Welche Bedeutung hat die Frankfurter Buchmesse für Buchhändler?
Eigentlich wollte auch Christiane Hoffmeister bei der Frankfurter Buchmesse dabei sein. Sie ist Inhaberin vom Büchereck Niendorf in Hamburg. Allerdings wurde sie von Covid ausgebremst und kann nicht nach Frankfurt fahren. Ein Gespräch.
Frau Hoffmeister, worauf hatten Sie sich denn bei der Buchmesse besonders gefreut?
Christiane Hoffmeister: Das letzte Mal ist ja schon zwei Jahre her. Es gibt ganz viele Menschen, die ich nur auf der Buchmesse treffe. Darauf habe ich mich wirklich gefreut, die einfach mal wieder zu sehen, mit denen in Kontakt zu kommen, sich wieder von Angesicht zu Angesicht auszutauschen - und natürlich auch in den Arm zu nehmen.
Das geht im Moment leider gar nicht. Welche Bedeutung hat die Frankfurter Buchmesse für Buchhändlerinnen und Buchhändler?
Hoffmeister: Es ist ein Treffpunkt für uns, um uns zu sehen, um uns auszutauschen, um auch neue Anregungen zu bekommen. Ich fahre dort auch hin, um zum Beispiel die Veranstaltungen fürs nächste Jahr zu planen: Was kommt auf uns zu im Frühjahr? Wen können wir einladen? Das ist für mich ganz entscheidend.
Es gibt viele Krisenregionen, die dort eine Rolle spielen. Inwieweit ist das auch für Sie im Moment ein Thema?
Hoffmeister: Der Krieg ist natürlich ein Thema, die Ukraine ist ein Thema, auch Iran ist ein Thema. Das sind schon Themen, die uns auch sehr beschäftigen. Gerade die Ukraine, gerade die Auswirkungen des Krieges.
Inwiefern wirkt sich das bei Ihnen aus?
Hoffmeister: Das geht ja nicht nur der Buchbranche so, sondern der Krieg hat insgesamt Auswirkungen auf die Energiekosten, auf Logistik, auf Papierpreise, auf all die Sachen, die für uns wichtig sind und die unser Geschäft ein bisschen beeinträchtigen. Aber nicht nur das Buchgeschäft - auch ganz viele andere Branchen sind betroffen.
Viele verschiedene Themen werden bei der Buchmesse angesprochen. Was treibt Sie besonders um?
Hoffmeister: Wir sind eine ganz kleine Buchhandlung, und ich falle gerade aus, und ich möchte, dass meine Mitarbeiterinnen gesund bleiben, weil ansonsten dieses Geschäft irgendwann geschlossen ist. Das ist so banal, aber so ist es einfach. Wir sind ganz wenige und wir dürfen uns nicht anstecken. Deshalb hoffe ich, dass alle gesund bleiben. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Wir arbeiten immer noch mit Maske im Laden und wir haben auch Kundschaft, die das befremdlich findet. Aber für mich ist es ganz ausschlaggebend, dass da alle gesund bleiben.
Für viele ist die Buchmesse der Ort, um zu schauen, was es an Neuerscheinungen gibt. Haben Sie ein paar Tipps für uns? Was ist das beste Sachbuch für Sie im Moment?
Hoffmeister: Das beste Sachbuch für mich ist "Wir können auch anders" von Maja Göpel. Ich habe schon mit Begeisterung ihr Buch "Unsere Welt neu denken" gelesen. Mal weg vom Denken und hin zum Handeln: Wie können wir Zukunft positiv umgestalten? Das ist so ein Mutmach-Buch, finde ich: Wir sind nicht fixiert aufs Nichtstun, sondern wir können etwas tun, wir können das positiv gestalten. Das hat mich sehr angesprochen.
Und das beste Buch aus dem Norden?
Hoffmeister: Das beste Buch aus dem Norden kommt für mich aus Schweden: Alex Schulmans Buch "Verbrenn all meine Briefe", übersetzt von Hanna Granz. Es geht um Alex Schulman selbst und um seine Familiengeschichte, um seinen Großvater, den Autor Sven Stolpe, und um seine Großmutter Karin Stolpe. Und um eine wunderbare Liebesgeschichte zwischen Karin und einem anderen Schriftsteller. Es geht um diese Briefe, die wir lesen dürfen - ganz wunderschön.
Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse ist Spanien - haben Sie da auch einen Tipp, spanische Literatur?
Hoffmeister: Ganz groß: "Die drei Hochzeiten von Manolita" von Almudena Grandes, übersetzt von Roberto de Hollanda. Es geht um eine junge Frau, die eigentlich ganz unpolitisch ist, aber durch die Wirren des Franco-Regimes wird sie zu einer politischen Figur. Ihre beiden Eltern werden verhaftet und sie wird da hineingezogen, Das ist wunderbar beschrieben und hat mir sehr gefallen.
Das Gespräch führte Friederike Westerhaus.
