Kloster Wienhausen: Prachtbau voller Kunstschätze
Die schönen gotischen Backsteingiebel des Westflügels geben bereits von außen einen Eindruck von der prächtigen Architektur und den reichen Kunstschätzen, die im Kloster Wienhausen bei Celle zu sehen sind. Gegründet um 1230 von einer Schwiegertochter Heinrichs des Löwen, erhielt das Zisterzienserinnenkloster schon bald nach der Gründung großzügige Schenkungen. Dieser Reichtum spiegelt sich noch heute in der außergewöhnlich kunstvollen Innenausstattung wider. Ein Besuch - etwa im Rahmen einer Radtour - lohnt sich also.
Mittelalterliche Bildteppiche und Wandmalereien
Höhepunkt eines Rundgangs durch das Kloster ist der Nonnenchor. Die üppigen Malereien an Wänden und Decken stammen aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und zeigen Szenen aus der Schöpfungsgeschichte sowie aus dem Leben Jesu. Ebenfalls sehenswert ist die holzgetäfelte Äbtissinnenzelle, deren Wände reich verziert sind mit ornamentgeschmückten Bibelsprüchen.
Ein besonderer Schatz des Klosters ist die Sammlung gotischer Wandteppiche. Die wertvollen Stücke stammen aus der Zeit zwischen 1300 und 1480. Sie zeigen sowohl bekannte Bibelgeschichten als auch weltliche Sagen, etwa die berühmte Liebesgeschichte von Tristan und Isolde. Die Teppiche sind im Klostermuseum zu besichtigen. Während der alljährlichen Teppichwoche, die immer am Wochenende nach Pfingsten beginnt, werden Führungen durch die Teppichausstellung angeboten.
Raritäten: Die ältesten Brillen
Zu den weiteren Kostbarkeiten des Klostermuseums zählen zahlreiche mittelalterliche Handschriften, Pilgerzeichen und Perlenkettchen. Ein Kuriosum und zugleich eine echte Rarität ist die Sammlung mehrerer Brillen aus dem 14. Jahrhundert. Sie gehören zu den ältesten der Welt.
Standhafte Klosterbewohnerinnen
Als die Reformation in der Region Einzug hielt, leisteten die Wienhausener Klosterfrauen vehementen Widerstand und weigerten sich, den protestantischen Glauben anzunehmen. Erst als der Herzog 1531 Teile des Klosters abriss und einen Teil des klösterlichen Besitzes einzog, gaben die Klosterfrauen nach. Ihre Zisterzienserinnen-Tracht trugen sie allerdings bis 1616 weiter - Berichten zufolge hielten die standhaften Damen auch noch viele Jahre lang heimlich katholische Gottesdienste ab.
Heute ist das ehemals katholische Kloster ein evangelischer Frauenkonvent. Zwischen April und Oktober führen die Konventualinnen mehrmals täglich durch das Kloster und das Museum.
Rundgang durch das Dorf
Neben einem Besuch des Klosters empfiehlt sich auch ein Spaziergang durch den historischen Dorfkern mit seinen vielen hübschen Fachwerkhäusern. Sehenswert sind unter anderem die alte Wassermühle und der Glockenturm.
Kloster Wienhausen liegt - wie auch die beiden Heideklöster Ebstorf und Medingen - an dem mittelalterlichen Jakobsweg, der "Via Scandinavica", die einst vom hohen Norden Europas bis nach Santiago de Compostela führte. Ein Teil der alten Pilgerroute führt dabei auf etwa zwölf Kilometern von Wienhausen nach Celle. Den genauen Routenverlauf finden Interessierte auf der Website des Pilgerwegs.
Karte: Kloster Wienhausen
