Eine dunkelhaarige Frau mit Mütze und weiß-rotem Cape kniet in einer Schneelandschaft und hält eine Rahmentrommel. © Nordischer Klang Foto: Elisabeth Jøraholmen
Eine dunkelhaarige Frau mit Mütze und weiß-rotem Cape kniet in einer Schneelandschaft und hält eine Rahmentrommel. © Nordischer Klang Foto: Elisabeth Jøraholmen
Eine dunkelhaarige Frau mit Mütze und weiß-rotem Cape kniet in einer Schneelandschaft und hält eine Rahmentrommel. © Nordischer Klang Foto: Elisabeth Jøraholmen
AUDIO: Nordischer Klang: Island verzaubert das Publikum in Greifswald (5 Min)

Jazz, Joik und Bedroom-Pop: "Nordischer Klang" verzaubert Greifswald

Stand: 09.05.2025 13:56 Uhr

Der Frühling bringt nicht nur wärmere Temperaturen und Vogelstimmen, sondern auch den Nordischen Klang nach Greifswald. Es steht dieses Mal unter der Schirmherrschaft Islands, stellt aber Kunst und Kultur des gesamten Nordens vor. Eine Zwischenbilanz.

von Juliane Voigt

Mit Kari Heimen erklingt norwegischer Joik beim Festival. Dabei nimmt die Musikerin ihr Publikum mit in den hohen Norden Norwegens, in ihre Heimat zu den Samen. Doch es geht keineswegs nur nordisch-kühl zu in Greifswald. Im Kulturhaus Straze, wurde es mindestens beim Eröffnungskonzert am 2. Mai eng und heiß: 15 Musiker mit Trompeten, Posaunen und Saxofonen sitzen dicht gedrängt in Reihen hintereinander. Es ist die Monday Night Big Band, und dann tritt sie auf: Sinne Eeg.

Weltberühmter Jazz aus Dänemark

Eine Frau vor beigefarbigem Hintergrund hält gebend die Hände in die Kamera. Es ist Sängerin Sinne Eeg. © Nordischer Klang Foto: Stephen Freiheit
Sinne Eeg gilt als eine der stärksten Sängerinnen und Songwriterinnen der skandinavischen Jazzszene.

Sinne Eeg gilt als eine der stärksten Sängerinnen und Songwriterinnen der skandinavischen Jazzszene. Sie ist ein internationaler Star. In Deutschland aber ist die Dänin kaum bekannt. Woran das liegt? "Wahrscheinlich habe ich mich mehr auf Japan, China und Amerika konzentriert", vermutet Eeg selbst. "Ich hatte nie einen Agenten in Deutschland. Dabei ist das eigentlich schade, weil wir Nachbarn sind. Also ich würde gerne mehr hier spielen. Ich fühle mich so wohl, es ist ein großartiges Publikum."

Künstlerischer Leiter des Nordischen Klangs ist Fritjof Strauss. Sinne Eeg auf der Bühne zu haben, erfüllt ihn mit Stolz: "Das war eines der ganz großen Kulturereignisse in unserem Bundesland. Man kann es nicht anders sagen! Es war so ergreifend und rührend, ihre ganze Erscheinung, ihre Ausstrahlung, wie sie auf die Bühne kam, das war Glamour", schwärmt Strauss. Der Nordische Klang sei keine Wald- und Wiesenmusik, nur weil die Programmpunkte aus Nordeuropa kämen, sondern es sei ganz großer Stil, betont Strauss.

Vielfalt der nordischen Kultur

Das Festival-Programm zieht schon seit dem Eröffnungswochenende Anfang Mai viele Interessierte an. Mehrere Konzerte waren ausverkauft, und das Publikum ist begeistert. Es sei immer etwas Neues dabei, immer überraschend und schön, heißt es von den Gästen. Man merke, mit wie viel Liebe die Bands ausgesucht und das Programm zusammengestellt sei.

Festivalleiter Clemens Räthel ist Professor für neue skandinavistische Literatur am Institut für Skandinavistik und Fennistik. Die gesamte Kultur der Nordischen Länder abzubilden, sagt er, sei natürlich nicht möglich: "Was wir machen können, ist Bruchstücke her zu holen, mit denen das Publikum vielleicht nicht rechnet." Es sei der Versuch, erklärt Räthel, ein Programm zu kuratieren, bei dem die erste Assoziation nicht Natur und Fjorde, Elfen und Feen ist, sondern die Vielfalt Kultur der nordischen Kultur darüber hinaus zeige.

Musik aus dem Schlafzimmer: Isländischer Pop von Kusk og Óviti

Eine Frau mit blonden kurzen Haaren und zackig geschminkten Augen und ein dunkelhaariger Mann sitzen in einem rotbeleuchteten Auto. Es ist das Musik-Duo Kusk og Óviti. © Nordischer Klang Foto: Anna Maggý
Neuentdeckung aus Island: Kusk og Óviti nennen ihre Musik Bedroom-Pop.

Zum vielfältigen Programm gehört beispielsweise auch das: Elektronische Beats des Indie-Pop-Duos Kusk og Óviti, Islands jüngste Entdeckung. Bedroom-Pop nennt das Paar seine Musik, die dort auch entstanden sein soll: im Schlafzimmer. Die Popnacht mit den beiden, die in Reykjavík Kunst studieren, lockte am Sonnabend viele Greifswalder und Greifswalderinnen auf die Tanzfläche. Unter ihnen auch Hartmut Mittelstädt. Er lebt in Litauen, war aber früher isländisch-Lektor an der Universität Greifswald, wo 1991 der Nordische Klang gegründet wurde.

Die Wichtigkeit des Festivals für Greifswald und den Norden

"Wir haben das Festival auch gegründet", erinnert sich Mittelstädt, "um zu zeigen, dass es in Nordeuropa eine spezielle Kultur gibt, und dass wir sie vermitteln am Nordische Institut. Denn das sollte damals dicht gemacht werden. Aber dann wurde hier so was Tolles auf die Beine gestellt, und es wurde angenommen von der Bevölkerung." Ebenso wurde das Festival angenommen von jenen Menschen der Länder, deren Sprache und Literatur in Greifswald gelehrt werden. Festivalleiter Clemens Räthel sagt: "Inzwischen ist es nicht nur für Greifswald toll, dass der Norden hierher kommt, sondern es is auch für den Norden toll, nach Greifswald zu kommen."

Der nordische Klang der Sprache

Auch um Literatur geht es beim Festival Nordischer Klang. Pedro Gunnlaugur Garcia hat sein Buch "Unser leuchtendes Leben" vorgestellt - ein in Island preisgekröntes Familienepos. Der Autor freut sich, dass er teilnehmen konnte beim Nordischen Klang, und habe in Greifswald wundervolle Erfahrungen gemacht, erzählt er.

Festakt mit politischer und künstlerischer Prominenz

Wer vor Ort ist, sollte das nicht verpassen: Heute laden die Veranstalter um 18 Uhr zum Festakt in die Stadthalle ein - mit Stína Ágústsdóttir, ein Star in Island. Erwartet werden zum Festabend auch der isländische Botschafter und der Kulturminister. Im Anschluss gibt die Isländerin ein Konzert mit Soul- und Jazz-Musik. Auf dem Programm am Wochenende stehen schwedischer und estnischer Pop, Kino, Literatur und Musik, auch für Kinder.

Unterstützt wird das Festival unter anderem vom NDR.

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Eine Frau steht vor einem Mikrofon und singt. Daneben ein Mann mit einer Gitarre in der Hand. Im Hintergrund ist ein weiterer Mann an einem Schlagzeug zu sehen. © Žan Vidmar Zorc

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Nordmagazin | 09.05.2025 | 19:30 Uhr

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