Theater Anklam feiert 70. Geburtstag
Die Vorpommersche Landesbühne startet heute in Anklam (Landkreis Vorpommern-Greifswald) in ihre 71. Spielzeit. Zugleich feiert an diesem Wochenende das Anklamer Theater runden Geburtstag: Die Spielstätte gibt es seit nunmehr 70 Jahren. Als ihren Geburtstag sieht das Theater den 28. August 1949 an, als Goethes "Iphigenie auf Tauris" Premiere hatte. Im Sommer sei aber keine Zeit zum Feiern gewesen, deshalb wolle man dies nun nachholen, hieß es vom Theater. Ein "Theater-Kessel Buntes" soll am Abend einen Ausblick auf die neue Spielzeit geben.
20 Neuproduktionen: Von "Effi Briest" bis zum "Froschkönig"
Mehr als 20 Neuproduktionen stehen im kommenden Theaterjahr auf dem Programm. So gibt es unter anderem Ausschnitte aus der Shakespeare-Komödie "Was ihr wollt" und der Kafka-Vorlage "Das Schloss" zu sehen. Schon jetzt weisen im Theater Schaukeln auf eine weitere Premiere hin. Zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane inszeniert die Landesbühne "Effi Briest", die gern auf einer Schaukel saß. Neben einem neuen Kabarettprogramm inszeniert die Bühne auch wieder Märchen. So feiert zum Beispiel am Nachmittag der "Froschkönig" Premiere.
Am Anfang waren Auftritte eines Wunderarztes und Okkultisten
Die Theatertradition in der Kleinstadt an der Peene reicht allerdings noch weiter zurück als die Anfänge der Landesbühne, wie eine Sprecherin des Theaters erklärte. Schon im 18. Jahrhundert sei in Anklam Theater gespielt worden. Zu den Skurrilitäten der lokalen Theatergeschichte zählen die Auftritte eines Wunderarztes und Okkultisten im Jahr 1722, der auch die Erlaubnis zu theatralischen Aufführungen bekam. Im Jahr 1785 gab die "Tilly'sche Truppe" ein Gastspiel im damals halb preußischen, halb schwedischen Anklam. "Manchmal waren vier Truppen gleichzeitig in der Stadt", so die Sprecherin. Sie gastierten in Kneipen und vermutlich im 1738 errichteten Schützenhaus, das seit 1950 das Theater beherbergt.
Castorf in den 1980er-Jahren in Anklam
Zu dem 1949 geplanten Neubau kam es bis heute nicht. In den 1980er-Jahren war Frank Castorf Oberspielleiter, dessen Arbeiten in der Fachpresse große Beachtung fanden, jedoch weniger beim Publikum. Die SED-Kreisleitung verbot Brechts "Trommeln in der Nacht". Die vergangenen 35 Jahre prägte der Intendant Wolfgang Bordel, der das Theater auch über die Wende rettete, vor allem durch die Sommerbespielung auf Usedom im Theaterzelt Chapeau Rouge oder den mittlerweile vier Open-Airs.