Ein Nationalpark vom Bodden bis zur Ostsee
Seeadler und Kraniche, Seeskorpione und manchmal auch Schweinswale: Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist ein einzigartiges Naturparadies. Seit dem 1. Oktober 1990 erstreckt er sich auf 786 Quadratkilometern Fläche, davon mehr als 80 Prozent Wasser, von der Halbinsel Darß-Zingst bis an die Westküste Rügens. Zu der vielfältigen Landschaft gehören Teile der offenen Ostsee, flache Wasserflächen an den Küsten, Boddengewässer, aber auch Salzwiesen sowie Kiefern- und Buchenwälder. Aufgrund des unterschiedlichen Salzgehaltes der Gewässer leben dort verschiedene Tiere und Pflanzen, die insgesamt für eine ungewöhnliche Artenvielfalt sorgen.
Viele Informationen für Besucher
Ein gut markiertes Netz von Wander- und Radwegen erschließt den größten Nationalpark in Ostdeutschland für Besucher. Schaukästen und Tafeln weisen auf Naturphänomene hin, zusätzlich bietet die Nationalparkverwaltung Führungen an. Neun Informationseinrichtungen widmen sich mit Ausstellungen verschiedenen Themen und Gebieten: das Nationalparkhaus in Vitte auf Hiddensee, Ausstellungen in der Sundischen Wiese auf Zingst sowie in Waase auf der Insel Ummanz, das Natureum am Darßer Ort, die Darßer Arche in Wieck sowie eine Infohütte bei Dranske auf dem Südbug auf Rügen. Auf dem Festland laden die Nationalparkausstellung im Haus am Kliff in Barhöft, das Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf sowie der Vogelpark Marlow ein.
Nach anfänglichen Widerständen habe sich die Akzeptanz für den Nationalpark erheblich erhöht, so Gernot Haffner, Leiter des Nationalparkamtes. Der Naturraum habe sich in den vergangenen 25 Jahren hervorragend entwickelt. Inzwischen spielt das Schutzgebiet auch für den Tourismus eine wichtige Rolle.
Kranichzug im Herbst
Ein besonderes Schauspiel ist der Kranichzug im Herbst, wenn rund 60.000 Vögel auf ihrem Weg in den Süden im Nationalpark Station machen. Vor allem Vogelliebhaber schätzen die verschiedenen Aussichtplattformen. Am Darßer Ort stehen Beobachtungskanzeln, weitere Plattformen gibt es am Pramort, bei Kinnbackenhagen und an der Udarser Wieck sowie an der Südspitze des Alten Bessin. Spaziergänger können am Darßer Weststrand oder am Strand vor dem Dornbuschkliff auf Hiddensee kilometerlange Strandwanderungen unternehmen. Wanderwege führen unter anderem durch den ursprünglichen Darßwald und die Dünenheide.
Was zeichnet einen Nationalpark aus?
Den Titel Nationalpark dürfen nur großflächige Gebiete mit besonders wertvoller, ursprünglicher Naturlandschaft führen. Zudem sollen sie frei von wirtschaftlicher Nutzung sein und kaum vom Menschen beeinflusst. In Deutschland gibt es zurzeit 16 Nationalparks, sieben davon in Norddeutschland: Harz, Jasmund, Müritz, Hamburgisches, Niedersächsisches und Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und die Vorpommersche Boddenlandschaft. Der älteste deutsche Nationalpark ist der Bayerische Wald, der seit 1970 besteht, der jüngste der Hunsrück-Hochwald.
Besonderer Schutz der Kernzone
Nationalparks werden in zwei Zonen unterteilt. Zur Kernzone (Schutzzone I) zählt beim Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft der Darßer Ort, die Hohe Düne, die Werder-Inseln und der Gellen. Sie dürfen in keiner Weise wirtschaftlich oder in anderer Art genutzt werden. Die Natur soll hier frei walten können, der Mensch darf nicht eingreifen. Sandverschiebungen an der Küste lassen die Kernzone pro Jahr etwa um die Größe eines Fußballfeldes wachsen. Die Kernzone darf nur auf ausgewiesenen Wegen betreten werden. Dagegen können sich Besucher in den übrigen Teilen des Nationalparks frei bewegen. Durch spezielle Pflege und Nutzung, etwa der Beweidung mit Schafen, soll diese Zone II in ihrer bestehenden Form erhalten werden.
Neben dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft feierten 2015 auch die Nationalparks Müritz und Jasmund auf Rügen ihr 25. Jubiläum. Sie wurden ebenfalls 1990 gegründet.
Karte: Der Nationalpark im Überblick
