Blutdruck senken: So geht es natürlich ohne Medikamente

Stand: 14.08.2023 16:27 Uhr

Bluthochdruck steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um ihn zu senken, sind nicht immer Medikamente nötig. Wie kann der ganzheitliche Ansatz der Naturheilkunde helfen?

Ein nicht behandelter Bluthochdruck ist auf die Dauer gefährlich. Es drohen Schlaganfall, Herzschwäche und Nierenversagen. Das Problem ist, dass Bluthochdruck lange nicht bemerkt wird - oder bemerkt werden will. Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Schwitzen und Herzrasen werden nicht ernst genommen oder auf den üblichen Alltagsstress geschoben. Die häufigste Therapie gegen einen Bluthochdruck sind Tabletten. Doch es geht auch anders: Ob Ausdauersport, Yoga oder Spaziergänge - gegen Bluthochdruck hilft viel mehr als nur Tabletten. Das vom stressigen Alltag aufgepeitschte Nervensystem kommt zur Ruhe und reguliert den Druck auf natürliche Weise herunter.

Sympathikus und Parasympathikus sind Hauptakteure

Dauerstress bedeutet Dauer-Bluthochdruck. Verantwortlich dafür ist unser autonomes Nervensystem. Die beiden Hauptakteure dort sind der Sympathikus und der Parasympathikus, sie steuern Atmung, Herzschlag und Verdauung. Der Sympathikus ist bei anstrengenden Leistungen aktiv, bei Stress zum Beispiel. Wenn der Blutdruck steigt, hat der Sympathikus ein Signal ausgelöst: Der Körper schüttet Stresshormone aus, das Herz pumpt schneller, das Blutvolumen nimmt zu, die Adern stehen stark unter Druck.

Sein Gegenspieler ist der Parasympathikus. Er kümmert sich um Entspannung, Regeneration und den Aufbau körpereigener Reserven. Der Hauptnerv ist der Vagus, über den Hals verläuft er durch den Brustkorb bis zum Zwerchfell und in die Verdauungsorgane. Er gibt dem Körper das Signal, zur inneren Ruhe zurückzukehren. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Druck in den Adern sinkt.

Entspannung gegen Bluthochdruck

Wichtig für einen gesunden Blutdruck ist es, dass ein Ausgleich zwischen Sympathikus und Parasympathikus geschaffen wird, eine Balance. Wenn nur das System des Sympathikus ständig befeuert wird, kommt der Körper in eine Überforderung. Allerdings sind viele Menschen vorwiegend im Stressmodus - die Entspannung kommt zu kurz. Es bleibt keine Zeit für den Abbau der Stresshormone, das kann auf Dauer den Körper schädigen.

Waldspaziergänge zum Beispiel können zur Entspannung beitragen - je öfter, desto besser. Denn im Wald gibt es vielfältige Sinneseindrücke wie das Zwitschern der Vögel und den Geruch von Tannennadeln. Das zusammen stimuliert die Aktivität des Parasympathikus. In Japan ist das sogenannte Waldbaden deshalb sogar Teil der Gesundheitsprävention. Auch Musik, tiefes und entspanntes Atmen oder ein Mittagsschlaf unter einer Stunde wirken beruhigend und beeinflussen damit auch den Blutdruck.

 

VIDEO: Wie kann man den Blutdruck senken? (9 Min)

Sport hält Gefäße elastisch

Eine sehr große Rolle beim Kampf gegen einen zu hohen Blutdruck spielt Sport. Ein Anstieg des Blutdrucks unter körperlicher Belastung ist dabei eine normale Anpassung des Körpers an die Herausforderung. Im Anschluss an die Belastung sinkt der Blutdruck dann tiefer, als er zuvor war. Das hält die Gefäße geschmeidig und überschüssige Stresshormone werden abgebaut. Meist wird bei Bluthochdruck zu Ausdauersport geraten, doch jeder Sport ist gut, weil er hilft, unsere Gefäße elastisch zu halten. Beim Kraftsport sollte man nicht zu hohe Gewichte nehmen, aber auch der zeigt eine Wirkung. Gut ist immer eine Kombination aus mehreren und unterschiedlichen Sportarten. Aktive Entspannung beispielsweise beim Yoga, Tai Chi oder Qigong lässt den Körper zur Ruhe kommen und der Parasympathikus wird angesprochen, obwohl man sich bewegt.

Grundsätzlich ist es bei jeder Therapie eines Bluthochdrucks wichtig, die Lebensweise des Betroffenen unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann.

Bluthochdruck mit Naturheilkunde behandeln

Die Naturheilkunde setzt auf pflanzliche Arzneien und jahrhundertealte Therapien - und doch handelt es sich um moderne Medizin. Ihre Grundlage ist ein ganzheitlicher Ansatz: Körper, Geist und Seele werden als Einheit behandelt. Wissen aus verschiedenen Bereichen wie Ernährung, Physiotherapie, Stressreduktion oder manuelle Therapien kommt in der Naturheilkunde zur Anwendung.

Behandelt wird mit verschiedenen Verfahren, deren Wirksamkeit in Studien belegt ist. Die Einsatzgebiete sind vielfältig: Bei Rheuma, Polyneuropathie oder Arthrose ebenso wie bei Krebs, Burnout oder Hauterkrankungen kann die Naturheilkunde helfen. Immer mehr Krankenkassen erstatten bei bestimmten Krankheiten naturheilkundliche Therapien, wie zum Beispiel die Akupunktur bei Knieleiden.

Naturheilkunde gegen das tödliche Quartett

Auch Zivilisationskrankheiten lassen sich ganzheitlich therapieren: So kennt die Naturheilkunde verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gegen das Metabolische Syndrom, auch "tödliches Quartett" genannt. Dazu gehören Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht und erhöhter Blutzucker beziehungsweise Diabetes-Typ-2, das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Zudem wirkt sich Stress negativ auf den Blutdruck aus.

Fasten hat einen positiven Einfluss auf die Gefäße

Gegen schlechte Blutwerte kann Fasten viel bewirken: Mindestens sieben Tage lang gibt es nur Tee, Brühe und Saft. Ziel ist es, dem Körper eine Art "Neustart" zu ermöglichen. Denn ständiges Essen überfordert den Organismus: Aus Nahrungsmolekülen produziert er permanent Entzündungsstoffe. Dieser Vorgang wird durch das Fasten reduziert. Außerdem verändert sich langfristig der Stoffwechsel. Der Körper greift währenddessen auf seine Energiepolster zurück: Fett, Glykogen (eine Form von Traubenzucker) und Protein. Das Fasten kurbelt die Autophagie an, das ist eine Art Recycling- oder Reinigungsprogramm der Zellen. Dieses hat einen positiven Einfluss auf das Gefäßsystem und damit den Blutdruck. 

Mit Entspannung gegen Bluthochdruck und Stress

In der Naturheilkunde gibt es eine Reihe von Tiefenentspannungsverfahren, die gegen Bluthochdruck und Stress wirken. Wichtig ist es, den Körper einmal am Tag so richtig herunterzufahren. Nicht nur durch ein kurzes Mittagsschläfchen, sondern vor allem durch regelmäßig praktizierte aktive Tiefenentspannungsmethoden wie Yoga, Qigong oder Tai-Chi. Kälte: Blutgefäße elastischer machen

Kälte: Blutgefäße elastischer machen

Auch extreme Kälte kann gegen Bluthochdruck helfen: In der Kältekammer trägt man lediglich Badekleidung, während Hände, Füße und Ohren bedeckt sind. Zuerst wird bei minus 60 Grad vorgekühlt, damit der Körper sich langsam an die extreme Kälte gewöhnt. Dann geht es für knapp drei Minuten in die Hauptkammer mit minus 110 Grad. Bei dieser extremen Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen. Beim anschließenden Aufwärmen weiten sie sich wieder und werden so elastischer - das senkt den Blutdruck.

Kneippsche Güsse regen Durchblutung an

Ähnlich wie die Kältekammer wirken auch Wassergüsse nach Kneipp, die man auch zu Hause machen kann. Der Kaltwasserreiz verengt die Blutgefäße und hinterher werden sie weit, das wirkt blutdrucksenkend. Man fängt beim rechten, herzfernen Bein an: Das Wasser vom Knöchel über die Wade bis zur Kniekehle und auf der anderen Seite wieder zurücklaufen lassen - an beiden Beinen dreimal. Zum Schluss über die linke Fußsohle.

Richtige Ernährung hilft Blutdruck zu senken

Um hohen Blutdruck zu senken, ist die richtige Ernährung wichtig. Sogenanntes Superfood kann wie Blutdrucksenker wirken: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass grüner Tee, Rote Bete, Heidelbeeren, Walnüsse, Granatapfel und hochprozentige dunkle Schokolade helfen den Blutdruck zu senken - wenn man regelmäßig davon isst.

Niedrigerer Blutdruck durch Bewegung

Auch Bewegung hilft, den Blutdruck auf natürliche Weise zu regulieren. Wer sich ohne Leistungsdruck auspowern möchte, kann zum Beispiel Wassergymnastik machen. Bei Anstrengung steigt zwar der Blutdruck, danach aber sinkt er auf das normale Niveau ab. Das wird durch regelmäßigen Ausdauersport trainiert - und langfristig sinkt der Blutdruck.

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Visite | 22.08.2023 | 20:15 Uhr

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