Ein Landwirt erntet mit einem Mähdrescher ein Gerstenfeld bei Sehnde in der Region Hannover. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Ernte in Niedersachsen läuft: Landwirte holen Gerste vom Feld

Stand: 05.07.2022 14:57 Uhr

Die Getreideernte in Niedersachsen hat begonnen. Mancherorts sind die Landwirte seit Tagen im Mähdrescher auf den Feldern unterwegs. Die Stimmung scheint gut zu sein - trotz der trockenen Wochen.

Für Landwirt Jörg Möller aus dem Weserbergland bei Rinteln ist es Tag drei der Gerstenernte. In schlechten Jahren fährt er 70 Doppelzentner Gerste pro Hektar ein. In diesem Jahr hätte er wegen der Trockenheit mit einer solchen Ausbeute gerechnet. Doch die Erträge seien in Ordnung, er könne zufrieden sein, sagt er. "Wir liegen bei 85, 90 Doppelzentner bei der Gerste."

Landwirten fehlt der Regen

Möller vermutet, dass die schon im September gesäte Gerste dem anderen Getreide voraus gewesen sei. Sie konnte ihre Wurzeln noch gut ausbilden, bevor es zu trocken wurde. Doch spätestens beim Weizen wird sich die Trockenheit in der Region bemerkbar machen, wie der Ackerbauer sagt. Möller hat seine Felder im Rintelner Becken und diese Lage hat Auswirkungen: "Entweder es zieht im Lippischen entlang oder die ganzen Gewitter ziehen am Kanal entlang. Also kommen sie nicht über die Berge", erklärt er. Folglich fehle einfach das Wasser.

Prognose: Ackerbauer profitieren hohen Lebensmittelpreisen

Mit Blick auf das Geschäft mit dem Getreide spielt auch die Weltlage eine entscheidende Rolle - und die ist mit den vergangenen Corona-Jahren und vor allem dem Krieg in der Ukraine, der Kornkammer Europas, weder entspannt noch wirklich vorhersehbar. Nach Einschätzung von Ökonomen werden die Ackerbauern aber von den steigenden Lebensmittelpreisen profitieren. Und das, obwohl Energie und Dünger sehr viel teurer geworden sind.

Mehr Gewinn trotz Kostensteigerung?

"Wir gehen davon aus, dass die Ackerbaubetriebe im Schnitt ein sehr gutes Jahr haben werden, weil die starken Produktpreissteigerungen zur Ernte 2022 höher sind als die ebenfalls deutlichen Kostensteigerungen", erklärte Frank Offermann vom Thünen-Institut in Braunschweig. Das gelte allerdings nur für den Durchschnitt der Betriebe. Es hänge auch davon ab, wann die Landwirte ihre Betriebsmittel gekauft haben und ob die Ernte zu einem hohen Preis vorverkauft werden konnte. Der Deutsche Bauernverband gibt wegen der unsicheren Weltlage und der Schwankungen auf den Agrarmärkten keine Prognose ab. Das sei aktuell nicht möglich, sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken.

Schweinebauern geben auf

Den Prognosen nach werden die Landwirte mit Ackerbau wesentlich besser dastehen als ihre Berufskolleginnen und -kollegen, die Schweine züchten und halten. Dieser Zweig der Branche hat es bereits seit vielen Monaten schwer. So schwer sogar, dass reihenweise Betriebe aufgeben. Auch die Erdbeer- und Spargelbauern blicken nicht freudig auf ihre Ernte in diesem Jahr zurück. Sie lief in weiten Teilen schlecht. Denn ungeachtet aller Appelle an die Bevölkerung, regionale Erzeugnisse zu kaufen, kauften viele im Supermarkt. Dort wurde ausländische Ware günstiger als niedersächsische Erzeugnisse verkauft.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 05.07.2022 | 15:00 Uhr

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