Altes Land: Ausflug in Deutschlands größtes Obstanbaugebiet
Obstbäume so weit das Auge reicht, Deiche, Gräben, Flüsschen, Kanäle und schmucke Dörfer mit prächtigen Fachwerkhäusern - so präsentiert sich das Alte Land an der Elbe. Die Region ist auch ideal für eine Radtour.
Ein Ausflug ins Alte Land bei Hamburg lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Im Frühjahr blühen Millionen Apfel- und Kirschbäume, die Blüten überziehen die Region mit einem rosa-weißen Schleier. Ähnlich stimmungsvoll sieht es zur Erntezeit im Herbst aus. Dann biegen sich die Äste der Apfelbäume unter dem Gewicht der knackigen Früchte.
Obstbaumblüte lockt im Frühjahr Besucher
Das genaue Datum der Obstbaumblüte im Alten Land lässt sich nur schwer vorhersagen, bereits wenige sonnige und warme Tage im Frühjahr können ausreichen, um die Bäume aufblühen zu lassen. Zuerst blühen die Kirschbäume, etwa zehn Tage später die Apfelbäume. Der Tourismusverein Altes Land bietet einen Blütenticker an, der Besucher über den aktuellen Stand der Blüte informiert. Die Region feiert dieses Naturschauspiel jährlich mit dem Altländer Blütenfest in Jork. Dort präsentieren die Veranstalter neben Kunsthandwerk, regionalen Spezialitäten und einem Musik- und Unterhaltungsprogramm auch die neue Blütenkönigin.
Jeder dritte heimische Apfel stammt aus dem Alten Land
Das Alte Land ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands. Mehr als zehn Millionen Apfel-, Kirsch-, Birnen- und Zwetschgenbäume wachsen dort. Mit 90 Prozent der Anbaufläche liegt der Schwerpunkt klar bei Äpfeln. Fast jeder dritte deutsche Apfel stammt aus der Region, die neben den Hamburger Stadtteilen Neuenfelde, Cranz und Francop mehrere Gemeinden in Niedersachsen umfasst. Dem Obstbarometer können Interessierte entnehmen, wann die verschiedenen Früchte reif sind und geerntet werden.
Idyllische Städtchen mit prächtigen Fachwerkhäusern
Der Obstanbau hat im Alten Land eine lange Tradition. Niederländische Siedler errichteten vor knapp 900 Jahren die ersten Deiche, durchzogen das Sumpfland mit Entwässerungskanälen und machten so das Land urbar. Der fruchtbare Boden und das milde Klima bescherten den Bauern Wohlstand, der sich noch heute an den wunderschönen alten Fachwerkhäusern ablesen lässt. Bemerkenswert sind die mit bunten Ornamenten geschmückten Eingangstüren und die reich verzierten Giebel. Das Fachwerk leuchtet strahlend weiß, die Backsteine bilden oft schöne Muster. Sie sollten vor Blitzeinschlag oder dem bösen Blick schützen.
Windmühlen und Zugbrücke erinnern an Niederlande
Im Herzen des Alten Landes liegt das malerische Städtchen Jork mit dem repräsentativen Gräfenhof aus dem 17. Jahrhundert. Nur einen Katzensprung entfernt befindet sich die Borsteler Windmühle "Aurora" aus dem Jahr 1856. Heute ist sie ein Restaurant. Besucher können die Galerie besteigen, von oben bietet sich eine schöne Aussicht über die Region.
Eine weitere historische Windmühle ist die Mühle "Venti Amica" in Hollern-Twielenfleth. Sie wurde um 1850 erbaut und ist noch immer in Betrieb. Der lateinische Name, der in einen Balken im Oberbau der Mühle geschnitzt wurde, bedeutet "Freundin des Windes". Die historischen Windmühlen erinnern bis heute an den Einfluss der niederländischen Siedler, der sich auch in der Zugbrücke zwischen den kleinen Orten Steinkirchen und Mittelkirchen widerspiegelt.
Obstroute: Mit dem Rad im Alten Land unterwegs
Jork ist ein guter Ausgangspunkt für Spaziergänge oder Radtouren und liegt auf der sogenannten Obstroute. Diese Radtour führt in zwei Schleifen von 37 und 41 Kilometern durch die Obstanbaugebiete entlang der Elbe bis nach Stade und Buxtehude. Das flache Gelände ist auch für Untrainierte geeignet, wer kein eigenes Fahrrad dabei hat, kann sich in vielen Orten eines leihen. Ein Routenlogo mit grünem Apfel und roter Kirsche weist den Weg. Touren-Vorschläge hat der Tourismusverein zusammengestellt. Praktisch für Radtouren in der Region südlich der Elbe ist der Elbe-Radwanderbus. Er pendelt in den wärmeren Monaten an den Wochenenden zwischen Altem Land und Elbmündung und hält an zahlreichen Orten.
Geführte Touren mit Schiff oder Bus
Wer das Alte Land nicht auf eigene Faust erkunden möchte, kann sich einer geführten Tour anschließen. Ungewöhnliche Perspektiven bietet eine Fahrt mit dem "Tidenkieker", einem Flachbodenboot, das ab dem Lühe-Anleger in Grünendeich Rundfahrten auf Elbe und Lühe unternimmt. Außerdem gibt es verschiedene Bustouren, etwa ab Jork.
Gemütliche Gasthöfe bieten regionale Küche
Nicht fehlen sollte bei einer solchen Tour der Besuch eines gemütlichen Gasthofes. Auf Betriebe, die die regionale Esskultur pflegen, verweist eine blaue Plakette mit weißer Kochmütze. Spezialitäten der Region sind die Altländer Hochzeitssuppe und natürlich Apfelkuchen in verschiedensten Variationen. Zum Abschluss empfiehlt sich ein Altländer Diekpedder - frischer Apfelsaft mit einem Schuss Obstler, der sowohl kalt als auch heiß getrunken wird.
Plantagenführungen und Baumpatenschaften
Weitere Apfelprodukte vom Likör bis zur Marmelade lassen sich in den zahlreichen Hofläden erwerben. Viele Obsthöfe bieten außerdem Führungen durch die Plantagen an, zum Teil auch per Kutsche. Besonders leidenschaftliche Apfelfans können eine Apfelbaumpatenschaft übernehmen. Der Baum wird mit dem Namen seines Paten gekennzeichnet, der Pate darf die Äpfel selbst ernten und behalten. Zur Blütezeit bekommt der Pate rechtzeitig Bescheid, um "seinen" Baum zu besuchen.
Abstecher in die alte Hansestadt Stade
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann an seinen Besuch im Alten Land einen Ausflug nach Stade anschließen. Als Hanse- und Hafenstadt war Stade einmal bedeutender als Hamburg. Bis in die 1960er-Jahre wurden in den drei Hafenbecken Schiffe be- und entladen. Die malerische Altstadt besticht durch zahlreiche Fachwerkhäuser und Backsteinbauten.
Karte: Das Alte Land
