Bauern zwingen Aldi mit Blockaden an den Verhandlungstisch
Landwirte haben mit der Blockade von acht Aldi-Zentrallagern in Niedersachsen einen Teilerfolg errungen: Der Discounter zeigt sich gesprächsbereit. Daraufhin zogen auch die Trecker ab.
Faire Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte: Das ist das Ziel, für das gestern und heute wieder viele Landwirte mit ihren Schleppern protestiert haben. Was in der vergangenen Woche bereits mit Lidl geklappt hatte, haben die Bauern jetzt beim Konkurrenten Aldi wiederholt: Am Montagabend fuhren sie mit ihren Treckern vor die Zentrallager und blockierten die Zufahrtswege für Lkw. Allein in Lingen konnten rund 50 auslieferungsbereite Lastwagen nicht abfahren. Am Dienstag lenkte Aldi dann ein und sagte Gespräche am Freitag zu. Als die Landwirte das am Vormittag auch schriftlich vorliegen hatten, gaben sie die Zufahrtswege zu den Lagern wieder frei.
Auch Aldi Süd sitzt mit am Tisch
"Die Gespräche werden wir persönlich und gemeinsam mit Vertretern von Aldi Süd führen", hieß es vonseiten des Konzerns. Unter anderem sei für Freitag ein Austausch mit Vertretern von "Land schafft Verbindung", Handelsunternehmen und dem Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels angesetzt. Auf die Frage, ob es dabei tatsächlich um höhere Preise geht, sagte eine Aldi-Sprecherin: Da wolle man den Gesprächen nicht vorgreifen.
Bauern unterbreiten dem Handel Vorschläge
Wichtig sei für die Landwirte, dass jetzt zügig Hilfen auf den Not leidenden Höfen ankommen, sagte der Sprecher von "Land schafft Verbindung". Von dem Gespräch am Freitag erhoffe man sich konkrete Vorschläge dafür, wie es kurzfristig und langfristig weitergehe. Ideen dafür haben die Bauern einige: Von einem Preis-Aufschlag für landwirtschaftliche Produkte ist die Rede, der ohne Abzüge auf den Höfen landen soll, wie NDR 1 Niedersachsen berichtet. Eine andere Idee ist, dass die Hälfte des Ladenpreises für Fleisch oder Milch direkt bei den Bauern ankommt. Schon seit Jahren unterbreiten die Landwirte Vorschlage, der Handel hat allerdings bislang nicht darauf reagiert.
Gespräche auf Augenhöhe erhofft
Matthias Everinghoff aus Schapen hatte sich an der Blockade-Aktion in Lingen beteiligt. Der Landwirt erwartet jetzt Gespräche auf Augenhöhe. "Wir hoffen, dass die Handelsbeziehungen fairer werden zwischen Aldi und den Landwirten." Der Schweinepreis sei seit Anfang des Jahres von 2 Euro pro Kilogramm für den Erzeuger auf jetzt 1,19 Euro gefallen. Gleichzeitig sei der Preis in den Läden aber gestiegen, sodass es für Schlachtereien und Einzelhandel eine größere Marge gebe. "Das sind Dinge, die so in keinster Weise funktionieren", sagte Everinghoff. "Da müssen wir jetzt einfach neue Wege finden." Viele Bauern befürchten, dass die Discounter die Landwirte weiter hinhalten, um das Weihnachtsgeschäft nicht zu gefährden.
Blockaden auch in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz
In Niedersachsen hatten die Bauern Aldi-Lager in Lingen (Landkreis Emsland), Seevetal (Landkreis Harburg), Hesel (Landkreis Leer), Beverstedt (Landkreis Cuxhaven), Weyhe (Landkreis Diepholz), Hedemünden (Landkreis Göttingen), Lehrte (Region Hannover) und Rinteln (Landkreis Schaumburg) blockiert. Weitere Aktionen gab es in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Videokonferenz mit Agrarministerin blieb ergebnislos
Am Montag war bereits eine Videokonferenz mit Vertretern der Konfliktparteien und Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) ergebnislos zu Ende gegangen. Eine weitere Konferenz soll es in vier Wochen geben. Die Landwirte kritisierten, dass sie keine Zusagen für Hilfe in der aktuellen Krise und auch keine wirkliche Perspektive für die Zukunft aufgezeigt bekommen hätten. Die Atmosphäre sei aber zumindest konstruktiv und der Wille zum Dialog bei allen Beteiligten spürbar gewesen, teilten die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und das Bündnis "Land schafft Verbindung" nach dem virtuellen Treffen mit.
