Hamburgs Polizeimuseum: Vom Besucher zum Ermittler
St. Pauli-Killer, Hitler-Tagebücher, Ölfass-Mord: Im Polizeimuseum begeben sich Besucher auf die Spuren spektakulärer Kriminalfälle und lernen die Geschichte Hamburgs aus neuer Perspektive kennen.
Ein Ölfass treibt im Osterbekkanal durch Hamburg-Barmbek. Es ist der 9. November 1984, als die Polizei die in das Fass einbetonierte Leiche eines Lottomillionärs aus dem Wasser fischt. Wo wurde der Mann damals umgebracht? Wer war der Täter? Der spektakuläre Kriminalfall wurde nie aufgeklärt und lässt heute den Besuchern des Polizeimuseums in Hamburg-Winterhude einen Schauer über den Rücken laufen.
Polizeiarbeit im Wandel der Zeit

In der ehemaligen Kantine der Polizeischule präsentiert das Museum auf drei Etagen die rund 200-jährige Geschichte der Hamburger Polizei. Gleich hinter dem Eingang stehen die Nachtwachen, die Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb der Stadt auf Ordnung achteten und später von der Schutzpolizei abgelöst wurden. Eine Galerie von Handfesseln und Knebelketten gibt einen Eindruck, was Straftäter vergangener Tage bei der Verhaftung erwartete.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist die Frage, wie sich das Selbstverständnis und die Aufgaben der Polizei im Laufe der Jahrzehnte veränderten. Eine besondere Stellung nimmt dabei die kritische Auseinandersetzung mit der Rolle der Hamburger Polizei während der NS-Zeit ein. So waren etwa die sogenannten Polizeibataillone im besetzten Polen an Erschießungen beteiligt.
Rückblicke in die 1960er- und 1980er-Jahre
Anschaulich zeigt die Ausstellung, wie Polizeiarbeit früher aussah. So taucht man beispielsweise in einem Raum in die 1960er-Jahre ein: Ein Beamter sitzt dort in einer nachgebauten Wache vor Schreibmaschine und Wählscheibentelefon. Hinter ihm steht die Tür zur Arrestzelle offen. Für die Besucher geht es weiter in die Zeit der Sturmflutkatastrophe von 1962. Ein Schlauchboot der Wasserschutzpolizei füllt den Raum aus, Zeitzeugen kommen zu Wort.
Auch Konflikte zwischen Bevölkerung und Polizei in den 1980er-Jahren, wie etwa der Hamburger Kessel oder die Auseinandersetzungen um die Hafenstraße, werden beleuchtet.
Acht spektakuläre Fälle im Fokus

Lebendige Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Hamburger Polizei gibt die Ausstellung in einem Raum im Dachgeschoss. Anhand von Werkzeugen, Tatwaffen und Originaldokumenten zeigt sie acht spektakuläre Kriminalfälle. Zu sehen sind etwa die Säge des Frauenmörders Fritz Honka, die gefälschten Hitler-Tagebücher, eine Streusandkiste, die der Kaufhaus-Erpresser "Dagobert" einst zur Geldübergabe nutzte, sowie Waffen des "St.-Pauli-Killers" Pinzner.
Was genau passierte, welche Beweise die Beamten fanden - all das können Besucher sich selbst erarbeiten: originale Dokumente lesen, Gespräche mit Geiselnehmern anhören, Tatwaffen bestaunen.
Besucher schlüpfen in die Rolle von Polizisten
In der zweiten Etage können Besucher schließlich selbst zu Ermittlern werden. Im Mittelpunkt stehen drei Kriminalfälle: ein Mord, ein Einbruch, eine Unfallflucht. Wer mag, kann Fingerabdrücke vergleichen, Einbruchswerkzeuge ausfindig machen oder DNA analysieren und Phantombilder erstellen. Und auch alle, die schon immer einmal das Blaulicht im Streifenwagen anschalten oder im Helikopter Umweltsünder jagen wollten, werden hier nicht enttäuscht.
Karte: Polizeimuseum Hamburg
