Der Harz zwischen Bergbau und Naturschutz

Stand: 23.08.2023 08:42 Uhr

Silber- und Eisenerzvorkommen haben die Menschen seit dem Mittelalter in den Harz gelockt. Das hinterließ Spuren. Heute steht ein Teil des Gebirges unter Naturschutz.

Die Geschichte des Harzes begann vor gut 300 Millionen Jahren - zumindest geologisch. Während der sogenannten variskischen Faltung wurden Gesteinsmassen in der Harzregion angehoben. In Kombination mit vulkanischen Aktivitäten, zeitweiligen Absenkungen, Abtragungen, Ablagerungen und einer weiteren Gebirgsfaltung in der Kreidezeit vor 60 bis 100 Millionen Jahren bildete sich der heutige Harz mit zahlreichen Erzlagerstätten. Für Geologen ist er daher ein spannendes Revier und Teil des UNESCO Geoparks Harz - Braunschweiger Land - Ostfalen.

Im Geopark-Informationszentrum in Königslutter können Besucher viel über die Geologie des Mittelgebirges erfahren. Eindrucksvoll ist ein Besuch der Einhornhöhle bei Scharzfeld im südlichen Harzvorland. Dort lässt sich der Geopark außerdem bei naturkundlichen Wanderungen auf Rundwegen entdecken.

Nordisches Klima im Hochharz

Fichten am Kaiserweg im Nationalpark Harz. © Harzer Tourismusverband Foto: S. Winter
Das Harzer Hochland ist gekennzeichnet von niedrigen Temperaturen sowie viel Regen und Wind.

Die höchste Erhebung des nördlichsten deutschen Mittelgebirges ist mit 1.142 Metern der Brocken im Hochharz. So werden die Gebiete in mehr als 700 Metern Höhe bezeichnet. Vom umliegenden Oberharz unterscheiden sie sich auch durch ihre klimatischen Verhältnisse. Niedrige Temperaturen, viele Niederschläge und starke Winde sorgen in diesem Hochland für nordisches Klima. Neben baumlosen Ebenen und Hochmooren prägen vor allem Bergfichtenwälder die Landschaft.

Täler mit Laubwald

Die Hochflächen des Oberharzes auf 600 bis 700 Metern Höhe nehmen den größten Teil des Gebirges ein. Tiefe Flusstäler mit Schlucht- und Buchenwäldern durchziehen die Landschaft. Laubwald war auch die ursprüngliche Vegetation des Unterharzes, einer welligen Hügellandschaft.

Bergbau und Abholzung

An der heutigen Vegetation ist der Einfluss des Menschen zu erkennen. Während das fruchtbare Harzvorland schon in der Jungsteinzeit besiedelt war, wurde der Oberharz erst im Mittelalter wegen seiner Bodenschätze systematisch erschlossen. Die Ausbeutung hat deutliche Spuren in der Landschaft hinterlassen. Zwar wurde bereits 968 am Rammelsberg bei Goslar Silber gewonnen, doch erst später erlebten Silberabbau, Eisenerzgewinnung, Verhüttung und Verarbeitung bis zum Ende des 18. Jahrhunderts einen Boom.

Die Folgen von Bergbau und Abholzung waren kahl geschlagene Flächen. Schon damals versuchten Menschen, die Harzer Waldbestände zu retten. Abgeholzte Wälder wurden mit Fichten aufgeforstet, die heute charakteristisch für viele Gebiete im Harz sind.

Von den Fichten-Monokulturen zu Naturwäldern

Ein gesperrter Holzweg führt in ein vom Borkenkäfer befallenes Gebiet am Brocken. © NDR Foto: Anja Deuble
Fichten prägen im Oberharz das Landschaftsbild. Sie sind über weite Flächen geschädigt.

Doch diese angelegte Monokultur hat mittlerweile ihre Schwächen offenbart: Über weite Flächen ist der Fichtenbestand geschädigt. Borkenkäfer bohren Gänge in Holz und Rinde der Fichten, um darin Eier abzulegen. So traurig der Anblick der sterbenden Fichten ist, auf lange Sicht besteht darin eine Chance. Der Harzwald könnte wieder zu einem echten Urwald werden - mit vielfältigem und gesundem Laubmischwald.

Nationalpark Harz: Waldreicher Lebensraum für viele Tiere

Heute stehen im Harz fast 25.000 Hektar Land unter besonderem Schutz, etwa zehn Prozent der gesamten Fläche. 2006 wurde der damals zwölf Jahre alte Nationalpark Harz um den Nationalpark Hochharz auf ehemaligem DDR-Gebiet erweitert. Damit erstreckt sich der Nationalpark von Herzberg im Süden über die Hochlagen bis nach Ilsenburg im Norden. In dem überwiegend bewaldeten Gebiet leben die für den Harz typischen Tiere wie Rotwild, Wildschweine und Auerhühner. Auch Wildkatzen haben ihre Reviere im Harz.

Der Luchs ist zurück

Ein Luchs liegt in einem Gehege im Harz. © NDR Foto: Axel Franz
Luchse leben im Harz in freier Natur, lassen sich aber am besten im Schaugehege bebachten.

Dagegen sind Luchse erst seit dem Jahr 2000 wieder im Harz ansässig. Nach der letzten großen Luchsjagd 1818 galten die bis zu 20 Kilogramm schweren Tiere als weitgehend ausgerottet. Im Rahmen des Harzer Luchsprojektes wurden die Raubkatzen mit Erfolg ausgewildert. Inzwischen leben sie wieder im gesamten Harz in freier Natur und bekommen dort auch Nachwuchs.

Luchse sind sehr scheue Einzelgänger, die sich in einem Revier von bis zu 150 Quadratkilometern bewegen und in der freien Wildbahn nur selten zu beobachten sind. Die Nationalparkverwaltung hat daher an der Rabenklippe bei Bad Harzburg ein Luchs-Schaugehege eingerichtet.

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Dieses Thema im Programm:

Die Nordreportage | 08.07.2023 | 14:00 Uhr

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