Die Konzertmuschel auf Sylt in Westerland © picture alliance / Stephan Persch Foto: Stephan Persch

Günther reloaded: Was bedeutet die Wahl in SH für die Kultur?

Stand: 09.05.2022 16:32 Uhr

Was bedeutet Daniel Günthers Wahlsieg im Schleswig-Holstein für das kulturelle Leben?

von Milad Kuhpai

Schleswig-Holstein hat gewählt: Nach dem Wahlsieg der CDU ist weiter offen, mit welcher anderen Partei die Union künftig regieren wird. Aber klar ist: Daniel Günther bleibt weitere fünf Jahre im Amt. Welche Hoffnungen und Forderungen haben Kulturschaffende an die künftige Landesregierung?

Die Kultur war noch nie der Bereich, um den sich außerordentlich gestritten wurde, findet Guido Froese, Vorsitzender des Landeskulturverbandes Schleswig-Holstein. Die CDU, die jetzt wiedergewählt wurde, hatte ihr Wahlprogramm im Rahmen eines Beteiligungsprozesses organisiert, so dass im Kulturbereich schon mitgewirkt werden konnte. Was die Wahl des Koalitionspartners angeht, auch da seien ihm die Wahlprogramme bekannt.

"Die Kulturdialoge des Landes Schleswig-Holstein sind ein gutes Beispiel dafür, wie man Kommunikationsprozesse zwischen Kultur und Politik führt, und wir würden uns sehr freuen, wenn dieser Dialog fortgesetzt wird", sagt Froese und ergänzt: "Es gibt noch vielfältige Aspekte zu entwickeln für Schleswig-Holstein."

"Dürfen nicht alle Brücken abbrechen"

Wo noch weitere Akzente gesetzt werden könnten, das sei die Ostseekultur-Politik, auch angesichts der aktuellen politischen Situation. Denn: Deutschland übernimmt den Vorsitz in der Ostsee-Parlamentarierkonferenz und den Vorsitz des Ostsee-Sekretariats in Stockholm ab dem Sommer für das nächste Jahr. Das ist eine gute Chance auch Impulse zu geben, findet Froese: "Wir dürfen nicht alle Brücken abbrechen, und müssen über die Kultur erstens zu unseren europäischen Partnern aber auch im Ostseeraum insgesamt eine Verbindung halten, damit wir friedlich zusammen leben können auf dieser Welt."

Willi Neu, Präsident des Landesmusikrats Schleswig-Holstein, hofft auch auf einen Aufbruch in der Musikszene in dem Bundesland. Bereits in der letzten Legislatur hatte er einige Themen andiskutiert, bei denen die Landespolitik noch handeln muss: "Dazu gehört ja in jedem Fall der Lehrkräftemangel an den Schulen im Fach Musik, dazu gehört das Thema Musikschulfördergesetz, dazu gehört auch die Amateurmusik und die Teilnahme im ländlichen Raum. Diversität, Gendergerechtigkeit, sind weitere Themen. Musikveranstaltungen, und natürlich Musikwirtschaft - das sind die Punkte, die wir in der Gewichtung auch in dieser Reihenfolge immer wieder artikuliert, besprochen haben und wo wir nun doch eine deutliche Weiterentwicklung erwarten."

Chöre müssen unterstützt werden

Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF), spielt in seinem Büro auf einem Schlagzeug. © picture alliance / Stephan Persch Foto: Stephan Persch
Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals, studierte unter anderem Musikwissenschaften in Frankfurt am Main und Hamburg.

Besonders die Amateurmusik sei ein zentraler Punkt auf der langen Liste des Landesmusikrats. Für Musikeinrichtungen wie Chöre darf nach der Coronapandemie kein bleibender Schaden entstehen, so Neu. Die mehrjährige Förderung und der Ausbau der kulturellen Infrastruktur müsse ausgebaut werden, damit die Musik weiter einen Neustart hinlegen kann. "Es fehlen immer noch viele Übungsräume, und da glaube ich, kann man einen echten Fortschritt erzielen, wenn Vereinigungen sowie Blasorchester, Spielmannszüge und die vielen Chöre tatsächlich gut und bestens unterstützt und gefördert werden, wenn es darum geht, Übungsräume und Konzerthäuser als Orte der Begegnung zur Verfügung zu haben."

Hilfe fürs Tivoli in Heide

Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals und sein Team freuen sich auf eine weitere Zusammenarbeit mit Daniel Günther. Der Ministerpräsident sei nach Kuhnts Ansicht nicht nur ein Freund der Vielfalt im kulturellen Leben Schleswig-Holsteins, sondern sei auch immer Ansprechpartner gewesen, zusammen mit Kulturministerin Karin Prien, besonders in schwierigen Zeiten, die von Corona geprägt waren. Ganz wunschlos ist Kuhnt aber nicht, zum Beispiel was den Erhalt wichtiger Kulturorte angeht:

"Ich nenne da beispielsweise dieses wunderbare Tivoli in Heide, das seit vielen Jahren leer steht und dringend auch Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand braucht. Entsprechend, glaube ich, gibt es viel zu tun, und ich freue mich darauf, das gemeinsam auch mit der Politik anzugehen. "

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 09.05.2022 | 16:30 Uhr

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