Clausthals Schmuckstück strahlt in Himmelblau
Für eines der schönsten Gotteshäuser im Harz beginnt die aufwendige Innensanierung. Erst 2013 wurde die Außenrenovierung der Marktkirche zum Heiligen Geist im Zentrum von Clausthal-Zellerfeld abgeschlossen. Letzter Schritt war ein Anstrich in Himmelblau, der Originalfarbe und Farbe der Offenbarung. Seither strahlt sie wieder in neuem alten Glanz und steht als Blickfang im Zentrum des Stadtteils Clausthal auf dem ebenfalls sanierten historischen Marktplatz.
Ursprünge im 17. Jahrhundert
Mit 57 Metern Länge und 26 Metern Breite ist die Marktkirche die größte Holzkirche Deutschlands. Mehr als 2.000 Menschen fanden einst in ihr Platz, heute sind es noch rund 1.000. Der Kirchenbau begann 1637 mit dem Turm, da die Glocke nicht nur die Gottesdienste ankündigte, sondern auch die Bergleute zur täglichen Arbeit rief. Fünf Jahre später, an Pfingsten 1642, wurde das komplette Gotteshaus geweiht. Charakteristisch für den barocken Baustiel des Gebäudes sind die welschen Hauben des Glockenturms und des Dachreiters auf dem Kirchenschiff. Im Zuge der Sanierung wurde der Turm 2008 abgetragen, in Teilen neu konstruiert und aus einem Mix von Originalmaterialien und neuen Balken wieder aufgebaut.
Altar und Kanzel überdauern die Jahrhunderte
Die gesamte Kirche besteht aus Fichten- und Eichenholz in Fachwerk-Bauweise. Geeignete Steine für den mächtigen Bau hätte es im Oberharz nicht gegeben. Die Gefache wurden nicht wie bei Häusern üblich ausgemauert, sondern mit Brettern verkleidet. Fünf vorstehende Treppenhäuser, zwei auf der Südseite, drei im Norden, führen zu den Emporen im Inneren der Marktkirche. Ein gewaltiges Runddach überspannt den Innenraum. Auf der Kanzel ist noch heute die Jahreszahl 1642 zu erkennen. Wie auch Altar und Taufgruppe stammt die Kanzel von dem damals hoch geschätzten Schnitzkünstler Andreas Gröber.
Der bedeutendste Umbau der Kirche begann 1689, als das Kirchenschiff um zwölf Meter verlängert wurde. Seitdem blieb das Gotteshaus äußerlich nahezu unverändert. Der Innenraum wurde mehrfach umgestaltet. So entstand 1974 unter der Empore an der Westseite eine kleine Winterkirche für etwa 120 Besucher.
Bergbau bringt Wohlstand
Schon seit 1610 gab es in Clausthal eine Kirche für 1.500 Menschen, die ein großer Stadtbrand jedoch bereits 1634 vernichtete. Der Bergbau lockte damals immer mehr Menschen in den Harz und brachte der Region Wohlstand. Ein Kirchenbau wurde so zum Prestigeobjekt.
Sanierung verschlingt Millionen
In den 1990er Jahren wurden an der Marktkirche erhebliche Schäden sichtbar: unter anderem Risse im Fundament aus Naturstein, undichte Stellen an der Walzblei-Eindeckung des Daches und verrottete Balken. Die Sanierung kostete 9,3 Millionen Euro. Davon trug die Kirche etwa 60 Prozent, der Rest kam von Bund, Land und verschiedenen Stiftungen. Nun soll auch der Innenraum renoviert werden. Seit 2005 gilt die Clausthaler Kirche als "Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung".
Karte: Clausthal-Zellerfeld
