Nachfolge im Polittbüro: Vorhang auf für Abdollahi und Oschatz
Das Polittbüro in Hamburg-St.Georg macht dicht. Doch das Theater bleibt erhalten. Die neuen Chefs heißen Michel Abdollahi und Robert Oschatz und wurden am 20. Mai vorgestellt.
Lisa Politt beginnt ganz offen und ehrlich. Sie erzählt nochmal, warum dieser Abschied jetzt so plötzlich kommt. Dass ihre Gesundheit auf dem Spiel steht: "Man ist im Hamsterrad und denkt: 'Äh nee, ich hab jetzt keine Kreislaufschwäche, weil heute Abend eine Veranstaltung ist, die ich betreuen muss.' Irgendwann gibt es dann den Punkt, wo einem der Körper etwas signalisiert bzw. einen der Arzt fragt, ob man noch alle Latten am Zaun hat."
"Tief beeindruckt" von Abdollahi
Sie konnte nicht anders, sie musste jetzt auf die Bremse treten. Einen Nachfolger für das Polittbüro hatten sie und ihr Partner Gunter Schmidt aber schon lange im Auge: den Künstler, Journalisten und Moderator Michel Abdollahi.
"Wir haben Sachen gesehen wie die Geschichte, als du dir im Nazi-Dorf da so eine Hütte hingestellt hast", sagt Politt direkt zu Abdollahi und ergänzt: "So ein radikaler Ansatz, der dann auch noch zum Erfolg führt, von jemandem wirklich durchgezogen wird. Das hat uns in allererster Linie tief beeindruckt."
Sterben einer Kulturstätte nicht zulassen
Ende Februar hätte er die E-Mail mit dem Betreff "Es ist dringend" von Lisa und Gunter bekommen, erzählt Michel Abdollahi, im März gab es dann ein Treffen, und eine Woche später haben er und sein Partner, der Regisseur Robert Oschatz, zugesagt. Er habe eigentlich nicht vorgehabt, ein Theater zu übernehmen, schließlich habe er genug zu tun.
"Aber wir können es - insbesondere nach Corona - überhaupt nicht zulassen, dass eine weitere Kulturstätte in Hamburg stirbt", erklärt Abdollahi und sagt weiter: "Wir können vor allem nicht zulassen, dass wir den Geist des Hauses, den die beiden hier fast 20 Jahre lang aufgebaut haben, verlieren. Es wäre sehr dramatisch für die Stadt Hamburg und ich glaube für die ganze künstlerische Szene Deutschlands, wenn solche Häuser nicht mehr da sind."
Stadt hilft bei Finanzierung
Ein Haus, das über den Sommer im Schnelldurchgang und mit Augenmaß renoviert werden soll: neue und behindertengerechte Toiletten, mehr Sitzplätze, ein bisschen neue Farbe. Die Stadt helfe da zum Glück bei der Finanzierung. Und im Herbst soll es dann unter der neuen Leitung auch schon losgehen. Das Programm müsse aber erst noch fertig eingetütet werden, sagt Robert Oschatz.
"Ich glaube, dass wir es ein bisschen in die heutige Zeit transformieren", so Oschatz und fügt hinzu: "Das heißt, es wird natürlich weiterhin Kabarett geben, es wird aber auch Stand-up-Comedy geben, eigentlich die gesamte Bandbreite, die wir jetzt finden, mit vielleicht noch ein paar neueren Einflüssen wie Podcast-Live-Veranstaltungen."
Kurt Krömer macht den Anfang
Mit Kurt Krömer soll im September gestartet werden, soviel steht fest. Auch der Name des Theaters wird dann ein anderer sein - welcher, ist noch nicht klar. Aber nicht, weil die beiden Neuen das wollten. Lisa Politt möchte wirklich Abstand gewinnen: "Da brauch ich nur von Ferne zu hören, dass sich jemand beklagt, dann steh ich hier vor der Türe und belästige die beiden, das geht nicht."
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