Angeklagter in einem weißen Hemd zwischen zwei Anwälten  in einem Saal im Landgericht Hannover © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg

Korruptions-Vorwürfe: Staatsanwalt will selbst aussagen

Stand: 11.05.2025 10:35 Uhr

Am Montag geht am Landgericht Hannover der Prozess gegen den Staatsanwalt Yashar G. weiter. Ihm wird Korruption vorgeworfen: Jahrelang soll er Ermittlungsgeheimnisse für Geld an eine Drogenbande verraten haben.

von Sophie Mühlmann

Der Angeklagte will sich persönlich zu den Vorwürfen äußern. Seine Anwälte haben im Vorfeld bereits angekündigt, dass er sich "vollumfänglich einlassen" will. Vielleicht, so erwarten Beobachter, kommen also neue Details ans Licht. Allerdings haben sie auch schon verlauten lassen, dass der 39-Jährige sämtliche Vorwürfe konsequent abstreitet. Außerdem werfe er den Behörden vor, einseitig gegen ihn zu ermitteln.

Hohe Sicherheitsmaßnahmen bei Gericht

Der Fall schlägt seit Monaten hohe Wellen, das öffentliche Interesse an diesem "Real-Krimi" ist groß. Entsprechend groß werde auch der Andrang im Gerichtssaal am Montagmorgen wieder werden, erwartet ein Sprecher. Auch die Sicherheitsmaßnahmen sind erneut extrem hoch. Zuhörer, Journalisten und Prozessbeteiligte werden durchsucht, Mobiltelefone und Kameras sind im Schwurgerichtssaal verboten.

Angeklagter tritt selbstbewusst auf

Schon am ersten Prozesstag am 24. April war das Auftreten des Angeklagten selbstbewusst und bestimmt. Die Umgebung im Gerichtssaal ist ihm als Staatsanwalt offenbar vertraut, man spürte keinerlei Unsicherheit oder Einschüchterung - im Gegenteil. Yashar G. versteckte sein Gesicht nicht, er suchte den Blickkontakt zum Publikum, während die Anklageschrift verlesen wurde, und bestand darauf, gesiezt zu werden. Er hatte zudem gefordert, Einsicht in weitere Akten zu erhalten, weil er dem Landeskriminalamt (LKA) und der Staatsanwaltschaft nicht traue.

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Vorwurf: Besonders schwere Bestechlichkeit

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten 14 Fälle von besonders schwerer Bestechlichkeit sowie Verletzung des Dienstgeheimnisses und Strafvereitelung im Amt vor. Er soll Informationen aus laufenden Ermittlungsverfahren unbefugt weitergegeben und die Verfahren so behindert oder vereitelt haben. Dafür habe er monatlich mindestens 5.000 Euro bekommen, so die Anklage. Neben Yashar G. steht am Montag auch sein Mitangeklagter, ein Boxtrainer und mutmaßlicher Mittelsmann, vor Gericht.

Dritter Prozesstag schon am Dienstag

Am Dienstag geht der Prozess schon weiter. Dieser dritte Verhandlungstag ist vom Gericht aber noch nicht verplant, weil niemand weiß, wie weit man am Montag kommen wird. Zunächst sind 21 Prozesstage angesetzt. Mit einem Urteil wird erst ab Herbst gerechnet.

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