Zwei Personen mit Maske zeigen einer Frau hinter einer Glaswand ihre Impfnachweise. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt

Von Lust bis Frust! Das Ende aller Corona-Maßnahmen?

Stand: 26.03.2022 12:37 Uhr

Viele Menschen sehnen Lockerungen auch in der Kultur herbei. Doch die Inzidenzen mahnen zur Vorsicht. Die Kultureinrichtungen im Norden haben sehr unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema.

von Anina Pommerenke

Das Ende aller Maßnahmen gegen das Coronavirus: Was hätte das für ein Tag werden können? Mit ausschweifenden Umarmungen, Begegnungen, tanzenden Menschen auf den Straßen. Musik, Freude, Heiterkeit über das besiegte Virus. Nun, nach zwei Jahren Corona-Pandemie, zeigt sich ein deutlich gedämpfteres Bild. Denn die Infektionszahlen sind hoch und auch die Anzahl der schweren Verläufe bereitet vielen Menschen Kopfschmerzen. Auch wenn grundsätzlich wieder mehr möglich ist, verlängern viele Bundesländer gerade einen Teil der Vorsichtsmaßnahmen.

Während die einen dem Ende der Corona-Regeln regelrecht entgegenfiebern und es kaum erwarten können, die Maske abzulegen, wird den anderen allein beim Gedanken daran mulmig. Und auch die Kultureinrichtungen im Norden haben sehr unterschiedliche Blicke auf das Thema Lockerungen.

Kunstmuseum Celle: Weiterhin Maskenpflicht, mehr Austausch vor Ort

Das Kunstmuseum Celle freut sich, dass wieder mehr möglich ist, bleibt aber entsprechend der aktuellen Landesverordnung gleichzeitig auch noch vorsichtig. Laut Kuratorin Julia Otto öffnet es aktuell nach den 3G-Vorgaben, außerdem herrscht weiterhin Maskenpflicht. Man verstehe sich zwar als Plattform für Austausch, Auseinandersetzung und Teilhabe. Gleichzeitig wolle man verantwortungsvoll zum Schutz von Gesundheit und Leben handeln, heißt es auf Nachfrage von NDR Kultur.

Man nehme wahr, dass das Publikum große Lust auf Kunst und Kultur habe und ein tiefes Bedürfnis nach Begegnung und Denkanstößen. Daher freue man sich besonders, dass es live vor Ort wieder mehr Möglichkeiten gibt. Darauf will das Kunstmuseum zunächst mit einem Angebot von Veranstaltungen und Workshops für Kinder, Erwachsene und Jugendliche reagieren, um den Austausch vor Ort wieder richtig in Schwung zubringen. 

Literaturhaus Hannover hofft auf positive Resonanz in der Zukunft mit 3G

Etwas weniger optimistisch zeigt sich das Literaturhaus Hannover. Denn auch von diesen Lockerungen erwarte man sich nur eine langsame Wiederbelebung des Betriebs, so Leiterin Kathrin Dittmer. Das Publikum sei trotz bester Impfquote zunehmend von den hohen Inzidenzen verunsichert, so verzeichne das Literaturhaus seit Anfang März erneut einen Rückgang der Besucherzahlen, obwohl wieder 3G gilt. Außerdem dürfe nicht vergessen werden, dass sich die Schäden von zwei Jahren Pandemie nicht plötzlich beheben lassen.

Da seien Kontakte zum Publikum, zur Fachbranche, zu regionalen Netzwerken aber auch in die Politik stark gemindert worden, führt Dittmer auf. Einiges müsse neu aufgebaut werden. Unterm Strich sei das Personal aktuell eher erschöpft als beschwingt. Schließlich sei es extrem schwierig gewesen, trotz aller Einschränkungen überhaupt ein Kulturangebot aufrecht zu erhalten und dies personell und finanziell zu stemmen. Es bleibe nur, weiter engagiert zu arbeiten und zu hoffen, dass sich die positive Resonanz für das Haus von vor 2020 irgendwann wieder einstellt.

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Erfreulichere Rückmeldung gibt es vom Theater Lübeck. Der geschäftsführende Theaterdirektor Caspar Sawade ist froh darüber, dass die Corona-Beschränkungen weiter zurückgenommen werden. Sein Haus merke bereits die ersten positiven Effekte. Das macht Sawade vor allem am Erfolg der neuen Produktionen "The last Ship" und "Madame Butterfly" fest: "Die unglaubliche Publikumsresonanz zeigt, dass die Menschen sich wieder auf ein öffentliches kulturelles Leben einlassen wollen."

Landesmuseum Hannover sieht "angestaute Lust auf Kultur und Museen"

Verhältnismäßig neutral blickt das Niedersächsische Landesmuseum Hannover den möglichen Lockerungen entgegen. Große Effekte erwartet Sprecher Dennis von Wildenradt nicht. Seiner Meinung nach könnte es noch etwas bewirken, wenn die Kontrollen am Eingang weggefallen. Doch prinzipiell hält er 3G und Maskenpflicht für eine gute Maßnahme, sodass jeder Besucher und jede Besucherin sich sicher fühlen kann.

Von Vorteil sei dabei auch die Größe des Hauses, durch das man recht ungestört "flanieren" könne. Ihn persönlich freue es zu sehen, dass gerade die Familien in die Ausstellungen kommen. Sein Résumé: "Es hat sich Lust auf Kultur und Museen aufgestaut" - daran ändern seiner Meinung nach die möglichen Lockerungen nichts.

Literaturhaus Hamburg mit 3G-Regel: Gäste stehen unterschiedlich zu Lockerungen

Auch für das Literaturhaus Hamburg ändert sich laut Carolin Löher zunächst einmal nicht so viel. Zurzeit gelte im Haus die 3G-Regel und der Saal werde nicht voll ausgelastet. So könnte lediglich die Kontrolle am Einlass wegfallen, denn Hamburg will vorerst an der Maskenpflicht festhalten.

Die Gäste stehen unterschiedlich dazu, berichtet Löher: "Die einen beklagen, dass die Maske getragen werden muss und nippen deshalb kontinuierlich am Getränk, die anderen sind froh, dass alle eine Maske tragen müssen, weil sie sich dadurch sicherer fühlen." Die Bühnengäste sehen es ähnlich. Gleichzeitig habe sich das Team schnell an einen fast gefüllten Saal wieder gewöhnt! "Es ist schön, Menschen im Literaturhaus-Saal empfangen zu können; das möchten wir nicht missen."

Trotzdem werde man weiterhin alle Veranstaltungen auch als Livestream anbieten. Ein Angebot, dass besonders für vulnerable Gruppen interessant sein könnte. Ob die bei weiteren Lockerungen in Anbetracht der aktuellen Infektionszahlen noch zu Veranstaltungen kommen, bleibt fraglich! 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 26.03.2022 | 08:15 Uhr

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