Stand: 22.05.2017 11:22 Uhr
Bild vergrößern
Das Museum befindet sich im historischen Zollamt an der Kornhausbrücke. Direkt davor liegt der alte Zollkreuzer "Oldenburg".
Viele Museen sind teuer, voll und so groß, dass man sie kaum bewältigen kann. Das Hamburger Zollmuseum ist anders. Es bietet auf zwei Ebenen eine übersichtliche, interessante und kurzweilige Ausstellung, kostet nur zwei Euro Eintritt und ist nie überfüllt. Weiterer Pluspunkt: Die Lage am Rande der Speicherstadt ist attraktiv und mit der "Oldenburg" gehört auch ein Schiff der Küstenwache zum Museum. Hier ist der Besuch sogar kostenfrei.
Rundgang durch das Zollmuseum
Schon seit der Antike erheben die Länder Zölle auf bestimmte Waren. Der wohl bekannteste Zöllner der Geschichte ist der Apostel Matthäus. In der Bibel tauchen Zöllner öfter auf. Dort werden sie meist als besonders sündhaft und geldgierig beschrieben.
Auch im Mittelalter waren Zöllner unbeliebt. Denn die Zölle waren allgegenwärtig. Wer etwa seine Ware auf dem Markt in der nächsten Stadt verkaufen wollte, musste meist mehrmals Zoll bezahlen. Dieses Beispiel zeigt: Auf nur wenigen Metern werden Brückenzoll, Passierzoll, Torzoll und Marktzoll fällig.
Der Zoll entwickelte sich so zu einem schwerwiegenden Handelshemmnis. Das änderte sich erst mit der Gründung des Zollvereins im Jahr 1834. Die Mitgliedsstaaten einigten sich darauf, untereinander keine Zölle mehr zu erheben. Später führten sie auch eine gemeinsame Währung ein.
Während der Kolonialzeit kamen auch Waren aus Afrika und Asien nach Deutschland. Sie wurden mit hohen Zöllen belegt. An diesem Schrank können Besucher verschiedene Schubladen herausziehen und erfahren, wie viel Zoll auf bestimmte Produkte fällig wurde.
Auch ein dunkles Kapitel der Zollgeschichte spart die Ausstellung nicht aus. So drangsalierte und verhaftete der Zoll während der NS-Zeit Juden, die ins Ausland emigrieren wollten. Geschildert wird das Schicksal einer jüdischen Familie, deren Ausreise schließlich an den Zollauflagen scheiterte.
Ein weiterer Bereich beschäftigt sich mit dem Zoll in der Nachkriegszeit. Dabei waren die Unterschiede zwischen DDR und Bundesrepublik groß. Der DDR-Zoll schaute auch bei Geschenkpaketen, die von West nach Ost verschickt wurden, genau hin. So waren zwar Kaffee und Pralinen legal, westdeutsche Zeitschriften jedoch nicht.
Wie etwas verzollt wird, bestimmt seit 1952 das sogenannte Harmonisierte System. Es beschreibt und klassifiziert sämtliche Waren. Ist etwa eine Engelsfigur mit der Möglichkeit, eine Kerze daraufzustellen, ein Beleuchtungskörper oder ein Festartikel? An dieser Station können Besucher es erraten.
Im Erdgeschoss thematisiert die Dauerausstellung die Aufgaben, die der Zoll heute ausübt. Ein wichtiges Thema ist dabei der Kampf gegen den Schmuggel. Dieser Holzelefant diente als Drogenversteck.
Eine Waschmittelpackung, ein Hut und sogar ein Brot: Der Einfallsreichtum der Schmuggler ist groß.
Zu den bedeutenden Aufgaben des Zoll zählt auch der Schutz von Menschen und Umwelt. Diese Schauwand zeigt einige der Gebiete, um die sich die Behörde dabei kümmert. So werden etwa zum Schutz der Verbraucher eingeführte Steinpilze auf radioaktive Strahlung untersucht.
Diesen Wolf entdeckten die Zollbeamten im Schaufenster eines Waffenhändlers. Er war illegal eingeführt worden und wurde beschlagnahmt. Wie sich herausstellte, wurde das geschützte Tier vergiftet, nur um es hinterher auszustopfen.
Aus Unwissenheit nehmen manche Urlauber geschützte Tiere als Mitbringsel mit nach Hause. Doch die Fechterschnecke (Mitte) steht unter Schutz. Sie einzuführen ist verboten.
Nach einem Rundgang lohnt ein Besuch auf dem ehemaligen Zollschiff "Oldenburg". Das Schiff war bis 1995 mit achtköpfiger Besatzung auf der Nordsee im Einsatz.
Ein kleines Schmuckstück steht seit April 2010 im Hof des Zollmuseums: Der lichtgraue VW-Bus T1 von 1961. Er diente dem Zoll früher als Dienstfahrzeug.
Auch das Gebäude des Deutschen Zollmuseums ist historisch bedeutend. Das ehemalige Zollamt an der Kornhausbrücke wurde um 1900 erbaut.
Was zeigt das Museum?
Alkohol in Erbsendosen, Kokain im Golfschläger, Zigaretten im Autoreifen: Mit viel Einfallsreichtum versuchen Schmuggler, illegale Waren von einem Land ins andere zu befördern oder ungeliebte Einfuhrzölle zu umgehen. In seiner Ausstellung präsentiert das Zollmuseum die kuriosesten Verstecke. Bei einigen mag man schmunzeln, aber spätestens die Röntgenbilder von Menschen, die gefährliche Drogen schlucken und so ihr Leben riskieren, zeigen den Ernst des Themas. Denn der Zoll hat nicht nur die Aufgabe, Verbrauchssteuern und Zölle einzutreiben, sondern auch Menschen und Umwelt zu schützen. So gehört zu seinen Aufgaben neben dem Kampf gegen Schmuggel auch der Arten- und Umweltschutz sowie das Aufdecken von Produktpiraterie und Schwarzarbeit.
Welche Aufgaben der Zoll heute hat und wie er arbeitet, zeigt die Ausstellung im Erdgeschoss anhand von informativen Schautafeln und Exponaten. An vielen Stationen können die Besucher auch selbst aktiv werden. So können sie etwa raten, welche von drei Schneckenarten unter Schutz steht oder mit einem speziellen Röntgengerät ausprobieren, wie an Flughäfen Gepäck kontrolliert werden kann.
Waren unter Kontrolle: 2.000 Jahre Zoll
Deutsches Zollmuseum
Alter Wandrahm 16
20457 Hamburg
Tel (040) 30 08 76 11
Öffnungszeiten:
Di - So 10 bis 17 Uhr
Eintritt: Erwachsene 2 Euro, Kinder und Jugendliche frei
kostenlose Führungen nach Voranmeldung
Weitere Informationen auf der Website des Museums
Woher stammt überhaupt das Wort Zoll? Worauf wurden Zölle erhoben und wer durfte sie eintreiben? Mit dieser und anderen Fragen beschäftigt sich die Ausstellung im Obergeschoss. Ein Rundgang führt von der Antike über das Mittelalter und das deutsche Kaiserreich bis in die Zeit nach der Wiedervereinigung. Spannend: Bereits im 13. Jahrhundert erhoben die Städte Abgaben auf bestimmte Produkte wie Alkohol oder Kerzenwachs. Und in der DDR musste der Zoll nicht nur die Ein- und Ausfuhr von Waren kontrollieren, sondern auch "feindliche Handlungen" bekämpfen.
Karte: Hier liegt das Deutsche Zollmuseum
Weitere Informationen
Der Lagerhauskomplex in der Hamburger Speicherstadt gehört zum UNESCO-Welterbe. Hinter den Backsteinfassaden locken zahlreiche Angebote - vom Kaffeemuseum bis zur Modelleisenbahn.
mehr
Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 |
Kulturjournal |
19.05.2017 | 19:00 Uhr