Für unseren ersten Tipp hat unser Reporter jemanden auf der Straße gebeten, einige markante Merkmale er gesuchten Stadt aufzuzählen. Er sagt: "Hier stehen riesengroße Kirchen, zum Teil sehr gut erhalten, zum Teil nur noch in Teilen erhalten. Außerdem kann man hier viele bunte Häuser kann man hier sehen."
Drei gotische Kirchen prägen das Panorama der alten Hansestadt Wismar: Neben St. Nikolai sind dies der Turm der Marienkirche und die Kirche St. Georgen. Die monumentalen Sakralbauten gehen aufs späte Mittelalter zurück und sind mit der Grund dafür, warum die Altstadt von Wismar im Jahr 2002 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde.
Die Georgenkirche ist die größte und gleichzeitig die jüngste unter ihnen. Der mächtige Backsteinbau erhebt sich hoch über die Dächer der Altstadt. Der Turm an der Westfassade ist unvollendet. Im Zweiten Weltkrieg wurden St. Georgen und St. Marien weitgehend zerstört. Von der Marienkirche ist bis heute nur der Turm erhalten, St. Georgen wurde nach der Wende wieder aufgebaut - mehr dazu im vierten Hinweis.
Und was fällt einem noch auf Anhieb ein zur gesuchten Stadt? Ein anderer Einwohner zählt auf: "Meine Stadt hat eine große Werft, meine Stadt liegt am Wasser, meine Stadt hat den zweitgrößten Marktplatz Norddeutschlands." Eine Werft! Das schließt schon einmal diverse andere norddeutsche Städte, die am Wasser liegen, aus.
Die Werft in Wismar geht zurück auf ein Schiffsreparatur-Werk der Roten Armee. Seit den 1950er-Jahren wurden hier in einem Volkseigenen Betrieb diverse Hochseeschiffen für die Handels- und Fischfangflotte der DDR gebaut. Sogar das einzige neu gebaute Kreuzfahrtschiff der DDR, die "Fritz Heckert", lief in Wismar vom Stapel.
Nach mehreren Eigentümerwechseln seit der Wende erwarb das malaysisch-chinesische Schifffahrtsunternehmen Genting Hong Kong die Werft im Jahr 2016. Unter dem Namen MV Werften und im Verbund mit den Standorten Rostock und Stralsund ließ es in Wismar Kreuzfahrtschiffe bauen.
Zuletzt wurde in Wismar an dem Kreuzfahrtschiff "Global Dream" gebaut. Doch seit der Corona-Krise geht es der Kreuzfahrt-Branche schlecht, Genting Hong Kong ist pleite. Die Arbeiter der MV Werften mussten auf Löhne warten und ob die "Global Dream" überhaupt noch zu Ende gebaut werden kann ist so offen wie die Zukunft der rund 700 Beschäftigten am Standort.
Ein Tippgeber erzählt: "Hier hat vor etwa 100 Jahren ein Untoter sein Unwesen getrieben und gleichzeitig Kinogeschichte geschrieben." Klingt gruselig - und spannend! Tippgeber Nr. 2 ergänzt: "Hier wurde in den 20er-Jahren ein Film gedreht, der für den deutschen Stummfilm und Schwarz-Weiß-Film sehr entscheidend war, weil es einerseits der erste Horrorfilm war und er zweitens weltweit Berühmtheit erlangt hat."
Für Cineasten ist der Fall jetzt klar: Hier geht es um den Stummfilm-Klassiker "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" aus dem Jahr 1922, eine nicht autorisierte Adaption von Bram Stokers Roman "Dracula". In dem expressionistischen Meisterwerk von Friedrich Wilhelm Murnau wurden die Szenen, die in der fiktiven Hafenstadt Wisborg spielen, in Wismar gedreht.
Unvergessen sind die Szenen, in denen der düstere Vampir-Graf mit einem Schiff in Wisborg ankommt, mit nichts an Bord außer Ratten, einem toten Kapitän und einem Sarg. Diesen klemmt er sich unter den Arm und macht sich auf die Suche nach seiner angebeteten Ellen. Sein Weg durch die leergefegte Stadt (er hat dort die Pest ausbrechen lassen) lässt einem die Haare die zu Berge stehen - und bietet einen faszinierenden Einblick in das Stadtbild Wismars in den 1920er-Jahren.
In diesem Hinweis geht es noch einmal um die Kirchen in der gesuchten Stadt. Wir hören: "Es gibt eine riesige Kirche, die hier sehr aufwendig erhalten wurde und heute viel für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt wird. Hier spielen auch immer wieder verschiedene NDR Orchester und -Ensembles."
Neben der Dresdner Frauenkirche war der Wiederaufbau der Georgenkirche in Wismar das größte Projekt dieser Art in Ostdeutschland. In den Bau, der zu Ende er DDR nur noch als Ruine existierte, wurden bis 2017 43 Millionen Euro gesteckt.
Schon seit Jahren hat Wismar mit St. Georgen wieder ein Schmuckstück, welches auch das Kulturleben bereichert. So dient die Kirche in den Sommermonaten als Spielstätte der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Ein Aufzug führt auf den 36 Meter hohen Turm mit einer Aussichtsplattform, die einen schönen Blick auf Stadt und Ostsee bietet.
Zum Schluss erklärt ein geschichtskundiger Einwohner der Stadt: "Unsere Stadt war einmal schwedisch und nicht deutsch. Da gibt es noch Zeugnisse von, zum Beispiel Urkunden, die im Heimatmuseum ausgestellt sind. Das Museum trägt einen ganz tollen Namen und hat ein schönes Häuschen."
Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges (1648) gehörte Wismar bis 1803 zum schwedischen Königreich. Die Schweden ließen die Stadt zu einer der größten Seefestungen Nordeuropas ausbauen.
An diese Zeit erinnern heute die hölzernen "Schwedenköpfe" im Alten Hafen. Sie sind originalgetreue Kopien der Köpfe aus dem 17. Jahrhundert, die einst auf Dalben in der Hafeneinfahrt standen. Der genaue Grund ihrer Entstehung ist unbekannt. Eine Theorie: Sie waren als besonders aufmerksame Wachposten für die Stadt und den Hafen gedacht. Denn durch ihre zwei Augenpaare, einmal das natürliche und dann noch eines in der Löwenkappe auf ihrem Kopf, hatten sie alles Blick.
Das stadtgeschichtliche Museum von Wismar wird auch nach dem Gebäude in dem es untergebracht ist benannt: Schabbell (als Kurzform von Schabbellhaus). Der rote Bau mit dem viergeschossigen Treppengiebel ist ein architektonisches Kleinod aus dem 16. Jahrhundert. Errichtet wurde es für den Bierbrauer, Ratsherrn und späteren Bürgermeister der Stadt Hinrich Schabbell (1531-1600) als Wohn-, Geschäftshaus und Brauerei. Prost!