Historische Gebäude in der Altstadt von Braunschweig. © Colourbox Foto: Heiko Kueverling

Braunschweig: Zwischen Tradition und Moderne

Stand: 24.06.2022 11:33 Uhr

Heinrich der Löwe führte Braunschweig im Mittelalter zu Größe und Einfluss. Heute bietet die Stadt eine spannende Mischung aus Moderne und Tradition sowie ein renommiertes Museum.

Eine jahrhundertelange Tradition - aber auch viel aktuelle Forschung und Wissenschaft: In Braunschweig, mit rund 250.000 Einwohnern nach Hannover die zweitgrößte Stadt Niedersachsens, ergänzt sich beides. Da weite Teile Braunschweigs im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, prägen heute Häuser aus der Nachkriegszeit das Stadtbild. Bei einem Stadtbummel trifft man jedoch immer wieder auf "Traditionsinseln" mit prächtigen historischen Gebäuden.

Der Dom: Grabstätte Heinrich des Löwen

Blick von oben auf den Braunschweiger Dom in der Innenstadt. © NDR Foto: Julius Matuschik
Die ältesten Glocken des Doms stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert.

Der Burgplatz mit Dom, Burg und Löwenstandbild lässt noch die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung Braunschweigs erahnen. Der imposante, dreischiffige Dom St. Blasii entstand zwischen 1173 und 1195 unter Heinrich dem Löwen als Zeugnis seiner Macht und spätere Grabstätte. Besucher können das aus Muschelkalk gefertigte Grab des Herzogs und seiner Frau Mathilde besichtigen sowie zahlreiche Kunstschätze bewundern. Dazu gehören das Imervard-Kreuz, der Marienaltar, ein fünf Meter hoher, siebenarmiger Leuchter sowie mittelalterliche Wandmalereien. Lohnenswert ist auch ein Blick in ein besonders kostbares Buch, das Heinrich der Löwe im Jahr 1188 dem Dom stiftete: das Evangeliar. Die mit zahlreichen kunstvollen Bildern verzierte Handschrift ist allerdings nur eine aufwendige Kopie. Das Original liegt als teuerstes Buch der Welt gut geschützt im Tresor der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.

Ein renommiertes Museum - zwei Standorte

Burg Dankwarderode (l.), Löwenstatue und Dom (r.) in Braunschweig © NDR Foto: Axel Franz
Zeugnisse früherer Macht: die Löwenstatue vor dem Dom (r.) und der Burg Dankwarderode.

Unmittelbar neben dem Dom steht Burg Dankwarderode, einst die Residenz Heinrich des Löwen. Der heutige Bau wurde im späten 19. Jahrhundert als Rekonstruktion nach dem mittelalterlichen Grundriss errichtet. Die Burg ist einer von zwei Standorten des Herzog Anton Ulrich-Museums. Besucher können dort die Mittelalter-Abteilung sowie Teile des Welfenschatzes und liturgische Gewänder besichtigen.

Gemälde-Galerie: Rembrandt, Rubens, Cranach

Besucher schauen sich nach siebenjähriger Sanierung und Erweiterung des Herzog Anton Ulrich Museum in Braunschweig in der Gemälde-Galerie um. © dpa-Bildfunk Foto: Peter Steffen
In der Gemälde-Galerie hängen unter anderem Werke von Peter Paul Rubens und Rembrandt van Rijn.

Das Hauptgebäude des Museums steht im Museumspark an der Oker. Die Gemälde-Galerie von internationalem Rang zeigt wertvolle Werke von Rembrandt, Rubens, van Dyck, Cranach und anderen berühmten Malern. Herzog Anton Ulrich gründete die Sammlung 1754. Nachdem sie zunächst an verschiedenen Orten untergebracht war, wurde 1887 der heutige Museumsbau im Stil der italienischen Renaissance eröffnet. Noch immer sind Gemälde, die an mit farbigem Stoff bespannten Wänden präsentiert werden, das Herzstück der Ausstellung auf insgesamt fast 4.000 Quadratmetern.

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Das Bild zeigt die Silbermöbel der Welfen in einer Ausstellung im Landesmuseeum Braunschweig. © Herzog Anton Ulrich-Museum / Kathrin Ulrich

Braunschweiger Museum zeigt Möbel und Münzen der Welfen

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Traditionsinseln: Bezirke mit prachtvollen Bauten

Direkt hinter dem schönen, mittelalterlichen Burgplatz beginnt die ausgedehnte Fußgängerzone der Altstadt. Über die Stadt verteilt gibt es fünf sogenannte Traditionsinseln (Aegidien, Altstadtmarkt, Burgplatz, Magniviertel, Michaelis): Bezirke, die noch mit prachtvollem Baubestand aus dem Mittelalter aufwarten können. In jedem Bezirk gab es einst eine Kirche, ein Rathaus und einen Markt. Auf dem Altstadtmarkt, der im 12. Jahrhundert angelegt wurde, ist das bis heute so.

Altstadtmarkt in Braunschweig mit Marienbrunnen und Altstadtrathaus. © Niedersächsischer Turner-Bund e. V.
Der Altstadtmarkt mit Rathaus und Brunnen ist eine der Braunschweiger Traditionsinseln.

Den Mittelpunkt des Platzes bildet der Marienbrunnen. Darum gruppieren sich die Martinikirche, das Alte Zollhaus von 1643, das Gewandhaus mit Renaissancegiebel und das Altstadtrathaus. An seiner Fassade befinden sich viele - zum Teil gruselige - gotische Figuren und eine Braunschweiger Elle. Sie ist an einer der Säulen des Laubengangs eingelassen, misst genau 57,07 Zentimeter und diente im Mittelalter Kaufleuten, besonders den Tuchhändlern, als verbindliche Maßeinheit.

Das fröhliche Rizzi-Haus

Das "Rizzi-Haus" im Magniviertel von Braunschweig. © NDR Foto: Axel Franz
Bunt und fröhlich: Das Rizzi-Haus ist ein beliebtes Fotomotiv.

Das moderne Braunschweig zeigt sich bunt. Rosa, Gelb, Grün, Rot, mit Tupfen, Herzen und Figuren: Wer durch das Magniviertel bummelt, traut zunächst seinen Augen nicht, denn dort leuchten bemalte, lachende Häusertürme im Comic-Stil. Der international bekannte New Yorker Künstler James Rizzi hat sie auf Initiative des Galeristen Olaf Jaeschke und des Architekten Konrad Kloster gestaltet. Formen und Farben bilden bewusst einen Gegensatz zu unseren üblichen Bau- und Sehgewohnheiten. Das Happy Rizzi Haus besteht aus mehreren Baukörpern und ist eine begehbare Bauskulptur. Da das Gebäude als Bürohaus genutzt wird, ist es allerdings nicht öffentlich zugänglich.

Residenzschloss mit Einkaufsmeile

Fassade des Braunschweiger Residenzschlosses © NDR Foto: Axel Franz
Außen scheinbar alt, innen ein Einkaufszentrum: das Schloss.

Eine nicht unumstrittene Mischung von Kultur und Konsum bietet das 2007 wieder aufgebaute Residenzschloss aus dem 18. Jahrhundert. Hinter der originalgetreu rekonstruierten Fassade befindet sich eine Einkaufsgalerie mit mehr als 150 Geschäften, Cafés und Restaurants. Daher bezeichnen die Braunschweiger das Gebäude auch gern als "Vorhängeschloss". Außerdem enthält der Gebäudekomplex die Stadtbücherei, das Kulturbüro und in der Beletage im Nordflügel ein 600 Quadratmeter großes Schlossmuseum.

Schlossmuseum gewährt Einblicke in das Leben der Herzöge

Ein Arbeitszimmer im neuen Schlossmuseum Braunschweig. © ndr.de Foto: Christoph Heymann
Das Museum zeigt unter anderem ein historisches Arbeitszimmer der Fürsten.

Für das Museum wurden fünf repräsentative Säle nach historischen Vorlagen rekonstruiert. Wandverkleidungen und Möbel bestehen überwiegend aus historischen Stücken, die Museen und Sammler zur Verfügung gestellt haben. So bekommen Besucher einen Eindruck davon, wie die braunschweigischen Herzöge zwischen 1830 und 1918 gelebt haben. Auf Informationstafeln haben die Gestalter bewusst verzichtet, um den historischen Gesamteindruck nicht zu stören.

Wer mehr über das Leben im Schloss und die Bedeutung der Fürsten für die Stadt Braunschweig erfahren möchte, kann sich in einem getrennten Raum, dem Weißen Saal des Schlossmuseums, informieren. Dort bekommen Besucher an einer festlichen Tafel ein elektronisches "historisches Menü" serviert: über die einstigen Herrscher, die Welfen, sowie über die Geschichte des Schlosses bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau in diesem Jahrhundert.

Klosteranlage Riddagshausen

Klosterkirche in Riddagshausen. © picture alliance / dpa Foto: Julian Stratenschulte
Die stattliche Kirche gehörte einst zu einer großen Klosteranlage.

Eines der ältesten gotischen Bauwerke in Deutschland steht in dem östlichen Braunschweiger Stadtteil Riddagshausen: die Klosterkirche St. Mariae von 1275. Sie gehörte einst zu einem Zisterzienserkloster, das Mönche Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet hatten. Von der Anlage sind heute neben der Kirche nur noch das Torhaus, die Klostermauer sowie die Frauen- und Siechenkapelle erhalten.

Karnevalshochburg des Nordens

Wer den Karneval liebt und es in der fünften Jahreszeit nicht bis nach Mainz oder Köln schafft, ist in Braunschweig genau richtig. Die Stadt ist die Karnevalshochburg des Nordens. Tausende Narren begleiten jedes Jahr am Sonntag vor Rosenmontag den sogenannten Schoduvel durch die Innenstadt, einen etwa sechs Kilometer langen Karnevalsumzug mit Motivwagen und Musik.

Hochschulen und das Zentrum der Zeitmessung

Eine Fotografie zeigt die Atomuhr CS2 in Braunschweig. © Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Präzision der Technik: Die Atomuhr misst die Zeit ganz genau.

In Braunschweig haben zwei Hochschulen und mehrere Forschungseinrichtungen ihren Sitz. Eine davon ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, das Zentrum der Zeitmessung in Deutschland. Die Messung erfolgt mit einer Atomuhr, die die Schwingung im Inneren eines Atoms ermittelt. An der Technischen Universität sind mehr als 18.000 Studierende eingeschrieben, an der Hochschule für Bildende Künste rund 1.000.

Eine Tour auf der Oker

Ein Floß mit zahlreichen Menschen fährt auf der Oker durch Braunschweig. © Braunschweig Stadtmarketing GmbH Foto: Steffen und Bach GmbH
Eine Floßfahrt auf der Oker bietet eine ungewohnte Perspektive der Stadt.

Schöne Parkanlagen, historische Bauten und viel Grün: Bei einer Paddeltour auf der Oker entlang der Wallanlagen können Besucher entspannen und Braunschweig vom Wasser aus entdecken. Wer möchte, kann sogar einmal um den alten Innenstadtkern herumfahren, trifft dabei allerdings auf zwei Wehre. Im Mittelalter war die Oker ein wichtiger Handelsweg. Wie ihn Kaufleute nutzten und wo ihre Ziele lagen, erläutert eine geführte Tour.

Karte: Sehenswürdigkeiten in Braunschweigs Zentrum

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Die Reporterinnen Vanessa Kossen und Britta von Lucke paddeln durch wildes Wasser auf der Oker. © NDR/dmfilm Foto: Michael Bahlo

Kanu fahren auf der Oker von Schladen nach Braunschweig

Die Oker fließt vom Harz bis zur Aller in der Südheide. Eine schöne Paddel-Strecke liegt zwischen Schladen und Braunschweig. mehr

Gewölbe in der Einhornhöhle Scharzfeld © Dr. Ralf Nielbock

Geopark Braunschweiger Land: Eintauchen in die Erdgeschichte

Das Infozentrum des Geoparks Braunschweiger Land in Königslutter erklärt Erdgeschichte auf anschauliche Art. mehr

Eine Till Eulenspiegelfigur schaut in einen Spiegel. Daneben steht eine Eulenfigur.
. © NDR Foto: Franziska Mahn

Till Eulenspiegel: Der Braunschweiger Narr

Ob es ihn je gegeben hat, ist unklar. Seine Geschichten haben jedenfalls Jahrhunderte überdauert: Till Eulenspiegel. mehr

Jägermeister-Chef Günter Mast (r.) mit Hans Jürgen Hellfritz (l.) und Eberhard Haun (beide Eintracht Braunschweig) © imago/Rust

Braunschweiger Fußballrevolution mit Hirsch

Am 24. März 1973 trug die Eintracht als erstes Team in der Bundesliga Trikotwerbung. Ein Hirsch verdrängte den Löwen. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordtour: Den Norden erleben | 25.06.2022 | 18:00 Uhr

Sonnenaufgang am Ostfrieslandwanderweg in Ogenbargen. © NDR Foto: Folkert Christoffers

Ausflugstipps: Entdecke den Norden

Radtour, Wanderung oder kurzer Städtetrip: Der Norden bietet viele Ziele. Einfach Wunschkriterien auswählen und Tipps bekommen. mehr

Eine der Sehenswürdigkeiten von Pellworm: der Leuchtturm der Insel. © NDR/jumpmedientv

Tipps für Ausflüge im Norden in Leichter Sprache

Hier finden Sie Tipps für einen schönen Ausflug in Nord·deutschland. Diese Tipps sind in Leichter Sprache. Und sie sind nach Bundes·ländern geordnet. mehr

In einem Klassenraum stehen die Stühle auf den Tischen. © imago images / stpp

So geht der Norden 2023/2024 in die Schulferien

Die Ferientermine der norddeutschen Bundesländer auf einen Blick. mehr

Urlaubsregionen im Norden