Schloss Güstrow: Renaissance in Mecklenburg
Erker und Türmchen überall: Schloss Güstrow, ursprünglich eine wuchtige Vier-Flügel-Anlage, überrascht mit seiner Leichtigkeit. Der Bau aus dem 16. Jahrhundert gilt als eines der bedeutendsten und am besten erhaltenen Renaissance-Schlösser in Nordeuropa. Eine Sanierung war dennoch überfällig: Derzeit und noch bis zum Jahr 2023 wird der Prachtbau saniert.
Museum wird saniert
Auch das Schlossmuseum ist wegen der Sanierungsarbeiten vorübergehend geschlossen. In den früheren Wohn- und Empfangsräumen der Fürsten präsentierte es Mobiliar und Gemälde, Skulpturen und Wandverkleidungen lassen vergangene Jahrhunderte wieder aufleben. Im Mittelpunkt steht der wohl imposanteste Raum, der große Festsaal mit einer Stuckdecke aus dem frühen 17. Jahrhundert. Das Schloss beherbergt außerdem eine bedeutende Mittelaltersammlung, Kunst und Waffen der Renaissance, die Glassammlung des Staatlichen Museums sowie Kunstwerke aus Antike, Mittelalter und der jüngsten Vergangenheit. Eine eigene Abteilung würdigt die einjährige Regentschaft Albrecht von Wallensteins in Güstrow 1628/29 während des Dreißigjährigen Krieges.
Gut 30 Jahre Bauzeit
Herzog Ulrich III. von Mecklenburg ließ Schloss Güstrow von 1558 an als Regierungssitz errichten. Zuvor war an derselben Stelle ein Teil einer mittelalterlichen Burg abgebrannt. Als Baumeister engagierte der Herzog Franz Parr, der aus einer italienisch-schlesischen Familie stammte. Er errichtete den West- und Südflügel des Schlosses und zeichnet für die südeuropäischen Einflüsse verantwortlich. Die Nord- und Ostseite plante später der Niederländer Philipp Brandin. Nach mehr als 30 Jahren endeten die Arbeiten 1591. Die heutige Brücke und das Torhaus wurden erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ergänzt.
Verfall im 18. Jahrhundert
Nachdem die Adelslinie der Herzöge von Mecklenburg-Güstrow 1695 ausgestorben war, gehörte das Schloss zu Mecklenburg-Schwerin. Die dortigen Herzöge zeigten jedoch wenig Interesse an ihrem neuen Besitz. So verfiel das Gebäude im 18. Jahrhundert derart, dass der Ostflügel 1795 abgerissen werden musste. Im 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Lazarett und Altenheim. Zu DDR-Zeiten wurde die Schlossanlage von 1963 bis 1978 saniert.
Gartenkunst im Wandel der Zeiten
Das Schloss beeindruckt nicht nur als Bauwerk, sondern auch mit seinem Garten. Er wurde zeitgleich mit dem Schloss angelegt - mit Laubengängen und Wasserspielen. Im 17. Jahrhundert ließen ihn die Herzöge umgestalteten. Es entstand ein Landschaftspark mit Obstbäumen, exotischen Pflanzen und Bauten des frühen Barock. Heute können Besucher das Gelände wieder als den ursprünglichen Renaissance-Garten mit geometrischen Grundformen, Lavendelbeeten und Wassergräben erleben - nachdem die Anlage 2014 nach historischem Vorbild rekonstruiert wurde.
Karte: Schloss Güstrow
