Schwere Waffen für die Ukraine: "Wo soll das enden?"
Deutschland will auch schwere Waffen an die Ukraine liefern. Das sei nicht der richtige Weg, sagt die Schauspielerin Franziska Walser, die zu den prominenten Erstunterzeichnern eines offenen Briefes an Kanzler Olaf Scholz gehört.
Frau Walser, warum ist es aus Ihrer Sicht der falsche Weg, den Deutschland da geht?
Franziska Walser: Ich hoffe nicht, dass das der falsche Weg ist, aber ich kann es einfach nicht sagen. Ich kann im Moment nur sagen, dass ich für ein Abwägen bin, für eine Besonnenheit und für eine offene Debatte in unserer Gesellschaft, die ich sehr wichtig finde, weil es sehr schwerwiegende und weitreichende Entscheidungen sind.
Wo und wie müsste diese Debatte am besten geführt werden?
Walser: Ob wir in diese Aufrüstung weiter einsteigen, ob wir diese Eskalation, die sich in diesem Krieg anbietet, bedienen wollen. Ich kann nicht glauben, dass schwere Waffen eine Lösung dieses Konflikts bringen. Ein Krieg mit einer Atommacht ist aus meiner Sicht nicht zu gewinnen.
Alice Schwarzer hat im Interview gesagt, man solle auf Verhandlungen setzen. Befürworter der Waffenlieferungen sagen, Putin habe sich in diesem Konflikt kaum an irgendwelche Zusagen und Versprechen gehalten - man könne ihm nur militärisch etwas entgegensetzen und muss das jetzt auch tun, weil er sonst womöglich in anderen Ländern weitermacht. Was sagen Sie diesen Kritikern?
Walser: Ich glaube, dass man trotzdem seine Anstrengungen dahingehend lenken muss, mit ihm in Verhandlungen zu kommen. Wenn man jetzt schwere Waffen dahin liefert - wo soll das enden? Wie soll man jemals auf einen Kompromiss kommen, der für beide Seiten erträglich ist?
Der Liedermacher Wolfgang Müller kritisiert an Ihrem Brief, dass wir uns damit über die Menschen vor Ort erheben. Denn die fragen händeringend nach diesen schweren Waffen, und wir entscheiden hier bequem und in Sicherheit, dass das jetzt nicht das Richtige für sie sei. Wissen wir besser, was gut ist?
Walser: Das ist natürlich überhaupt nicht so. Was die Ukraine macht, ist ihre Sache - ich würde das niemals kritisieren. Aber was wir machen, ist eine andere Geschichte. Wir sind im Augenblick Zuschauer dieses Konflikts, auch wenn Herr Müller meint, dass wir schon im Visier des Angreifers stehen. Aber im Moment ist es so, dass wir zum Zuschauen verurteilt sind. Das ist auch keine angenehme Angelegenheit, aber wir haben dadurch die Möglichkeit, anders mit den Dingen umzugehen. Dass die Ukraine nach Waffen verlangt und dass die sich wehren müssen, kann ich nachvollziehen, das ist völlig klar.
Wie kann dieser Konflikt aus Ihrer Sicht also gelöst werden? Nur am Verhandlungstisch?
Walser: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, wie dieser Konflikt gelöst werden kann. Aber ich glaube, dass er auf gar keinen Fall durch Waffen gelöst werden kann. Ein Krieg hat eigentlich immer nur Verlierer, vor allem unter den Menschen, die in dem Land leben.
Das Interview führte Jan Wiedemann.
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