Frau zeigt ihre Kaiserschnittnarbe am Bauch © picture alliance / Westend61 | Gemma Ferrando

Kaiserschnitt: Narben, Schmerzen und andere Nachwirkungen

Stand: 06.05.2025 12:37 Uhr | vom Bayerischer Rundfunk-Logo

Innere Narben: Nach einem Kaiserschnitt (Sectio) können Nischen und Löcher in der Gebärmutterwand entstehen. Die Folgen: Schmerzen, vermehrte Blutungen - und Unfruchtbarkeit.

von Monika Hippold

Eine verlängerte und starke Blutung, Schmerzen im Unterleib, der Wunsch nach einem weiteren Kind bleibt unerfüllt: Wenn Frauen nach einem Kaiserschnitt (Sectio) unter diesen Symptomen leiden, sollten sie aufhorchen. Sie könnten unter der sogenannten "Caesarean Scar Disorder" leiden - einer Störung der Kaiserschnittnarbe.

Sectio: Innen liegende Narbe verheilt schlecht

Bei mehr als jeder zweiten Frau mit Kaiserschnitt verheilt die Narbe in der Gebärmutter schlecht, es entstehen Nischen und Löcher in der Gebärmutterwand. Nicht alle Frauen erleben dabei Symptome. Doch für bis zu 40 Prozent der Betroffenen hat die defekte Naht Folgen.

Erst im Jahr 2023 hat eine Expertengruppe das Krankheitsbild definiert. Vielen Ärztinnen und Ärzten ist es noch nicht geläufig, deswegen bleibt es oft unerkannt. Die Folgen: Frauen suchen lange nach der Ursache ihrer Leiden.

Kaiserschnittnarben-Defekte: Die Symptome

Die Symptome sind vielfältig: Oft bemerken die Frauen Blutungsstörungen, das heißt sehr schmerzhafte und verlängerte Blutungen, sie haben vermehrten Ausfluss oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Der Grund: Gebärmutterschleimhaut, Gebärmutterhalsschleim und die Muskelschicht der Gebärmutter verändern durch den Defekt der Kaiserschnittnarbe ihre Position und ihre Beziehung zueinander.

Frauen berichten auch von Schmierblutungen, krampfartigen Unterleibsschmerzen und Beckenschmerzen - sowie Eisenmangel, Migräne und Schwindelanfällen.

Endometriose verstärkt die Symptome

Eine weitere Folge kann Endometriose sein: Gebärmutterschleimhaut löst sich dabei von der Gebärmutter und gelangt zum Beispiel zum Bauchfell. Dort kann sie nicht abgebaut werden. Der Körper startet eine Abwehrreaktion. Dadurch verstärken sich die Symptome weiter, da die Endometriose-Herde jeden Monat in den Bauch hineinbluten.

Eine intakte Gebärmutter-Muskelwand ist ein bis zwei Zentimeter dick. Ein großer Defekt liegt vor, wenn mindestens die Hälfte der Wand offen ist - oder wenn die Wand dünner als zwei Millimeter ist. Werden die Nischen und Löcher an der Kaiserschnittnarbe nicht behandelt, können sie sich weiter vergrößern. Die Symptome verstärken sich dann.

Unfruchtbarkeit nach dem Kaiserschnitt

Die Defekte können auch zur sogenannten sekundären Sterilität führen - also zu Unfruchtbarkeit. Die Gründe dafür werden momentan noch erforscht. Eine Vermutung: Durch die Störung könnte in der Gebärmutter eine chronische Entzündung entstehen, die eine Einnistung verhindert.

Manche Frauen mit einer defekten Kaiserschnittnaht werden also nicht erneut schwanger oder sie erleiden immer wieder Fehlgeburten. Auch Kinderwunschbehandlungen schlagen dann fehl.

Diagnose per Ultraschall möglich

Gynäkologinnen und Gynäkologen können defekte Kaiserschnittnarben im vaginalen Ultraschall erkennen. Wichtig ist dabei der Zeitpunkt der Untersuchung - idealerweise in der ersten Zyklushälfte. Ist das Bild nicht eindeutig, hilft Kontrastmittel.

Und doch wird das Krankheitsbild oft nicht schnell diagnostiziert. Ein Grund dafür ist das noch fehlende Bewusstsein für die Erkrankung. Ein Ultraschall ist außerdem in vielen Fällen eine IGeL-Leistung, also eine Selbstzahler-Leistung - und wird deswegen nicht immer gemacht.

Vermutete Ursache: Nahttechnik beim Kaiserschnitt

Die ersten Fälle von defekten Kaiserschnittnarben kamen in den Kliniken etwa 2012 auf. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass der Grund dafür die Nahttechnik beim Kaiserschnitt ist. Diese änderte sich um die Jahrtausendwende.

Wurden vorher alle drei Schichten der Gebärmutter beim Kaiserschnitt einzeln vernäht, werden seitdem laut internationalem Standard alle Schichten mit einer einzigen Naht verschlossen. Einige Schichten der Bauchwand bleiben offen. Das birgt Vorteile wie eine Zeitersparnis bei der OP und weniger Schmerzen für die Patientinnen im Anschluss.

Doch: Wenn man die Schichten nicht mehr einzeln verschließt, kann es passieren, dass die Gebärmutter vorne an die Bauchwand klebt und somit die Naht auseinanderzieht. Näht Arzt oder Ärztin die Gebärmutterschleimhaut außerdem in die Muskelwand hinein, dehnen die Schleimhaut-Zellen die Wand mit jedem Zyklus von innen auf.

Eine Aktualisierung der Leitlinien zum Kaiserschnitt ist momentan in Arbeit. Einige Gynäkologinnen und Gynäkologen fordern, die Nahttechnik beim Kaiserschnitt wieder zu ändern. Wie eine optimale Nahttechnik aussieht, dazu wird weiter geforscht. Große Studien zu Kaiserschnittnaht-Defekten fehlen bislang.

Unnötige Kaiserschnitte vermeiden

Etwa 223.000 Kinder pro Jahr kommen in Deutschland per Kaiserschnitt auf die Welt - jede dritte Geburt. Und: Die Zahlen steigen weiter.

Ein Kaiserschnitt rettet in vielen Fällen das Leben von Mutter und Kind - zum Beispiel bei Schwangerschaftsvergiftungen, Frühgeburten oder akuten Problemen unter der Geburt.

Eine gute Geburtshilfe ist wichtig, um Beschwerden und damit Notkaiserschnitte möglichst zu vermeiden. Ärztinnen und Ärzte sollten Eltern vor einem Wunsch-Kaiserschnitt eingehend beraten.

Operation behebt Defekte an Kaiserschnittnarben

Die Nischen und Löcher in der Kaiserschnittnaht können Spezialistinnen mit einer OP beheben. Sie lösen dabei zuerst Verwachsungen, entfernen eventuelle Endometriose-Herde, schneiden die defekte Stelle heraus und nähen dann die einzelnen Schichten der Gebärmutter wieder zusammen. Wichtig sind sehr straffe Nähte. Manchmal benötigen Patientinnen auch eine zweite Operation.

Eine Studie der University of British Columbia kommt zu dem Ergebnis, dass etwa 60 Prozent der Frauen mit Kinderwunsch nach der Nischen-OP wieder schwanger werden - obwohl sie vorher unter Unfruchtbarkeit gelitten hatten.

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BR Fernsehen | Gesundheit! | 06.05.2025 | 19:00 Uhr

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