Wir steigen ein mit einer Geschichte, die uns ein Alfelder aus den 90er-Jahren erzählt: "Als dieses Denkmal in meiner Heimatstadt aufgestellt worden ist, hat es durchaus für Diskussionsstoff gesorgt, weil es sehr modern ist. Man sieht ja bei dem einen oder anderen Denkmal, dass es so Bereiche gibt, die häufig angefasst werden. Und hier gibt es auch einen Bereich, der häufig angefasst wird. Ich möchte ihn aber nicht näher beschreiben. Nur so viel: Er kommt einem männlichen Körperteil sehr nahe, und das war vom Künstler auch tatsächlich so gewollt."
Haben wir jetzt Ihre Aufmerksamkeit? Gut! Welche Stadt suchen wir? Auf jeden Fall einen Ort in Norddeutschland mit einem Denkmal, über das die Meinungen auseinander gehen.
Die Skulptur "Die Zeit und ihre Geister" des Künstlers Jürgen Goertz stiftete die Volksbank Alfeld der Stadt im Jahr 1995. Sehr verschlüsselt nimmt das Kunstwerk auf das Märchen "Schneewittchen und die sieben Zwerge" Bezug. Eine der sieben Gestalten im unteren Bereich der Skulptur ist ein wundersam aussehendes Männchen, welches den Betrachtenden seinen Phallus entgegenstreckt. Ausführlich beschrieben wird das gesamte Ensemble auf der Seite alt-alfeld.de, die von zwei Alfelder Lokal-Historikern betrieben wird.
Für diesen Hinweis fragte unser Reporter die Menschen auf der Straße geradeheraus: Was ist das Besondere an dieser Stadt? Wir hören: "Die Menschen, weil die alle freundlich sind und alle gut drauf sind." Und: "Dass man schnell im Grünen ist." Und was ist der Geheimtipp hier? "Oben am Himmelbergturm hat man einen 360-Grad-Panoramablick. Bisschen weiter unten gibt es eine Grillhütte."
Zugegeben: Wer bis hierhin akustisch alles richtig verstanden hat, wäre bei einer Websuche nach "Himmelbergturm" wahrscheinlich auch schnell bei Alfeld (Leine) gelandet. Die 22 Meter hohe Betonkonstruktion steht nordöstlich der Stadt auf dem Himmelberg (307 Meter) und bietet eine phänomenalen Blick über das Leinebergland.
Der nächste Hinweis klingt zunächst einmal drastisch: "In der gesuchten Stadt gibt es das weltweit einzige Museum, das Folterwerkzeuge gegen ein nächtliches Problem zeigt."
Leichte Entwarnung dann aber auf der Homepage des Museums (auf die natürlich nur kommt, wer erraten hat, um welches nächtliche Problem es hier geht). Die Betreiber schreiben dort: "In diesem Museum geht es um das Schnarchen. In einem Streifzug durch die Jahrhunderte lernen Sie ausgefallene Apparaturen kennen, die das Schnarchen verhindern sollen."
Wussten Sie zum Beispiel, dass der griechische Gott Dionysos der geschichtlich erste festgehaltene Schlafapnoiker ist? Zur weiteren Vertiefung empfehlen wir einen Besuch im Schnarchmuseum, gelegen im Alfelder Stadtteil Langenholzen.
Dann kommt unsere Reporterin mit diesem Tipp um die Ecke: "In der gesuchten Stadt steht ein Gebäude mit einer gläsernen Ecke." Und eine Expertin erzählt: "Hier steht auch noch eine freischwebende Treppe, ohne Pfeiler - das ist ebenfalls eines der Merkmale, die hier erstmalig umgesetzt worden sind vom Architekten."
Architektur-Kenner sind hier klar im Vorteil, zumindest wenn sie sich schon einmal mit der Baugeschichte des Fagus-Werks in Alfeld auseinandergesetzt haben. Die 1911 von Walter Gropius entworfene Fabrikanlage gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als Ursprungsbau der Moderne. Sowohl bei der erwähnten Treppe als auch bei einer der Gebäudeecken wurde auf stützende Pfeiler verzichtet. Das Ergebnis: Eine sympathische Leichtigkeit. Mehr zu dem Bau, in dem bis heute Schuhleisten hergestellt werden, erfahren Sie auf der Webseite des Fagus-Werks.
Als letztes ein Tipp zur Anfahrt: "Wenn man in die gesuchte Stadt kommt, fährt man am besten mit dem Zug. Irgendwann tauchen Berge auf. Und wenn man diese Berge zählt und beim siebten Berg ankommt, ist man angekommen."
Alfeld und die Sieben Berge - klingt märchenhaft, ist aber in erster Linie eine geografische Realität. Die Sieben Berge sind ein Höhenzug des Leineberglands. Die Assoziation mit dem Märchen der Gebrüder Grimm (siehe Hinweis 1) ist ein Pfund, mit dem das Stadtmarketing in Alfeld zumindest früher gewuchert hat. Mittlerweile geht man in der Stadt jedoch davon aus, dass das Schneewittchen nicht aus dem Raum Alfeld kommt.
Abschließend, als Munition für Ihr nächstes Kneipen-Quiz: Die Sieben Berge heißen, in der Reihenfolge der oben beschriebenen Anfahrt, Hörzen (365 Meter), Hohe Tafel (395 Meter), Saalberg (317 Meter), Ostenberg (320 Meter), Lauensberg (333 Meter), Heimberg (319 Meter) und Himmelberg (307 Meter).
Die sieben Zwerge sind hingegen, zumindest bei den Brüdern Grimm, namenlos.