Aphthen behandeln und vorbeugen

Stand: 06.02.2020 15:11 Uhr

Aphthen sind lästige, oft sehr schmerzhafte kleine Entzündungen der Mundschleimhaut. Sie können verschiedene Auslöser haben. Stress und Ernährung spielen meist eine Rolle.

Entzündete, leicht eingesunkene Stellen an der Mundschleimhaut mit weiß-gelblichem Belag, die oft fies schmerzen: Viele Menschen kennen das. Diese lästigen Schleimhautdefekte heißen Aphthen. Nicht selten bilden sich zwei bis vier davon gleichzeitig. Binnen vier bis vierzehn Tagen heilen sie von allein aus. Doch wer sie einmal hatte, den suchen sie meist immer wieder heim - im ungünstigen Fall sogar alle paar Wochen. Mediziner sprechen dann von chronisch rezidivierender Aphthose.

Aphthen treten meist auf der Schleimhaut von Lippen oder Wangeninnenseite auf, können sich aber auch am Gaumen oder Zahnfleisch, an Mandeln oder Zunge bilden. Schätzungen zufolge sind zwei bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen, Frauen häufiger als Männer. Aphthen können schon bei Kindern und Jugendlichen vorkommen. Ansteckend sind sie nicht.

Verschiedene Formen von Aphthen

Es gibt Aphthen in verschiedenen Größen:

  • Mit 85 Prozent am weitesten verbreitet sind die sogenannten Minor-Aphthen, bei dieser Form sind die rot umrandeten Schleimhautgeschwüre nur wenige Millimeter groß und heilen nach ein paar Tagen folgenlos ab.
  • Stellen mit einem Durchmesser von ein bis etwa drei Zentimeter nennt man Major-Aphthen, sie machen nur etwa zehn Prozent der Fälle aus. Major-Aphthen greifen tiefer ins Gewebe ein, sie bleiben über mehrere Wochen bestehen und heilen unter Narbenbildung ab.
  • Eine seltene Form, die meist nur einmal auftritt und nicht wiederkehrt, sind die herpetiformen Aphthen: viele gleichzeitig erscheinende stecknadelkopfgroße Geschwüre. Sie können sich zu größeren Flächen verbinden und eine Narbe hinterlassen.

Ursachen wiederkehrender Aphthen

Die Ursachen für Aphthen sind noch weitgehend ungeklärt. Genetische Veranlagung scheint eine Rolle zu spielen, da Aphthen familiär gehäuft auftreten. Stress ist ein möglicher Auslöser. Als weitere Faktoren werden vermutet:

  • Verletzungen der Mundschleimhaut, etwa durch zu harte Zahnbürsten oder Zahnspangen
  • histaminhaltige Nahrungsmittel (etwa Walnüsse, Haselnüsse, Schokolade, Tomaten)
  • scharf gewürzte Speisen, Zitrusfrüchte, Alkohol
  • Nährstoffmangel (Vitamin B12, Eisen, Folsäure)
  • hormonelle Veränderungen
  • Natriumlaurylsulfat (SLS) in der verwendeten Zahnpasta

Häufig wiederkehrende Aphthen können ein Hinweis auf eine zugrundeliegende systemische Erkrankung sein. In seltenen Fällen löst Morbus Behçet, eine Krankheit aus dem Formenkreis der entzündlich-rheumatischen Gefäßentzündungen, den Befall aus. Typischerweise sind hier Aphthen im Mund und an den Genitalien finden.

Es gibt weitere Erkrankungen, die Aphthen-ähnliche Entzündungen an der Mundschleimhaut mit sich bringen können, darunter Zöliakie (Gluten als Auslöser), Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Auch die Hand-Fuß-Mund-Krankheit und andere Infektionen, beispielsweise mit HIV oder Hefepilzen, führen oft zu Mundschleimhaut-Entzündungen. Vereinzelt kann auch ein Krebsleiden hinter rezidivierender Aphthose stecken.

Symptome bei Aphthen: Vor allem Schmerzen

Die Stelle, wo eine Aphthe entsteht, kann anfangs kribbeln, spannen oder brennen, sie rötet sich und schwillt an. Aus der Schwellung bildet sich nach ein bis drei Tagen das schmerzende, weißlich belegte Grübchen.

Aphthen können so schmerzhaft sein, dass sie das Essen, Trinken und Sprechen behindern und damit das Allgemeinbefinden stark beeinträchtigen. Wie störend sie sind, hängt maßgeblich davon ab, wo sie auftreten. So kann eine kleine Aphthe auf der Zungenspitze deutlich schlimmer schmerzen als eine Major-Aphthe in der Wange. Manche Nahrungsmittel verschärfen den Schmerz, weil sie die entzündete Schleimhaut noch zusätzlich reizen, etwa harte Brotrinden, saures Obst oder scharf Gewürztes.

Diagnose einer Aphthe

In der Regel sind Aussehen und Beschwerden bei einer Aphthe so typisch, dass man sie mühelos erkennen kann.

Zum Haus- oder Zahnarzt gehen sollte man, wenn eine Stelle nicht binnen zwei Wochen abheilt oder wenn Aphthen gehäuft auftreten. Der Arzt wird sich im Zuge einer gründlichen Anamnese unter anderem nach den Essgewohnheiten und weiteren Beschwerden wie Mundgeruch, geschwollenen Lymphknoten oder Verdauungsbeschwerden erkundigen. Um eine eventuelle Mangelversorgung zu erkennen, wird möglicherweise eine Blutuntersuchung veranlasst. Besteht der Verdacht auf eine immunvermittelte Systemerkrankung, stehen entsprechende weitere Untersuchungen an.

Schmerzstillende Behandlung

Eine Tasse Tee aus Kamille und Salbei. © NDR
Ein Tee aus Kamille und Salbei lindert die Schmerzen bei Aphthen und desinfiziert leicht.

In der Regel heilen Aphthen von selbst ab. Gegen die Schmerzen gibt es lindernde Gele, Haftsalben, Sprays, Lutschtabletten oder Mundspülungen mit lokal betäubenden Wirkstoffen wie Lidocain, Benzocain oder Polidocanol. Auch adstringierende Mittel zum Pinseln wie Myrrhentinktur, Rhabarberextrakt und Salicylsäure, Wasserstoffperoxid-Lösung mit Zinksulfat oder Silbernitrat-Lösung können die Schmerzen kurzfristig eindämmen. Auch entzündungshemmende Wirkstoffe wie Kortison kommen zum Einsatz. Zu den Hausmitteln gehören Teebaumöl (zum Auftupfen oder Spülen) sowie Mundspülungen mit Kamillen- und Salbeitee - am besten zweimal täglich nach dem Zähneputzen.

Sinnvoll ist laut Studien der Verzicht auf Natriumlaurylsulfat-(SLS-)haltige Zahnpasta: Die Aphthen heilen dann schneller ab und sind weniger schmerzhaft.

Bei Major-Aphthen mit schweren Verläufen kann eine Laserbehandlung angezeigt sein. Dabei wird die Aphthe vom Zahnarzt örtlich betäubt und dann ihre Oberfläche mit einem Laser abgetragen. Die Kosten dafür, etwa 40 bis 80 Euro, müssen gesetzlich versicherte Patienten jedoch selbst tragen.

Therapie gegen wiederkehrende Aphthen

Da der Entstehungsmechanismus der Aphthen noch nicht geklärt ist, sind auch wirksame Medikamente gegen Aphthose nicht bekannt. Betroffene sollten versuchen, mögliche Auslöser zu meiden. Um das Immunsystem wie auch die dafür mitverantwortliche Darmgesundheit zu stärken, kann die Zufuhr von Probiotika sinnvoll sein. Täglich 10.000 Schritte bringen das Abwehrsystem zusätzlich auf Trab und helfen beim Stressabbau.

Ernährung: Auslassdiät bei Aphthose

Ein großer Teller mit verschiedenen Nüssen, Erdbeeren, Banane, Tomaten, Gewürzgurke, Ketchup, Schimmelkäse, Papaya, Ananas, Sauerkraut, Zitrusfrüchten, Kiwi, Schokolade, Marmeladen, Krustentieren und Pflaumen, daneben grüner Tee und Rotwein. © NDR
Lang gereifter Käse, Schokolade, Trauben, Zitrusfrüchte: Das sollte man unter anderem bei Aphthen meiden.

Betroffene sollten die potenziell Aphthen-auslösenden Lebensmittel eine Zeit lang komplett vermeiden: saures wie Obstsäfte, Zitrusfrüchte und Tomaten, starke Gewürze wie Pfeffer, scharfes Paprika und Curry, darüber hinaus histaminhaltige Nahrungsmittel und grobe Speisen wie sehr knuspriges Brot. Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch hilft, Zusammenhänge zwischen Speisen und wiederauftretenden Aphthen zu erkennen.

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Dieses Thema im Programm:

ARD Gesund | Die Ernährungs-Docs | 10.02.2020 | 21:00 Uhr

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