Kultur trotz Corona: Aktionstag heute im NDR
Das öffentliche Kulturleben steht derzeit still. Bis 30. April sind offiziell alle Theater, Konzertsäle und Opernhäuser im Norden wie überall geschlossen. Aber Kultur kennt keine Quarantäne: Kultur geht immer, auch im Homeoffice. Das bewiesen bekannte Künstlerinnen und Künstler am NDR Aktionstag "Kultur trotz Corona" - im Fernsehen, Radio und im Internet.
Bei der Hamburger A-Cappella-Comedy-Gruppe Lalelu wird das Kratzen im Hals zum cool-jazzigen Corona-Song. Corona macht erfinderisch - und Kulturschaffende erst richtig kreativ. "One, two, three, four. Ich war auf 'nem Kreuzfahrtschiff. Komm wir machen uns 'ne schöne Zeit, Verona, lass uns etwas trinken gehen, Oberdeck trinken gehen, denn wir dürfen nicht an Land. Scheiß Corona." Lalelu ist eine der mehr als 15 Bands und Künstlergruppen, die am Aktionstag "Kultur trotz Corona" mitmachten, viele von ihnen traten live bei NDR Kultur auf.
Kultur kann die täglichen Sorgen lindern
"Wie lang isses her, dass ich bei dir war, scheint mir, als wäre es 'ne Ewigkeit ...": Stefan Gwildis besingt in "Mein Meer" einen Ort, nach dem sich viele von uns derzeit sehnen. Irgendwie unheimlich weit weg. Irgendwie nicht mehr greifbar: leere Strände, verwaiste Küstenorte, verschlossene Strandkörbe in Reih und Glied. Traurig. Nein, das echte Meer lässt sich nicht ersetzen. Aber Kultur kann etwas anderes - kann das Gefühl kitzeln, Sehnsucht streicheln und die täglichen Sorgen etwas lindern. Bitter nötig im Liveticker-Gewitter von Corona und Co. Den Kulturtag konnten Sie im Internet auf NDR.de verfolgen, im Fernsehen und im Radio auf allen Landeswellen.
Hans-Hermann Thielke kitzelt Lachmuskeln
Kultur flutet Ohren, Hirne und Herzen. Und die eigenen vier schrägen Wände: "Also, ich wohn' praktisch direkt inner abknickenden Vorfahrt, das ist aber an sich ein sehr gemütliches Wohnen, ich hab da 'ne Zweieinhalbraumwohnung, bei uns viele Schrägen, Schrägen sind ja sehr gemütlich, das ist ein dreistöckiges Mehr- also mehrstöckiges Dreifamilienhaus". Kabarettist Hans-Hermann Thielke alias Helmut Hoffmann aus Itzehoe - der Mann im giftgrünen Pullunder und mit dem Kassengestell - spielt sie gerne, die Normalos, den Postboten, den leicht schrägen Alltagsmenschen, liebevoll, verschmitzt - auch im Studio von NDR Kultur.
Burghart Klaußner zitiert Hölderlin
Auch viele Schauspieler sitzen derzeit im Homeoffice, laufen aber trotzdem auf Hochtouren. Und können richtig "donnern": "Hier sitz' ich, forme Menschen nach meinem Bilde, ein Geschlecht, das mir gleich sei, zu genießen und zu freuen sich und dein nicht zu achten, wie ich." Kultur trotz Corona - zum Beispiel mit dem Trotz aus Goethes Gedicht "Prometheus".
Und er kann die Sache mit dem Trotz besonders gut: Burghart Klaußner. Ob als Bertolt Brecht, ob als Staatsanwalt Fritz Bauer. Unbeugsam, trotzig im Angesicht einer Gewalt, die zurzeit übermächtig erscheint. Auch das eine Eigenschaft, die wir gerade gut gebrauchen können. Klaußner hält es am Aktionstag mit Friedrich Hölderlin: "Gut ist es, an andern sich zu halten. Denn keiner trägt das Leben allein."
Regisseur Leander Haußmann probt digital
"Ich bin ja ein Optimist bis zur Verblödung!", sagt Film- und Theaterregisseur Leander Haußmann. Wenn um ihn die Welt untergehe, dann sei er derjenige, der sagt: "Da ist doch schon Licht am Ende des Tunnels." Bekannt geworden ist er mit seinem Film "Sonnenallee", derzeit probt er mit Jens Harzer in der Hauptrolle Molières bitterböse Komödie "Der Geizige" im Hamburger Thalia Theater. Er probt digital, in Videokonferenzen. Das Schöne daran: Nach digitalen Abendproben sei es fast so wie im echten Theater. "Und dann machen wir es auch so, anschließend bleiben wir noch sitzen, und dann sind wir wie in der Kantine, dann wird getrunken. Corona habe man dann schnell vergessen.
Auch Feridun Zaimoglu und Peter Lohmeyer waren dabei
Die Kulturschaffenden lassen sich nicht unterkriegen und wollen den Menschen Mut machen. Einen ganzen Tag lang brachten Künstlerinnen und Künstler ihre Musik oder Literatur zu Ihnen nach Hause. Ob das Deutsche Theater Göttingen, Mercedes Arcuri von der Staatsoper Hannover, Autor Feridun Zaimoglu aus Kiel, Schauspieler Peter Lohmeyer oder Laura Berman, Direktorin der Staatsoper Hannover. Und wie sagt es Lalelu so schön frech? "Ist doch wahr, die Krankheit ist ein Motherfucker."