuser in einem Viertel ist kein Zufall, sondern entsprach den damaligen Idealvorstellungen einer modernen Stadt: Demnach hatten unterschiedlichen Zonen jeweils spezielle Funktionen zu erfüllen, Zonen des Wohnens wollte man von denen des Arbeitens möglichst trennen.
Backstein prägt beide Gebäudekomplexe
Auch die Speicherstadt als reiner Lagerhauskomplex entsprach diesem Ideal. Zugleich ergänzen sich die Gebäudeensemble auch architektonisch. Beide sind herausragende Beispiele des Backsteinbaus des 19. und 20. Jahrhunderts: die Speicherstadt als Ensemble neogotischer Industriearchitektur, das Kontorhausviertel mit seinen expressionistischen Bürobauten.
Mit Ausnahme von Teppichen lagern heute in der Speicherstadt kaum noch Waren. Stattdessen sind Agenturen, Büros, Restaurants und Ausstellungen wie das Miniatur Wunderland oder das Speicherstadtmuseum in die alten Speicher eingezogen. Im Kontorhausviertel sind dagegen neben Restaurants, Galerien und Anwaltskanzleien noch mehrere Unternehmen der Hafenindustrie ansässig, wie etwa Reedereien.
