Stents werden überschätzt: Sport und Pillen helfen
Bei einer akuten Herzkrankheit ist der Stent, eine winzige Gefäßstütze aus Drahtgeflecht, oft ein echter Lebensretter. Seit Anfang der 90er-Jahre werden Stents per Katheter eingesetzt, um verengte Herzkranzgefäße nach der Aufdehnung mit dem Ballonkatheter offen zu halten. In Deutschland werden - bezogen auf die Patientenzahl - mehr Herzkathetereingriffe und Stentimplantationen durchgeführt als in allen anderen Ländern. Das gilt nicht nur für rettende Eingriffe bei akuten Durchblutungsstörungen.
Auch bei einer stabilen chronischen Herzkrankheit werden hierzulande häufig Gefäßstützen eingesetzt, viel häufiger als in anderen Ländern. Doch nun zeigt eine zusammenfassende Auswertung von 61 Studien mit mehr als 25.000 Patienten, dass das Einsetzen von Stents bei einer chronischen koronaren Herzkrankheit im Vergleich zu einer medikamentösen Therapie mit gezieltem, regelmäßig durchgeführtem Sportprogramm keinen Vorteil bringt. Dabei ist ein Stenteinsatz per Katheter keinesfalls ein harmloser Eingriff. Bei dieser invasiven Methode kann es zu gefährlichen Komplikationen kommen. Dennoch denken viele Patienten, sie wären von ihrer chronischen Herzkrankheit geheilt, wenn sie einen Stent bekommen haben.
Doch die Überlebenschance eines Patienten mit stabilen chronischen Herzproblemen steigt dadurch nicht und vor einem weiteren Infarkt schützt diese Methode nicht besser als Sport, gesunde Ernährung und Medikamente. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit von Sport und Bewegung gibt es ein Problem: Die Patienten müssen dabei bleiben, dürfen das Training nicht lange unterbrechen. Ähnlich wie bei Medikamenten gilt: Nur eine kleine Pause, und der positive Effekt des Trainings auf Gefäße und Zellen ist wieder dahin. Hier ist eine umfassende ärztliche Aufklärung und Motivation des Patienten gefragt.
Interviewpartner im Beitrag:
Prof. Dr. Peter Baumgart
Internist, Gefäßmediziner
Klinik für Innere Medizin I
Clemenshospital
Düesbergweg 124
48153 Münster
Prof. Dr. Rainer Hambrecht
Chefarzt Kardiologie
Herzzentrum Bremen
Klinikum Links der Weser
Senator-Weßling-Straße 1
28277 Bremen
Drehort im Beitrag:
RehaZentrum Bremen
Senator-Weßling-Strasse 1
28277 Bremen
Tel. (0421) 80 60 64 50
Fax (0421) 80 60 64 59
Autorin des Fernsehbeitrags:
Anna Schubert
