Oberschenkelhalsbruch: Schnelle OP wichtig
Ein Oberschenkelhalsbruch trifft meist ältere Menschen. Innerhalb eines Jahres nach dem Knochenbruch sterben vier von zehn Gestürzten an den Folgen. Besonders groß ist die Gefahr, wenn der Oberschenkelhalsbruch nicht sofort operiert wird. Denn mit der Wartezeit auf die OP steigt die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen. Viele werden erst bettlägerig und dann zum Pflegefall.
Experten fordern deshalb, einen Oberschenkelhalsbruch ebenso schnell zu behandeln wie einen Schlaganfall. Die Behandlungsleitlinien der Unfallchirurgen schreiben vor, dass ein Oberschenkelhalsbruch innerhalb von sechs bis 24 Stunden operiert werden muss.
Studie: Versorgungsdefizite und Sterberisiko
Eine Studie geben Hinweise auf Versorgungsdefizite und ein dadurch erhöhtes Sterberisiko beim Oberschenkelhalsbruch:
Eine Untersuchung des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Qualitätssicherung zeigt: Von mehr als 1.200 untersuchten Krankenhäusern haben rund 800 Kliniken mit Oberschenkelhalsbruch nicht rechtzeitig operiert. Jeder fünfte Patient musste länger auf die Operation warten, als maximal zulässig. Das Problem trat bei Krankenhäusern aller Größen und Fallzahlen auf. Immer wieder kam es vor, dass Betroffene am Wochenende nicht operiert wurden. Als Begründung wurden häufig Argumente wie fehlende OP-Kapazitäten oder Personalmangel genannt.
Fach- und berufsübergreifende Behandlung überlebenswichtig
Eine Untersuchung der Deutschen Gesellschaften für Unfallchirurgie und Geriatrie mit 55.000 Patienten im Alter von über 80 Jahren in 841 deutschen Krankenhäusern zeigt, dass das Risiko, in den ersten vier Wochen nach einem Oberschenkelhalsbruch zu versterben, in einem Krankenhaus mit fach- und berufsgruppenübergreifendem Behandlungsteam um mehr als ein Fünftel geringer ist als in einem Krankenhaus ohne spezielles Management.
Würden in jeder Klinik Unfallchirurgen, Altersmediziner, Physiotherapeuten sowie Sozial- und Pflegedienste bei der Versorgung des Oberschenkelhalsbruchs eng zusammenarbeiten, ließen sich demnach rund 4.000 Todesfälle pro Jahr in Deutschland vermeiden. Doch bisher gibt es solche Behandlungsteams erst in etwa der Hälfte der deutschen Krankenhäuser.
Komplikationen beim Oberschenkelhalsbruch
Mit modernen Operationsverfahren lässt sich der Knochen so effektiv stabilisieren, dass die Betroffenen schnell wieder auf die Beine kommen und von Komplikationen verschont bleiben.
Bei verzögerter Diagnose und verspäteter Operation kann es jedoch zu schweren Komplikationen kommen:
- Gelenkkopfnekrosen (Absterben des Knochens)
- Venenthrombosen
- Lungenembolien
- Lungenentzündungen
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Druckgeschwüre
- Blasenentzündung
Damit der Muskelverfall aufgehalten wird, benötigen Betroffene regelmäßige Reha-Maßnahmen und Krankengymnastik. Je schneller sie damit beginnen, umso besser ist in der Regel der Heilungsverlauf.
Worauf Angehörige achten sollten
Wenn ein älterer Mensch stürzt, sollten Angehörige und Ärzte stets an einen Oberschenkelhalsbruch denken - auch wenn viele Betroffene den Sturz und die Schmerzen herunterspielen, weil sie nicht ins Krankenhaus möchten.
Wird ein Oberschenkelhalsbruch erkannt und nicht sofort operiert, sollten die Angehörigen den Betroffenen in eine andere Klinik verlegen lassen, damit die leitliniengerechte Versorgung gesichert ist.
Oberschenkelhalsbruch: Reha nach Operation
Moderne Operationsverfahren schonen Bänder und Muskeln und erlauben dadurch eine schnelle Belastung der operierten Hüfte. Schon am Tag der Operation stehen die Betroffenen wieder auf, am nächsten Tag gehen sie ersten Schritte auf dem Flur. So kommen Kreislauf und Bewegungsapparat wieder in Schwung.
Idealerweise besuchen Reha-Spezialisten die Betroffenen bereits vor der Operation und legen gemeinsam mit den Chirurgen die weitere Therapie und auch die Schmerzmedikation fest. Vor allem Betroffene mit einer Osteoporose benötigen nach der Operation einen Knochen- und Muskelaufbau in der Reha, um langfristig weiteren Brüchen vorzubeugen. Auch die Koordination wird in der Reha trainiert, damit das Gehirn angeregt wird.
Therapie in einem Zentrum für Alterstraumatologie
Nach einem Oberschenkelhalsbruch bietet die Behandlung in einem alterstraumatologischen Zentrum einige Vorteile:
- Das Personal ist auf die Bedürfnisse und Besonderheiten älterer Menschen eingerichtet. Meist stehen mehr Mitarbeiter zur Verfügung, die sich um die Betroffenen kümmern können.
- Bei der Aufnahme hat ein Team aus Geriatern, weiteren Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten die gesamte Situation des Betroffenen im Blick und holt zum Beispiel von den Angehörigen wichtige Informationen ein: Wie sieht der Alltag der Betroffenen aus? An welchen Erkrankungen leiden sie? Wie war der geistige Zustand vor dem Sturz?
- Dadurch ist ein einigen Fällen eine schonende Operation ohne Vollnarkose möglich, in der nur das Bein betäubt wird. Das erspart den Betroffenen das mit einer Vollnarkose erhöhte Risiko eines Delirs oder der Verschlimmerung einer Demenz nach der Operation und verbessert die Heilung.
- In der Reha lernen Betroffene, Stürze im Alltag zu vermeiden - zum Beispiel durch sicheres Festhalten und Hilfsmittel wie Strumpfanziehhilfen oder Halterungen. Auch Angehörige werden in Zentren geschult und gehören zum erweiterten Behandlungsteam. Vor der Entlassung wird geplant, wie es zu Hause weitergeht.
Stürze vermeiden, Medikamente überprüfen
Um einen Oberschenkelhalsbruch zu vermeiden, sollte ältere Menschen und Angehörige Maßnahmen treffen, um gefährliche Stürze zu vermeiden. Dazu gehört, die Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Medikamenten zu überprüfen: Wer mehr als acht verschiedene Mittel einnimmt, hat ein hohes Risiko für Sehstörungen oder Schwindel. Das kann zu einem Sturz führen.
