Die Autoren der Hörspielserie: Axel Ranisch (li.) und Paul Zacher (re.). © Dennis Pauls Foto: Dennis Pauls

Geisendörfer-Preis für queere NDR Hörspielserie "Anton und Pepe"

Stand: 20.09.2022 19:00 Uhr

Der Robert Geisendörfer-Preis geht an die fünfteilige NDR Kultur-Hörspielserie "Anton und Pepe". In der queeren Familienkomödie haben der Regisseur, Autor und Schauspieler Axel Ranisch und sein Mann Paul Zacher ihre Beziehung verarbeitet.

von Susanne Birkner

"Ich bin so maßlos überrascht, weil wir uns total sicher waren, dass wir für diese Hörspiel-Serie keinen Hörspielpreis kriegen", sagt Axel Ranisch. "Denn Komödien werden ja selten ausgezeichnet - und es ist ja schon ein bisschen lustig, was wir gemacht haben." Es ist sehr lustig, drastisch - und vor allem: liebevoll.

Es geht um Anton und Pepe. Die beiden kennen sich seit der dritten Klasse - dann zieht Pepe weg und die Freundschaft endet. Jahre später werden die beiden ein Paar. Ganz ähnlich war es bei Axel Ranisch und Paul Zacher. Aber dann entwickeln die Hörspielfiguren ein Eigenleben und erleben die abstrusesten Abenteuer - und das in der WG mit der herrlich schnodderigen, dementen 97-jährigen Oma und den Müttern.

 

Irrwitzige Dialoge für überragende Schauspielerinnen

Die Jury des Geisendörfer-Preises würdigte, wie viel man bei aller Leichtigkeit des Erzählens nebenbei lernt über "den ganz normalen Alltag" eines gleichgeschlechtlichen Paares. Das war Axel Ranisch und Paul Zacher wichtig. Denn auch sie haben das Glück, dass ihre Homosexualität für ihre Mütter - und Oma - völlig selbstverständlich ist, erklärt Paul Zacher: "Dann einfach das Leben beobachten, ohne das als kämpferisch darstellen zu müssen, dass die Figuren sich freikämpfen müssen in ihrer Sexualität, sondern die ganzen anderen Alltagsprobleme."

Die beiden Autoren haben irrwitzige Dialoge geschrieben für die überragenden Schauspielerinnen und Schauspieler wie Tim Oliver Schulz, Daniel Zillmann, Barbara Nüsse und Gabriela Schmeide. "Wir haben ein großartiges Ensemble, das wir nie zusammen gekriegt hätten, wenn nicht Corona gewesen wäre und keiner gedreht hätte", sagt Axel Ranisch und lacht.

Anton und Pepe wachsen beim Hören ans Herz

Das Texten ging an die Substanz, denn die beiden verarbeiten eigene harte Familienthemen wie Leukämie und Altersdemenz oder Paul Zachers bipolare Störung, die er erst während der Entwicklung des Hörspiels öffentlich gemacht hat.

Ich will dich Pepe, aber deine Krankheit will ich nicht. - Uns gibt es leider nur zusammen. - Du bist doof. - Ich weiß.

"Es war nicht immer leicht beim Schreiben", erzählt Axel Ranisch, "zum Beispiel die Folge 4 in der Klinik mit der Gruppentherapie. Wenn man sie jetzt hört, ist sie wahnsinnig lustig und man kann sich gar nicht vorstellen, dass das so nahegeht. Aber vielleicht ist das schon ein Geheimnis des Hörspiels, dass wir da schon an einigen Stellen die Hosen runtergelassen haben." Wahrscheinlich wachsen einem Anton und Pepe deswegen beim Hören so ans Herz.

 

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 21.09.2022 | 07:20 Uhr

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