Album der Woche: "Personal Stories" von Benyamin Nuss
Loslassen, neu beginnen, in Erinnerungen schwelgen oder Mut machen - davon und von vielem mehr erzählt Benyamin Nuss auf seinem Album, das passenderweise den Titel "Personal Stories" trägt.
Als Musiker bewegt sich Benyamin Nuss in verschiedenen Welten. Durch seinen Vater und seinen Onkel ist der Pianist Benyamin Nuss früh mit Jazz in Berührung gekommen. In Köln hat er klassisches Klavier studiert, er komponiert außerdem selbst und in diese Stücke fließt auch seine Begeisterung für Videospiele ein. Mehrere seiner Alben und Tourprogramme haben Videomusik zum Inhalt, und damit erreicht Benyamin Nuss auch ein junges Publikum. Sein neues Album steht ganz im Zeichen eigener Kompositionen, die vom Jazz inspiriert sind.
Entspannte Bar-Atmosphäre und impressionistische Klänge
"Bei vielen Stücken dieses Albums war es tatsächlich eine starke Emotion, und daraus entwickelt sich dann eine Geschichte, eine Art innerer Film, den ich dann in Musik zu fassen versuche", sagt Nuss. Es ist ein eher ruhiges, kontemplatives Album, oft mit hell-glitzernder Melodiestimme und voll klingenden Bassakkorden. Entspannte Bar-Atmosphäre mischt sich mit impressionistischen Klängen.
Auch die Unsicherheit in Pandemie-Zeiten hat sich musikalisch niedergeschlagen: So düster das Stück auch beginnt - es trägt den Titel "Hoffnung". Der Wunsch aufzutreten war genauso stark wie das Gefühl, endlich mal Zeit zu haben, sagt Benyamin Nuss: "Ich konnte mich plötzlich mit so vielen Dingen beschäftigen, mit denen ich mich sonst eigentlich nicht beschäftigen kann: Ich habe angefangen, Kontrapunkt nochmal zu lernen, mir Partituren gekauft, habe Orchestrationen studiert. Aber was dann im Verlauf der Pandemie stärker wurde, war dieses Gefühl von Ungewissheit."
Improvisierte Übergänge zwischen den Stücken
Vieles, was Benyamin Nuss beschreibt, kommt einem bekannt vor. Auch seine Musik enthält immer wieder Zitate, die er in einen neuen Zusammenhang gebracht hat. Zwischen den Stücken schafft Benyamin Nuss kleine Übergänge, die er während der Aufnahme improvisiert hat, so, wie er es von Live-Auftritten gewohnt ist.
Besonders bildhaft: Das musikalische Porträt einer Katze oder "Drei Arten des Lächelns", ein Stück, das Benyamin Nuss an einem Tag komponierte und in dem er versteckte Trauer, aufgesetztes Lächeln wie echtes breites Grinsen beschreibt.
Nuss' Album ist anregend und entspannend zugleich
"Im Jazz geht es vor allem darum, im Moment zu bleiben, präsent, offen und spontan", erklärt Nuss. "Man braucht viel Wissen über Harmonik, Rhythmus, aber entscheidend ist das Vertrauen in den Fluss. Das heißt, wenn ich eine falsche Note spiele, darf ich nicht denken: Ah, jetzt hab' ich einen Fehler gemacht - sondern man kann diese Note mit der nächsten wieder richtig machen. Und in der Klassik ist es so, dass alles schon vorgegeben ist: Partitur, Dynamik, Ausdruck. Man braucht natürlich viel Wissen über den Komponisten, über historische Zusammenhänge und über Stile. Deswegen finde ich, dass beide Welten total voneinander profitieren können."
Das hört man auch diesem Album an. Die Zitate - zu etwas Eigenem geworden -, pianistische Sicherheit, eine weit gefasste Harmonik und vor allem die tolle klangliche Balance ergeben eine wunderbare Mischung, die anregend und entspannend zugleich ist.
Personal Stories
- Zusatzinfo:
- Benyamin Nuss
- Label:
- Neue Meister
Schlagwörter zu diesem Artikel
Klassik
