Bodenwerder: Zu Besuch bei Münchhausen

Stand: 26.03.2025 12:16 Uhr

Fast jedes Kind hat schon vom Lügenbaron Münchhausen gehört. Geboren wurde er vor mehr als 300 Jahren im Weserstädtchen Bodenwerder. Dort trifft man ihn noch heute auf Schritt und Tritt.

Er ritt auf einer Kanonenkugel, zog sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf und trabte mit einem halben Pferd umher: Die verrückten Abenteuer des Barons Münchhausen sind weltberühmt. Dass es den legendären Lügenbaron tatsächlich gab, ist weniger bekannt. Im Weserörtchen Bodenwerder, zwischen Hamelnund Holzminden, wurde Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen 1720 geboren und 1797 in der Klosterkirche beigesetzt.

Ein Museum für den Lügenbaron

Das ehemalige Herrenhaus der Familie Münchhausen dient heute als Rathaus. Dort wurde der Freiherr geboren und verbrachte viele Jahre seines Lebens. Die "Schulenburg", ein weiteres Gebäude auf dem ehemaligen Gutshof der Adelsfamilie, beherbergt das Münchhausen-Museum. Die Ausstellung, die von April bis Oktober geöffnet ist, zeigt Erinnerungsstücke aus dem Leben Münchhausens, Kunstwerke seiner Abenteuer sowie mehr als 1.200 Ausgaben des Buchs "Die tollkühnen Abenteuer des Baron Münchhausen", das ihn berühmt machte.

Münchhausen: Spiel, Musical und Redner-Preis

Eine Figur des Lügenbarons Münchhausen auf einer Kanonenkugel vor dem Eingang zum Münchhausen-Museum in Bodenwerder. © imago/Schöning
Am Eingang des Museums grüßt der "Lügenbaron" auf der Kanonenkugel.

Beim Münchhausen-Spiel, das zwischen Mai und Oktober an mehreren Sonntagen im Rathaus aufgeführt wird, können Besucher die fantasievollen Geschichten des Barons verfolgen. Die einstündige Aufführung beginnt jeweils um 15 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Rathauspark wird außerdem von Mai bis August an jedem zweiten Sonntag ein Münchhausen-Musical gezeigt, Beginn ist 14 Uhr, auch hier ist der Eintritt frei. Die genauen Termine finden sich im Veranstaltungskalender der Gemeinde.

Die große Bedeutung des Adligen für Bodenwerder zeigt sich auch in der jährlichen Verleihung des Münchhausen-Preises. Damit ehrt die Stadt Menschen mit "besonderer Begabung in Darstellungs- und Redekunst, Fantasie und Satire". Zu den Preisträgern gehören unter anderen Helge Schneider, Dieter Hallervorden, Annette Frier und Frank Elstner.

Viele historische Gebäude und Fachwerkhäuser

Gepflegte Fachwerkhäuser in Bodenwerder © imago/McPhoto
In der Altstadt stehen zahlreiche hübsche Fachwerkhäuser.

Bodenwerder erhielt bereits 1287 die Stadtrechte. Zahlreiche gut erhaltene Gebäude sind Zeugnisse der langen Geschichte des Ortes. Dazu gehören ein Festungsturm, die halbrunde Bastion, das Brennereihaus - die ehemalige Gutsbrennerei der Familie Münchhausen - , die Klosterkirche Kemnade sowie Fragmente der Stadtmauer. Dutzende Fachwerkhäuser prägen den historischen Ortskern, das Haus in der Königsstraße 1 von 1484 ist das älteste Wohnhaus Bodenwerders.

Attraktive Lage an der Weser

Die Weser bei Bodenwerder © imago/Dieter Mendzigall
Bodenwerder liegt reizvoll zwischen den Hügeln des Weserberglandes.

Bodenwerder liegt attraktiv an der Weser. Eine Promenade lädt zum Bummel am Wasser ein - mit Blick auf die umliegenden Höhenzüge des Weserberglandes. Im Sommer legen regelmäßig Ausflugsschiffe an, die zu Rundfahrten und Touren auf der Weser bis nach Hameln starten. Der Weserradweg, einer der beliebtesten deutschen Fernradwege, führt auch durch Bodenwerder. Am zweiten August-Wochenende bildet der Fluss den Rahmen für das Lichterfest mit Lasershow, großem Feuerwerk und Live-Musik auf mehreren Bühnen. Für den Besuch benötigt man ein Ticket.

Wer war Münchhausen?

Münchhausen hat wirklich gelebt, aber wie viel Wahrheit steckt in den Geschichten über ihn? Tatsächlich wurden sie der historischen Person gegen seinen Willen zugeschrieben. Überliefert ist, dass der Freiherr gern mit abenteuerlichen Geschichten aus seiner Militärzeit in Russland prahlte. Mit seinen Anekdoten war er ein gern gesehener Gast auf jedem Fest, ließ für die geselligen Abende extra einen Pavillon errichten. 1785 veröffentlichte ein unbekannter Autor unter dem Namen des Freiherrn ein Buch: "Die tollkühnen Abenteuer des Baron Münchhausen". Es ist prallvoll mit den unglaublichsten Geschichten und machte Münchhausen berühmt, ruinierte aber seinen Ruf - denn von nun an galt er als "Lügenbaron".

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Historische Illustration des Barons von Münchhausen beim Ritt auf einer Kanonenkugel von Gustave Doré. © picture alliance  / akg-images

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Ob er wirklich auf der Kanonenkugel ritt? Seine Anekdoten mögen nicht alle stimmen, aber den Baron selbst gab es wirklich. mehr

Karte: Bodenwerder an der Weser

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die nordstory | 02.09.2024 | 15:00 Uhr

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