Kinopolis in Hamburg: Neues Megakino trotz Kinokrise optimistisch
Das Kinopolis im neuen Einkaufszentrum Westfield ist das größte Kino in Hamburg mit zehn Sälen und 2.200 Sitzplätzen. Es hofft auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher - trotz der Kinokrise.
Das Kinopolis zeigt einen Testfilm. Man sieht einen weißen Punkt auf der Leinwand. Um den Punkt herum ist der Rest des Bildes schwarz. "Bisher dachten Sie immer, das ist schwarz. Aber nein, das ist schwarz!", sagt ein Sprecher. Dann wird die schwarze Fläche noch schwärzer und der weiße Punkt wird noch weißer. Danach erscheinen Farben auf der Leinwand: extrem satte Farben. Zu sehen ist das im Dolby Cinema Saal im Kinopolis. Er ist der dritte Kinosaal dieser Art in Deutschland. Moderner wird Kino derzeit nicht. Der Zugang ist ein 30 Meter langer Tunnel. Der ist kurvig, damit von außen kein Licht eindringt. Im Saal: alles pechschwarz, für eine bessere Projektion.
Hoffnung auf Besucher trotz Kinokrise
Der Saal ist das Highlight im Kinopolis. "Ich kann nicht mehr einen Theaterklappstuhl da hinstellen", erklärt Kinopolis-Geschäftsführer Gregory Theile. "Man braucht hochwertige Sitze mit einem Zusatznutzen." Zum Beispiel den D-Box Motion Seat, der sich beim Film synchron zur Filmhandlung bewege. Er setze auch auf Lounge-Atmosphäre im Foyer, viele Sofas, viel gedämpftes Licht, gemütliche Stimmung. Der Konzern hat viel investiert in Hamburg. Wie viel genau, das will Theile nicht sagen. Er glaube, dass 600.000 oder mehr Besucherinnen und Besucher jedes Jahr kommen werden - trotz Kinokrise.
Ins Kino zu investieren sei seine Antwort auf die Kinokrise, erläutert Theile: "Gerade dann zu sagen: Wir gehen nach vorne. Wir bieten den Gästen die perfekten Argumente, ins Kino zu gehen." Abwarten nütze nichts, denn von allein werde nichts besser, so Theile.
Große Lichtspielhäuser wichtig für die Branche
Nun hat Hamburg ja schon eine Reihe Multiplex-Kinos. Aber die seien in schlechtem Zustand, sagt Kinobetreiber Nick Jansen. Mit seinen vier Stadtteilkinos bespielt er ein anderes Publikum. Gute Megakinos seien aber für die gesamte Branche wichtig und die gebe es in Hamburg derzeit nicht. "Die Atmosphäre ist halt sehr trist", sagt Jansen - für ihn eine Art Parkhausgefühl. "Es gibt nun mal ein großes Publikum, das sich nur in solchen Häusern bewegt. Und wenn man denen das Gefühl gibt, dass Kino nur eine Ramschware ist, dann wirkt sich das natürlich auch auf die nächste Generation aus." Der Kinobetreiber meint damit Häuser von UCI und Cinemaxx. Die UCI-Kette reagierte auf eine NDR Anfrage nicht. Cinemaxx schreibt: Man arbeite an der Modernisierung aller Kinos.
Gleich um die Ecke des neuen Kinopolis ist die Astor Filmlounge der Flebbe-Familie, die bundesweit Häuser betreibt, in Hamburg das Savoy auf dem Steindamm und eben das Astor. Konkurrenz? Man gibt sich diplomatisch. "Erstmal ist das doch ein gutes Zeichen, dass jemand so viel in das Kinogeschäft investiert", sagt Kinobetreiber Tom Flebbe. "Wir haben keine Angst vor dem Wettbewerb. Sondern freuen uns, dass das Angebot steigt und mehr Besucher in die Kinos kommen."
Hamburger gehen im Vergleich selten ins Kino
Andere Häuser geben in den Gesprächen allerdings zu: Wir haben Angst, dass das Kinopolis uns diejenigen Besucherinnen und Besucher abzieht, die nur selten und als Event ins Kino gehen. Überhaupt gehen die Menschen in Hamburg im Vergleich mit anderen Großstädten in Deutschland selten ins Kino, erklärt Theile. "Wir glauben, dass da ein großes ungenutztes Potenzial liegt", hofft er.
Die Preise bei ihm sind allerdings deftig. Gute Plätze in den besten Sälen kosten locker 20 Euro pro Person. Es gibt aber auch günstigere Tickets. Ob die Investition der Macher in Zeiten der Branchenflaute aufgeht, ist unklar. Dass Hamburg aber ein beeindruckendes, ja, begeisterndes neues Kino hat, ist ein Fakt.
