Sven Amtsberg macht die skurrilste Stadtführung Lübecks
Stadtführungen über Lübeck gibt es viele, aber nur eine beansprucht für sich: "Die Wahrheit über Lübeck". Stadtführer ist der Autor Sven Amtsberg - der die Lübecker Historie mit sehr viel Phantasie und skurrilem Humor völlig neu erfindet.
Schon der Auftakt zur Stadtführung ist völlig an den Haaren herbeigezogen. "Wir werden schätzungsweise 12 bis 13 Stunden durch Lübeck laufen, uns alles angucken, was es gab", sagt Sven Amtsberg. "Eure Arbeitgeber habe ich angerufen, das heißt: Morgen habt ihr frei." Entsprechend gut gelaunt zieht die Gruppe mit Sven Amtsberg vom Lübecker Theater aus los. Vor einem Altstadtgang bleibt er stehen und erklärt, warum diese für Lübeck so typischen Gänge so klein und eng sind: Die Lübecker seien früher einfach sehr klein gewesen, behauptet der Ostholsteiner. "Leute kamen von überall her, um sich mit einem winzigen Lübecker auf dem Schoß fotografieren zu lassen", fantasiert der Autor weiter. "Manche liebten es auch, den kleinen Lübecker zu füttern oder zu streicheln." Der Lübecker habe das alles sehr gern gemochte, denn "Niedlichkeit ist fast noch schöner als Schönheit und Würde."
Der Vorläufer des Hansemuseums
An der Seite eines Plattenladens stellt sich Sven Amtsberg neben ein Fenster, an dem viele Lübeckerinnen sicher Tag für Tag achtlos vorbeilaufen. Es ist skurril dekoriert. Eine blaue Pappe als Hintergrund, davor das Modell eines Segelschiffs und eine künstliche Pflanze. Für Stadtführer Sven Amtsberg ganz klar - dieser Ort war der Vorläufer des Hansemuseums. "Meist saß Hans-Peter Hanse selbst hinter dieser Pappe und ahmte nur mit Mundhöhle und Gürtellinie Meeresgeräusche nach", erzählt Amtsberg. "Er schrie, wie eine dicke Möwe. Familien kamen und picknickten davor - Ruhrgebietler machten gar Urlaub."
Die Lübecker Hack-Renaissance
Auch der Schriftzug "Hackepeter" an der Fassade eines Hinterhofs mitten in der Altstadt inspiriert ihn zu einem Vortrag über die Zeit, als Lübeck noch nicht untrennbar mit Marzipan verbunden war. "In der Blütezeit der Hack-Renaissance besaß eigentlich jeder Lübecker einen Fleischwolf, mit dem er Tiere in Mett verwandelte", schildert der Autor. "Lübeck war die Hack-Hauptstadt zu jener Zeit, damals entstand dann auch die "Hack-se", aus der später die Hanse wurde."
"Die Vorläufer des Hansemuseums waren gigantisch. Und es waren Gedankensprünge, auf die wir auch noch nicht gekommen sind", sagt Petra Ulrich, die Vorsitzende des Vereins Lübecker Stadtführer. "Es war sehr, sehr lustig. Hat viel Spaß gemacht." In der letztendlich doch nur einstündigen Tour haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rein gar nichts über die Stadt gelernt - aber dafür umso mehr gelacht.
Es sind noch mehr Touren geplant, die nächste findet am 12. Mai ab 20 Uhr. Auf jeder Tour gibt es neue Geschichten und Stationen, dazu hat Sven Amtsberg bei jeder Stadtführung einen Autorenkollegen – oder eine Kollegin dabei.
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