Kleinstadt Arnis: Eine Perle an der Schlei
Mit knapp 300 Einwohnern auf einem halben Quadratkilometer Fläche ist Arnis ganz offiziell die kleinste Stadt in Deutschland. Aber nicht nur deshalb ist das Örtchen an der Schlei einen Besuch wert.
Es ist ein Ort, wo sich jeder beim Namen kennt, so idyllisch wie überschaubar. Und trotzdem kann man sich an Arnis im Nord-Osten Schleswig-Holsteins nicht satt sehen. Besonders für Tagestouristen und Radler ist die kleine Stadt, die auf einer Halbinsel inmitten der Schlei liegt, ein beliebtes Ausflugsziel.
Das Stadtbild prägen neben unzähligen Linden auch weiße Altbauten mit ziegelroten Spitzdächern und bunt gestrichenen Türen. An vielen Fassaden ranken sich Rosen empor. Sitzbänke laden zum Verweilen und Klönen ein. Ein Zentrum sucht man in Arnis vergebens, stattdessen zieht sich die Lange Straße durch den Ort. Mit gerade einmal 600 Metern ist es die längste Straße in der kleinsten Stadt Deutschlands.
Stadtgründung von Arnis im Jahr 1934
Wie eine Stadt wirkt Arnis nicht, dafür leben dort zu wenig Menschen. 5.000 Einwohner braucht es heute, um als Kleinstadt zu gelten. Trotzdem darf sich das ehemalige Fischerdorf seit 1934 so bezeichnen. Im Zuge einer Gebietsreform waren zuvor bereits ein paar kleine Gemeinden in Schleswig-Holstein zu Städten erklärt worden. Das nutzte der damalige Bürgermeister Peter Holstein, um auch für Arnis einen entsprechenden Antrag einzureichen. Nicht zuletzt, weil er darin die wirtschaftliche Bedeutung für Fischer und Werften besonders hervorhob, wurde der Antrag sofort genehmigt.
Beliebtes Ausflugsziel an der Schlei bei Kappeln
Knapp fünf Kilometer sind es von Arnis bis zum nächstgrößeren Ort Kappeln. Dort befinden sich auch die Schulen, die die Kinder aus Arnis besuchen. Ein eigenes Rathaus hat die kleinste Stadt Deutschlands jedoch. Dort wurden bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie wechselnde Ausstellungen gezeigt. Wer an der Schlei angeln möchte, kann im Rathaus außerdem eine Lizenz dafür erwerben.

Auch Geschäfte oder Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen gibt es in Arnis nicht. Doch neben ein paar Cafés und Restaurants mit Blick aufs Wasser lockt ein Strand im Süden der Halbinsel während der Sommermonate die Badegäste. Auch Spaziergänger kommen auf ihre Kosten. Sie können die Stadt auf einem Fußweg, dem sogenannten Kirchweg, umrunden. Das dauert ungefähr eine knappe halbe Stunde. Der Weg führt entlang des Schleiufers, unter anderem durch ein Naturschutzgebiet.
Segelboote, Werften und ein Hafen
Die Nähe zum Wasser bestimmt das Leben in Arnis. Im Norden, am Ortsausgang in Richtung Grödersby, liegt ein Segel- und Jachthafen. Fast wöchentlich finden in den warmen Monaten auf der Schlei Regatten statt. Darüber hinaus ist Arnis für den Bootsbau bekannt. Gleich vier Werften sind im Ort angesiedelt.
Von Arnis mit der Fähre über die Schlei

Während des Sommers ist auch die Fähre nach Sundsacker in Betrieb. Sie legt vom westlichen Teil der Halbinsel ab und bewegt sich entlang eines Stahlseils über den Fluss. Zu ihren Anfängen im Jahre 1826 wurde die Fähre noch durch Muskelkraft bewegt, seit den 60er-Jahren ersetzt ein Motor diese schwere Arbeit. Etwa 200 Meter ist die Schlei an dieser Stelle breit und trennt die Regionen Angeln und Schwansen voneinander.
Zwar kann die Fähre Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 16 Tonnen befördern, trotzdem ist sie vor allem bei Radfahren beliebt. Die Stadt Arnis verpachtet den Fährbetrieb. In der Nähe des Anliegers steht noch immer das alte Fährhaus. Statt eines Fährmeisters beherbergt es heute allerdings eine Gaststätte.
Die Schifferkirche - das älteste Gebäude in Arnis
Im Süden der Halbinsel nicht weit vom Ufer steht eines der ältesten und zugleich sehenswertesten Gebäude von Arnis: Die evangelisch-lutherische Schifferkirche. Ihren Namen verdankt sie den detailreichen Schiffsmodellen, die in ihrem Inneren von der Decke hängen. Sie stammen teils aus dem 18. Jahrhundert. Arnisser Schiffer hatten sie der Kirche geschenkt, als Dank für eine Seenotrettung. Sowohl die Kirche als auch der angrenzende Friedhof stehen unter Denkmalschutz.
Arnis: Im 18. Jahrhundert ein wichtiger Handelsplatz
Die Kirche, ein paar der alten Fischerhäuschen und die umliegenden Werftbetriebe - nicht viel deutet heute noch auf die glorreiche Vergangenheit des Schlei-Städtchens hin. Nachdem es 1667 von 65 Familien aus Kappeln gegründet wurde, boomte Arnis bereits ein Jahrhundert später. Ein wichtiger Handelsplatz, von dessen Hafen etwa 70 Frachtsegler regelmäßig Waren und Vieh über die Ostsee und nach Skandinavien brachten.
Heute sind die Boote, die hier anlegen, nicht mehr so groß und mächtig wie damals. Ein außergewöhnliches Plätzchen ist Arnis aber dennoch und die Menschen kommen, weil sie die Ruhe und Idylle genießen.
Karte: Arnis - zwischen Grödersby und Sundsacker
