Stand: 21.03.2018 09:00 Uhr

Verlegerin Daniela Seel über Lyrik

von Guido Pauling

Daniela Seel hat 2003 in Berlin den Verlag kookbooks gegründet, den sie "Labor für Poesie als Lebensform" nennt. Zum Welttag der Poesie 2018 spricht NDR Kultur mit der Lyrikerin und Verlegerin.

Hätten Sie 2003 geglaubt, 15 Jahre mit einem nahezu reinen Lyrikverlag durchzuhalten?

Die Verlegerin Daniela Seel mit Kopfhörern im Park © Anne Provoost Foto: Anne Provoost
Ist selbst Lyrikerin und hat einen Verlag in Berlin für Lyrik: Daniela Seel.

Daniela Seel: Ich habe versucht, 2003 nicht zu viel darüber nachzudenken, welche Schwierigkeiten es geben könnte, weil ich dachte, das ist so ein Berg, den kann man nur Schritt für Schritt in Angriff nehmen. Wenn man sich da zu viele Sachen vorstellt, dann schreckt man doch zurück. Und so ist es ja immer noch ganz gut gegangen!

Was bedeutet das denn, Poesie als Lebensform, was für ein Leben ist das?

Seel: Das ist ein ganz gewöhnliches Leben, würde ich sagen. Nur dass eben Poesie ein wichtiger Teil davon ist, Poesie einfach ganz selbstverständlich dazugehört. Und dass es nicht etwas zu Besonderes sein sollte, sondern etwas, mit dem und für das man gerne lebt.

Was reizt Sie so sehr an Poesie und an Gedichten, dass Ihr Verlagsschwerpunkt auf Lyrik liegt?

Seel: Ich glaube, es hat einfach mit der Herangehensweise zu tun, dass wir so aus Sprache gemacht sind, dass das Sprachliche im Vordergrund steht, auf eine Weise, dass es einen befremdet - und dieses Befremden dann eine produktive Auseinandersetzung in Gang setzt. Es ist nicht so sehr, dass es einem etwas erzählt, wie das in der Prosa der Fall wäre, oder einem etwas erklärt, wie das vielleicht bei Essays oder Sachbüchern der Fall ist, sondern dass es einen zurückwirft auf Elementares in der Sprache.

Die sprachlichen Stellschrauben, mit denen die Lyrik arbeitet, sind mitunter so gering. Man kann sich schon am Zusammenklang von Vokalen auf einer Verslänge erfreuen, oder wie es aneinanderreibt, also Konsonantenreibungen, das musikalische Element ist sehr wichtig. So gibt es Konzentrationen von bestimmten Momenten, die poetisch aufgeladen sind. Oder dass etwas mich irgendwie emotional anspricht, ohne dass ich es festmachen könnte, worin das jetzt liegt. Egal, ob das positive oder negative Emotionen sind, oder welche, die ich nicht richtig deuten kann, aber das mich etwas angreift, in diesem sprachlichen Moment, und verdichtet.

Das Gespräch führte NDR Kultur Redakteur Guido Pauling.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 21.03.2018 | 09:20 Uhr

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Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

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