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Schnittwunde: Schnell und richtig versorgen

Stand: 29.04.2025 11:40 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Schnittwunden zählen zu den häufigsten Verletzungen im Alltag und heilen in der Regel ohne Druckverband und Desinfektion gut. Oft helfen Blutung oder Pflaster. Doch einige Verletzungen brauchen Hilfe.

von Laura Will

Mit dem Messer, einem Gartenwerkzeug oder einer Schere abgerutscht und schon ist die Schnittverletzung da. Kleine und oberflächliche Wunden heilen in der Regel gut ohne Hilfe ab. Wer eine kleine Schnittwunde hat, muss deshalb nicht gleich zum Arzt oder der Ärztin gehen, sondern kann auch selbst etwas für die Wundheilung unternehmen. Doch wie werden Schnittwunden am besten versorgt? Muss ein Pflaster auf die kleine Verletzung? Heilt sie dann schneller oder mit weniger Risiko für Narben? Wie viel Luft braucht eine Schnittwunde zum Abheilen?

Wodurch entsteht eine Schnittwunde genau?

Eine Schnittverletzung ist eine Wunde an der Haut, die sich Betroffene meist mit einem Messer, einer Schere oder einem Blatt Papier zugezogen haben. Die Schnittwunde zeichnet sich dadurch aus, dass sie linienförmig ist und der Schnitt in der Haut für einen glatten Rand sorgt (Wundrand). Meist ist diese Art der Verletzung nicht sehr tief, sondern die Haut nur oberflächlich verletzt. Weil das auch Blutgefäße betrifft, tritt Blut aus. Je tiefer die Schnittwunde ist, desto stärker ist die Blutung. Die Schnittwunde unterscheidet sich von der Stichwunde. Letztere hat eine kleine Öffnung, wirkt aber tief in die Haut rein. Die Stichwunde wird beispielsweise durch einen Nagel oder eine Messerspitze hervorgerufen.

Behandlung kleiner Schnittwunde: Infektion vermeiden

Kleine Schnittverletzungen werden durch die Blutung gereinigt - also ausbluten lassen, denn dabei wird auch Schmutz ausgeschwemmt, was einer Infektion entgegenwirkt. Das reicht meist aus, es sei denn der Finger, die Hand oder das jeweilige Körperteil ist so stark verschmutzt, dass desinfiziert werden sollte, um beispielsweise eine bakterielle Tetanusinfektion zu vermeiden.

"Generell bin ich dafür, an eine leichte Wunde Luft zu lassen, es sei denn, es ist eine Stelle wie zum Beispiel der Finger, wo man ständig dran stößt. Dann ist ein Pflaster hilfreich", sagt Dr. Jens Dirk Thieß, Allgemeinmediziner aus Potsdam.

Welche Behandlung brauchen große und tiefe Schnittwunden?

Wenn die Schnittwunde größer ist, Schmerzen verursacht, pocht und nicht aufhört zu bluten, ist ein Verband mit einer Kompresse (Kompressionsverband oder Druckverband) zur Erstversorgung ratsam. Durch den Druck der Kompresse wird die Blutung gestoppt und die Wundheilung kann schneller beginnen. "Kühlen ist in den meisten Fällen angenehm und je nachdem, wie stark die Wunde blutet, würde ich etwas zur Kompression darauf geben", sagt Dr. Jens Dirk Thieß.

Wenn die Schnittwunde sehr tief ist, sodass Betroffene nicht genau wissen, ob tieferes Gewebe, Blutgefäße oder sogar eine Sehne durchtrennt wurde, sollte - nach Anlegen des Druckverbands - schnellstmöglichst ein Arzt oder eine Ärztin für die Wundversorgung aufgesucht werden. Insbesondere an der Hand oder am Finger sollte dies bei tiefen Schnittwunden beachtet werden.

Stichverletzung statt Schnittverletzung: Es braucht besondere Behandlung

Wer sich an einem Nagel, mit einem Messer oder an einem anderen spitzen Gegenstand sticht, hat sich eine klassische Stichverletzung zugezogen. Stichwunden machen häufig von außen einen harmlosen Eindruck, weil der Schnitt in die Haut klein ist (Eingang des Stichkanals). Allerdings können Stichwunden unter Umständen tiefere Gewebeschichten verletzen, und durch den Stich können auch Bakterien, Viren und Pilze besonders tief in die Haut eingebracht werden. Eine Stichwunde sollte deshalb in jedem Fall desinfiziert werden.

Und auch ein Pflaster sollte auf die Wunde geklebt werden, um zu verhindern, das Schmutz erneut in die Wunde, beziehungsweise den tiefen Wundkanal eintritt. Betroffene, die nicht sicher sind, wie tief die Stichwunde wirklich ist und ob tieferes Gewebe oder auch Sehnen zerstört wurden, sollten im Zweifel lieber zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen.

Wichtig bei Schnittwunden: Tetanusschutz durch aktuelle Impfung

Ein Desinfektionsmittel gehört in jede Haus- und Reiseapotheke. "Wenn eine Wunde verunreinigt ist, dann sollte man sie desinfizieren", rät Allgemeinmediziner Thieß. Ganz wichtig sei bei allen Wunden zu prüfen, ob der Tetanusschutz noch ausreiche, denn der schützt vor Wundstarrkrampf. Wer sich unsicher ist, sollte den Impfpass checken und seinen Arzt oder seine Ärztin fragen.

Pflege der Schnittwunde: Pflasterwechsel und Kontakt mit Wasser

Kleine Schnittwunden sind in der Regel nach ein paar Tagen verheilt. Bei größeren Schnittwunden kann die Wundheilung länger als eine Woche dauern. Ein Pflaster sollte nach ein bis zwei Tagen gewechselt werden. Beim Duschen oder Schwimmen sollte ein spezielles wasserdichtes Pflaster verwendet werden. Grundsätzlich heilt eine Wunde leicht feucht unter einem Pflaster besser und schneller, als an der Luft, weil das Wundsekret besser Antikörper, Enzyme, Hormone und Immunzellen in den verletzten Bereich bringen kann. Aber: Wenn die Wunde verkrustet ist, also schon einen Schutzschild aus Schorf aufgebaut hat, ist ein Pflaster nicht mehr nötig. Die Wunde heilt dann besser an der Luft aus.

Wunden, die durch Bewegung ständig aufgerieben werden, sollten allerdings auch verschorft bis zum Schluss mit einem Pflaster bedeckt werden, damit die Wundheilung nicht immer unterbrochen wird. Dazu reicht ein gewöhnliches, nicht wasserdichtes Pflaster.

Ärztlicher Rat wichtig bei gestörter Wundheilung

Wenn eine Wunde rot oder heiß wird, pocht, anschwillt oder eitert, kann das auf eine Infektion hindeuten. Dann sollten Betroffene einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Auch wenn eine Wunde wochenlang nicht abheilt oder nicht aufhört zu nässen, ist das ein Fall für ärztlichen Rat.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen l Visite l 29.04.2025 20:15

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