Stand: 08.09.2020 12:00 Uhr

Chat-Protokoll: Schlaf-Apnoe, Nasenherpes, Divertikulose

Die Ernährungs-Docs: Matthias Riedl. © NDR Foto: Moritz Schwarz
Ernährungs-Doc Matthias Riedl hat Fragen im Chat beantwortet.

Essen als Medizin: Wie packe ich selbst so eine Ernährungsumstellung an? Was kann ich etwa bei Schlaf-Apnoe tun, und was muss ich bei Divertikulose beachten? Mit welcher Ernährung kann ich bei Nasenherpes die Symptome lindern? Um diese Themen ging es in Folge 40 der Ernährungs-Docs.

Im Anschluss an die Sendung war Dr. Matthias Riedl live im Chat. Der erfahrene Ernährungsmediziner hat Fragen beantwortet. Das Protokoll zum Nachlesen:

Bea: Äpfel sollen sich wegen ihres Pektins positiv auf den Darm auswirken. Pektin soll den Darm stärken und Gifte ausschwemmen. Muss ich den Apfel dazu roh essen? Oder geht auch selbst gemachtes gedünstetes Apfelmus ohne Zucker aus ungeschälten Äpfeln? Gehen Pektine beim Kochen kaputt? Reicht es vielleicht, ersatzweise ein Schuss Apfelessig verdünnt mit Wasser zu trinken, wenn man keine Lust hat, einen Apfel zu essen? Esse eigentlich lieber andere Obstsorten.

Dr. Matthias Riedl: Das kann man machen. Allerdings steckt Pektin auch in anderen Früchten wie in der Schale von Zitrusfrüchten. Etwas Abrieb davon in Speisen erfüllt einen ähnlichen Zweck. Ich würde mich aber nicht zu sehr auf Pektin versteifen. Andere Ballaststoffe sind auch gesund.

KATRIN: Welche Ernährung sollte man bei Bluthochdruck anstreben?

Riedl: Gewicht reduzieren, viel Gemüse wegen des Kaliums, besonders Rote Bete senkt direkt den Blutdruck, und möglichst wenig Kochsalz. Das heißt, auch Fertigprodukte sind zu meiden. Das ist aber nur eine grobe Richtung. Wenn das nicht hilft, am besten eine Ernährungsberatung machen lassen.

Beatrix: Ich muss heute Abend ein Schlafgerät von meinem Hausarzt anziehen. Wie haben die Schlafapnoe-Werte zu liegen? Und ab wann ist es gefährlich? Habe Asthma, Diabetes, Herzerkrankung und vieles mehr.

Riedl: Sobald Schnarchen besteht und dazu mehrere längere Atempausen kommen, ist das pathologisch.

Moncheri89: Ich leide an einem Lipödem, Stadium zwei. Ich bin 1,54 Meter groß und wiege 70 Kilogramm. Meine Kinder sind zwei und drei Jahre alt. Durch die Pille hat sich mein Körper extrem verändert, ich war immer schlank. Ich bewege mich am Tag um die 10.000 Schritte und ernähre mich überwiegend gesund und kohlenhydratarm. Haben Sie speziell für diese Krankheit einen guten Tipp?

Riedl: Lipödem ist nur durch eine genaue Analyse der Ernährung und eine fachliche Betreuung zu bessern. Wir haben damit aber gute Erfahrungen gemacht. Es erfordert aber ein Profiteam. Anschriften finden Sie unter www.bdem.de

Hermann: Wie kann ich einen Plan für eine Ernährungsumstellung selbst erstellen? Ich muss dauerhaft von meinem Gewicht runterkommen.

Riedl: Wenn man die häufigsten Fehler erkennt und vermeidet, kam man viel erreichen. Am Anfang steht eine Selbstanalyse. Ich empfehle das Vorgehen nach dem 20:80 Prinzip. Wir haben in dem Buch "Abnehmen nach dem 20:80-Prinzip" unser Vorgehen als Selbsthilfebuch zusammengefaßt. Wer damit nicht erfolgreich ist, braucht Profis an der Seite.

Barbara: Ich esse zum Frühstück oft Quark. Leider merke ich immer öfter, dass mir etw zwei Stunden danach richtig schlecht wird. Ich habe einen Prädiabetis, den ich schon seit sechs Jahren nur mit Ernährung in Schach halte. Was kann das sein?

Riedl: Dafür gibt es mehrere Gründe: Magendarmgeschwüre sind eine Möglichkeit, wenn die Übelkeit auch bei anderen Speisen auftreten. Es kann aber auch sein, dass Sie es eigentlich nicht wirklich essen wollen. Dann entwickelt der Körper eine Art Widerwillen. Also nichts essen, was nicht wirklich gewollt ist. Sonst wäre Quark bei Diabetes aber eine gute Wahl.

Silvia: Danke für den Beitrag über Herpes. Ich werde versuchen, die Tipps umzusetzen.

Riedl: Bleiben Sie dran es lohnt sich. Besonders wichtig ist auch Stressmanagement und UV-Schutz neben der Ernährung.

KATRIN: Stimmt es eigentlich, dass, wenn man oft Heißhunger auf etwas Süßes hat, dies ein Indiz für Zinkmangel sein kann?

Riedl: Leider nein. So kann man einen Zinkmangel nicht feststellen. Dazu muss das Blut untersucht werden.

Opeljaeger: Ich bin 44 Jahre alt und wiege 90 Kilogramm. Ich bin 1,86 Meter groß und war schon mehrmals im Schlaflabor. Ich kann mit der Apnoe-Maske nicht schlafen, hab auch Platzangst und fühle mich eingeengt mit der Maske. Ich habe schon mehrere Masken ausprobiert und musste das Gerät wieder abgeben, da ich nicht die Stunden an Schlaf erreicht habe. Was kann ich noch tun, komme selten in den Tiefschlaf? Habe auch unruhige Beine.

Riedl: Möglicherweise ist die Maske nicht richtig eingestellt. Stellen Sie sich da noch mal vor. Aber der beste Weg ist die Gewichtsabnahme. Da sinkt dann auch der Fettgehalt der Zunge und die fällt weniger stark zurück. Die Atemwege werden freier. Machen Sie das mit Ernährung und Sport, dann brauchen Sie keine Maske mehr.

Marianne: Welche Ernährung ist hilfreich bei rezidivierenden [wiederkehrenden] Kalziumoxalatsteinen in den Nieren?

Riedl: Wenig trinken und die westliche Ernährung fördern diese Steinart. Oxalsäurehaltige Speisen sollten auch gemieden werden. Die Umsetzung ist aber doch derart komplex, dass ich einen Profi zu Rate ziehen würde, der sich damit auskennt. Adressen finden Sie unter www.bdem.de

Dirk: Ich sah gerade bei dem Herzpatienten ein Frühstück aus drei Spiegeleiern. Ich (54) habe vor zehn Monaten einen Schlaganfall und dann vier Wochen später einen Herzinfarkt überstanden. Mir sagte man in der Reha: Nicht mehr als ein Ei (möglichst gekocht) in der Woche. Ich bin ehrlich gesagt irritiert. Können Sie bitte kurz erläutern, welche Auswirkungen Eier haben? Sind diese gar nicht so "böse"?

Riedl: Diese Einschränkungen von Eiern sind völlig überholt. Für Sie ist wichtig, die richtige Balance aus Gemüse, gesunden Pflanzenfetten, weniger Fleisch und Fertigprodukten hinzubekommen. Da Sie hier schlecht beraten wurden, rate ich zu einer Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin in Ihrer Nähe. Es lohnt sich!

Dirk: Eine Nachfrage: Gilt das auch für Meeresfrüchte? Diese, also Garnelen, Krabben, etc., wurden mir ebenfalls verboten.

Riedl: Auch diese Einschränkungen ergeben keinen Sinn und schon gar nicht als Verbot. Das ist "oldschool". Heutzutage verweist man auch eher auf günstige Lebensmittel, die tatsächlich die Werte senken, wie Nüsse, Fisch (-öl), gesunde Pflanzenfette, Sport und Gewichtsabnahme. Das bringt mehr, als sich in kleinlichen Verboten zu verlieren.

Augentrost: Kann eine beginnende Makuladegeneration durch eine Ernährungsumstellung aufgehalten oder verbessert werden?

Riedl: Es gibt viele Hinweise, dass die Makuladegeneration langsamer fortschreitet, wenn man viel Zeaxanthin, Lutein und Omega-3-Fettsäuren zu sich nimmt. Das ist alles in artgerechter Ernährung enthalten. Sonnenschutz ist natürlich auch wichtig. Ich rate zu einer Ernährungstherapie in einer Fachpraxis. Beweise für die Wirksamkeit stehen aus, aber so lange wollen Sie mit Ihren Augen sicher nicht warten. Ich rate dazu.

Ina: Wie ist die Übersetzung für PICS?

Riedl: Die Abkürzung steht für Post Intensive Care Syndrom. Eine Traumatisierung durch die intensivmedizinische Behandlung. Sie ist sehr häufig, aber leider wird nicht viel darüber gesprochen. Geht mit Depressionen und verständlichen Ängsten einher.

Ute: In einer früheren Sendung hatten Sie Bitterstoffe gegen Heißhunger auf Süßes empfohlen. Gibt es dazu Studien oder fällt dieser Tipp in die Kategorie Erfahrungswissen?

Riedl:Ja, dafür gibt es Studien. Wir haben auch gute Erfahrungen in unserem Zentrum damit gemacht.

Karin: Haben Giardia lamblia [Dünndarm-Parasiten] auch was mit Divertikulose zu tun? Bei meiner Tochter gehen die Parasiten nicht weg. Nach der Behandlung noch immer Bauchweh, Durchfall und Unwohlsein. Was kann man noch tun?

Riedl: Nein, eine Parasitose dieser Art hat nichts mit Divertikeln zu tun.

Hermann: Was darf man, wenn man Abnehmen möchte, morgens, mittags und abends essen?

Riedl: Leider gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Sicher sind Kohlenhydrate am Morgen nicht so stark blutzuckersteigernd und günstiger als am Abend. Aber eine Ernährungsumstellung ist immer eine individuelle Angelegenheit. Unterwerfen Sie sich nie Regeln, die nicht zu Ihnen passen. Suchen Sie eine Schwerpunktpraxis auf und lassen Sie sich einen Massanzug für die Ernährung schneidern, die Ihnen auch schmeckt.

Holfe: Hilft Magnesium wirklich gegen Krämpfe? Bei mir anscheinend nicht. Gibt es andere Quellen außer Bananen? Die enthalten doch Cadmium, oder? Geht die vorhin erwähnte Rote Bete auch als gekaufter Bio-Saft?

Riedl:Ja, viele Menschen haben im späteren Alter einen Magnesiummangel. Zahlreiche Medikamente führen zu Magnesiumverlust. Einen Versuch, hochdosiert zweimal täglich mit Tabletten, kann man mal starten oder sich magnesiumreich ernähren. Rote-Bete-Saft senkt auch den Blutdruck.

Beatrix: Woraus besteht das Emmer-Mehl?

Riedl: Emmer ist eine alte Urkornart. Das Emmer-Mehl kann man ganz regulär kaufen.

Ute: Warum empfehlen Sie in manchen Sendungen pflanzliche Drinks zum Beispiel auf Basis von Hafer, aber nicht auf Basis von Soja?

Riedl: Das ist immer von Fall zu Fall unterschiedlich und kommt auch auf die Erkrankung an. Grundsätzlich gehen beide.

Petersilie20: Hülsenfrüchte bei Divertikulose? Bisher verstand ich: nein! Nun entdecke ich Ihr Erbsensüppchen. Bedeutet das, püriert kann ich alle Hülsenfrüchte essen?

Riedl: Bei Divertikulose ist gutes Kauen oder Pürieren wichtig. Wer die Hülsenfrüchte ganz herunterschlingt, geht Gefahr, dass sie sich im Divertikel verfangen. Grundsätzlich wirken Hülsenfrüchte durch die Ballaststoffe für einen gesunden Darm.

Sonnenzauber: Eine Frage zum Herpes: Wie viel Magnesium, Vitamin C und Zink ist als tägliche Einnahme für mich sinnvoll? Bin weiblich, 48 Jahre alt und wiege 53 Kilogramm. Und welche Lebensmittel sind lysinhaltig? Gibt es eine Liste?

Riedl: Hülsenfrüchte, Fisch, Fleisch, Erdnüsse sind lysinhaltig. Die Mineralien würde ich lieber per Nahrung aufnehmen. Bei Infekt-Neigung ist aber meistens ein Profiteam zum Aufdecken der Ursachen nötig. Adressen finden Sie unter www.bdem.de

Leeveke: Ich (Frau) habe einen Bauchumfang von 110 Zentimeter. Ich bin 1,59 Meter groß und 74 Kilogramm schwer. Mit welcher Ernährung kann ich meinen Bauchumfang reduzieren? Habe ich jetzt schon ein Fettleber-Problem?

Riedl: Ja, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit besteht auch eine Fettleber bei diesem Übergewicht. Die Ernährung sollte gemüsereich und kohlenhydratarm sein. 500 Gramm Gemüse am Tag sollte schon erreicht werden, auch als Rohkost zum Teil möglich. Wenn Sie keine Erfolg haben, suchen Sie sich eine ambulante Ernährungstherapie. Adressen finden Sie unter www.bdem.de

Nana: Sie empfehlen für Hafertage 75 Gramm Hafer zu Brei gekocht dreimal am Tag. 75 Gramm ist mir zu viel. Darf ich auch weniger essen? Und: Zum Frühstück nehme ich Haferflocken, nicht unbedingt Brei. Ist das nicht gut? Muss man Brei essen?

Riedl: Ja, Sie können auch weniger nehmen. Sie können auch Zubereitungsvarianten versuchen. Hauptsache, Sie machen die Hafertage.

Tagtraum: Inwieweit hängt der Zyklus der Frau und die damit einhergehende Hormonveränderung mit dem Ausbruch von Herpes zusammen?

Riedl: Die Hormonveränderungen der Frau ändern mehr, als viele wissen. Sogar das Geschmacksempfinden wird beeinflusst, auch wie Frauen Männer bewerten oder attraktiv finden. Auch das Immunsystem wird beeinflusst und eine leichte Schwäche kann das Resultat sein. Das ist sehr komplex. Bei Covid scheint aber das viele Östrogen einen Schutz darzustellen.

Sam83: Nach Schwangerschaftsdiabetes nun zum Diabetiker geworden. Wie bringe ich meinen Nüchternwert [Nüchternblutzucker-Wert] runter?

Riedl: Dazu brauchen Sie jetzt eine professionelle Bestandsaufnahme Ihrer Ess- und Lebensgewohnheiten, um den Diabetes Typ 2 wieder zu vertreiben oder mindestens auf niedrigem Niveau zu halten. Je früher Sie da rangehen, desto besser. Lassen sie eine Analyse machen. Das lohnt sich. Adressen finden Sie unter www.bdem.de

Tagtraum: Gibt es Nusssorten, die trotz Herpesrisiko empfehlenswert sind?

Riedl: Wenn das Arginin-Lysin-Verhältnis stimmt, dann können auch Nüsse gegessen werden.

Julehh: Kann psychischer Stress das Abnehmen verhindern?

Riedl: Oh ja! Meist ergibt dann eine Ernährungsumstellung wenig Sinn. Erst muss der Stress weg oder der Umgang damit gelernt werden.

Katrin: Lässt sich Intervallfasten so anpassen, dass man (trotz niedrigem Blutdruck) nicht mit Schlappheit und Schwindel reagiert? Vielen Dank für Ihre wertvolle Aufklärungsarbeit zur Ernährung!

Riedl: Man muss sich an Intervallfasten auch gewöhnen, also langsam rangehen. Aber suchen Sie sich eine Form aus, die zu Ihnen passt. Trinken Sie viel - auch im Voraus. Und wie gesagt, langsam angehen lassen und die Intervalle langsam steigern. Viel Erfolg!

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 07.09.2020 | 21:00 Uhr

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