Stand: 16.02.2016 10:10 Uhr

Chat zum Metabolischen Syndrom, Untergewicht, Rheuma

Ap: Wieso soll denn Zitrone gut für eine basische Ernährung sein, die ist doch massiv sauer? Außerdem ist diese "Säure-Base-Theorie" doch meines Wissens nicht belegt, oder sehe ich das falsch?

Fleck: Die Zitrone ist faszinierend, da sie in der Tat sauer ist, jedoch im Körper basisch wirkt. Es gibt Studien, die belegen, dass eine latente Azidose, also chronische Übersäuerung des Körpers, Gelenkbeschwerden negativ beeinflussen kann. Insofern ist an der "Säure-Basen-Theorie" etwas dran, dies wird leider in der heutigen medizinischen Praxis oft vernachlässigt.

Flotti: Ich bin auch stark untergewichtig und schaffe es selbst bei übermäßigem täglichen Nahrungsgenuss nicht, zuzunehmen. Allerdings bin ich 27 und hatte auch keinen Krebs oder Vergleichbares. Lassen sich die Ernährungsratschläge aus der Sendung trotzdem auch auf mich übertragen?

Fleck: Grundsätzlich ja. Man muss aber abklären, ob Ihr Gewicht genetisch bedingt ist oder ob Sie eine Krankheit als Grundleiden haben. Viele Mahlzeiten, sechs bis sieben pro Tag, und die in der Sendung vorgestellten Ernährungstipps (Kombination Kohlenhydrate plus Fett als "Dickmacher") wären eine denkbare Strategie.

Heike S.: Ich bin Asthmatikerin. Können mir die Rezepte für Rheumatiker auch dabei helfen, die Entzündung in den Bronchien zu verringern? (Chia-Samen-Brei, Avocado und so weiter.)

Fleck: Leider gibt es wenige ernährungsinterventionelle (also die Ernährung als reine Medikation betreffende) Studien, was schade ist. Aber um grundsätzlich Entzündungen zu hemmen und möglichst viel Gesundheit zu erreichen, wären diese Ernährungstipps auch für Ihren Fall sicherlich sinnvoll.

Bibo: Meine Tochter, zwölf Jahre, hat auch starkes Rheuma und spritzt MTX. Nun haben sich die Leberwerte verschlechtert, und sie muss mit dem MTX pausieren. Was kann man der Leber Gutes tun, damit diese sich schnell erholt und das MTX zukünftig besser abbauen kann?

Fleck: Um die Leber zu schonen, sollten Sie vor allem ernährungstechnische Kombinationen wie Kohlenhydrate und Fett, also Brot und Käse, reduzieren, da sich bei zu stark kohlenhydrat-fettbetonter Ernährung eine NASH entwickeln kann, also eine nichtalkoholische Fettleber, was in diesem Fall sehr ungünstig wäre. Ratsam wären zum Beispiel auch der Frühstücksquark und eine gemüsebetonte, maßvoll eiweißreiche Ernährung mit viel gutem Fett, Nüssen, Samen. Und für alle gilt: Das gute Kauen nicht vergessen als ersten Schritt der gesunden Verdauung.

Kate: Tolle Sendung! Wie ist es mit Buttermilch als Eiweißlieferant?

Fleck: Ganz herzlichen Dank, das freut mich sehr. Buttermilch ist ein guter Eiweißlieferant, wenn Milchprodukte vertragen werden. Es soll jedoch bei einer Portion pro Tag bleiben.

Kerstin: Bei mir wurde vor einigen Monaten eine Kollagenose diagnostiziert. Kann der komplette Verzicht auf tierische Eiweiße die rheumatischen Beschwerden und die ausgeprägten Erschöpfungszustände lindern? Welche Lebensmittel sollten besser gemieden werden?

Fleck: Erste Grundregel: Sie brauchen unbedingt eine solide Basismedikation, um die Kollagenose in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig empfiehlt sich eine antientzündliche Ernährung (hochwertige Fette), die pflanzlich betont ist (viel Gemüse, maßvoll Obst, abends keine Rohkost), dazu Fisch und maßvoll Fleisch. Für positive Wirkungen eines strikten Verzichts auf Fleisch gibt es keine hinreichenden Studienbelege, aber der Fleischverzehr sollte eingeschränkt sein.

Urmel: Leider ist bei "normalen" Rheumatologen Ernährung kein Thema. Es geht nur um Medikamente. Wie kann das sein?

Fleck: Das ist ein trauriges Kapitel, ich hoffe, dass diese Sendung daran etwas ändert. Dafür kämpfe ich jeden Tag.

Mary: Welche Ernährung hilft bei systemischem Lupus erythematodes (SLE)?

Fleck: Die Ernährung bei SLE ist gleichzusetzen mit der bei entzündlichem Rheuma, da SLE ja eine rheumatische Erkrankung ist.

annie: Ich bin begeistert von Ihrer Sendung. Ich habe Schuppenflechte in den Gelenken. Was halten Sie von Ziegenfleisch bei der Ernährung?

Fleck: Das freut mich sehr. Ziegenfleisch aus guter Herstellung - dagegen spricht nichts bei Genuss in gesundem Maß, also maximal 300 bis 500 Gramm pro Woche.

Appel: Kann man in jedes Brot Flohsamenschalen beim Backen zugeben, und muss man dabei etwas beachten?

Fleck: In verträglichen Dosen ist das kein Problem. Zum Beispiel zwei Esslöffel - und nicht vergessen: individuelle Verträglichkeit überprüfen.

Peter123456: Ich habe das Problem, dass ich sehr unregelmäßig esse. Ich habe morgens fast nie Hunger, und so kommt es, dass ich teilweise 15-20 Stunden ohne Essen bin. Gegen Abend, so zwischen 17 und 1 Uhr, bricht dann ein Heißhunger aus. Ich versuche, regelmäßiger zu essen, was sich allerdings schwierig gestaltet. Was kann ich tun? (Bin männlich, 18 Jahre.)

Fleck: Da empfehle ich, die Geschmacksnerven und den Appetit wieder zu trainieren, das heißt, wirklich eine Zwischenmahlzeit konkret zu organisieren. Ich zum Beispiel habe im stressigsten Arbeitsalltag gerne eine Banane, Nüsse, Mandeln, Cashewkerne und ein hart gekochtes Ei als Geheimwaffe im Schreibtisch. Eine Avocado wäre das Superfood: hygienisch verpackt und optimal in der Zusammensetzung.

Esmirallda: Würden Sie bei Fibromyalgie auch die Ernährung für Rheuma vorschlagen, oder wird diese Krankheit speziell behandelt?

Fleck: Fibromyalgie kann primär und sekundär (also im Rahmen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen) entstanden sein. Dies bitte abklären lassen. Ernährungsmedizinisch rate ich zur kohlenhydratarmen Ernährung mit viel hochwertigen Fetten, Gemüse, Fisch und maßvoll Fleisch im Sinne des Low-Carb-Ansatzes.

becca_barns: Ich habe eine Endometriose im Endstadium und eine damit verbunden Darmsanierung. Wenn ich meine Tage bekomme, habe ich oftmals Verstopfung. Was kann ich tun? Dazu kommt ein Langzeitzucker von 5,6 - er lag auch schon bei 6,1. Und der Blutdruck ist schwankend - mal hoch, mal normal. Wie könnte ich diese Baustellen zusammenbekommen?

Fleck: Zur Gewichtsregulation und auch gegen entzündliche Prozesse im Körper würde ich Ihnen zum Beispiel ein Quarkfrühstück mit hochwertigen Leinölmischungen empfehlen, dazu unbedingt ein paar Trockenpflaumen, um die Verdauung anzuregen. Und: Trinken Sie genug?

Cindy: Ich habe ein Prolaktinom an der Hypophyse, nach nun drei Jahren mit verschiedenen Medikamenten ist mein Prolaktin-Wert nun so weit gesunken, dass eigentlich meine Periode wieder einsetzen müsste (meine Pille hab ich schon vor gut einem Jahr abgesetzt). Darauf warte ich nun, da ich mit 27 Jahren doch gern bald schwanger werden möchte. Wie kann ich dies über die Ernährung unterstützen?

Fleck: Ein kleiner Mensch, also ein Kind, braucht viel gutes Eiweiß und gutes Fett als Grundbaustein für die Zellen, um sich zu entwickeln. Insofern würde ich Ihnen als Frühstücksritual den Frühstücksquark empfehlen, der zumindest hier eine gute Grundlage legt.

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 02.02.2020 | 13:45 Uhr

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