VW verkauft weniger und verdient mehr - wie kann das sein?
Volkswagen hat im ersten Quartal 2022 trotz eines erheblichen Rückgangs beim Autoverkauf fast doppelt so viel verdient wie in den ersten drei Monaten 2021. Woran liegt das?
Tatsächlich scheint der Volkswagen-Konzern bisher jeder Krise zu trotzen: Dieselaffäre, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Teilemangel – das Geschäftsumfeld ist alles andere als einfach – und trotzdem schreibt VW schwarze Zahlen. Das Ergebnis ist dieses Jahr sogar noch deutlich besser als im vergangenen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Knappes Angebot: Autos können teuer verkauft werden
Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg haben zu einem Teilemangel geführt. Der sorgt wiederum dafür, dass weniger Autos gebaut werden. Das verknappt die Menge insgesamt auf dem Markt. Die Nachfrage ist höher als das Angebot und das lässt grundsätzlich die Preise steigen.
Volkswagen setzt auf Premium-Segment
Angesichts der Tatsache, dass wichtige Teile wie Computerchips oder Kabelbäume knapp sind, baut Volkswagen die raren Güter vorrangig in teure Modelle ein, die einen hohen Gewinn versprechen. Nach dem Motto: Porsche statt Polo. Tatsächlich hat Volkswagen vor diesem Hintergrund besonders viele Autos im so genannten Premium-Segment verkauft - also Porsche, Audi oder Bentley. Die sehr guten Gewinne aus diesen Bereichen helfen dem gesamten Konzern.
Teure Ausstattung bei günstigen Autos
Vor allem bei der Kernmarke VW sieht das Geschäft nicht ganz so rosig aus. Hier hilft dem Konzern ein Trend: Kunden wählen tendenziell eine teurere Ausstattung als früher. Sie geben zum Beispiel mehr Geld für Bordtechnik aus.
Hohe Preise für Gebrauchtwagen
Der Gebrauchtwagenmarkt, von dem VW ebenfalls profitiert, ist angespannt. Das Angebot ist gering, die Preise sind hoch, Rabatte selten. Dass Rabatte ausbleiben, merken Kunden sowohl bei Neu- als auch Gebrauchtwagen. Und selbst der Leihwagen im Urlaub ist deutlich teurer geworden. Durch das knappe Angebot gewährt Volkswagen den Firmen und Händlern nicht mehr die Preisabschläge wie früher.
Gutes Risikomangagement und Kostendisziplin
Volkswagen profitiert von seinem Risikomanagement bei den Rohstoffen. Konkret bedeutet das, dass sich der Konzern rechtzeitig vertraglich gegen steigende Preise abgesichert hat. VW spart auch, wo es geht. "Strenge Kostendisziplin" wird das in der Managersprache genannt. Diese Kostendisziplin bekommen auch viele Zulieferer zu spüren, die VW mit Teilen versorgen. Offen geredet wird darüber kaum, aber die Zahlen einiger Zulieferer zeigen, dass es ihnen deutlich schlechter geht als den Autobauern selbst. Während auch Mercedes und BMW Rekordgewinne einfahren, hat der Zulieferer Continental seine Gewinnprognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt.
Wie geht es weiter?
Volkswagen hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr am Mittwoch bestätigt. Konzernchef Diess erwartet, dass der Umsatz um acht bis 13 Prozent steigen wird. Allerdings hat er auch eingeräumt, dass sich die Risiken durch Krieg, Pandemie und steigende Energiekosten noch nicht abschließend beurteilen lassen. Noch schwieriger wird eine Prognose, wenn es um die mittel- und langfristige Zukunft von Volkswagen geht. Der Konzern steckt ohnehin in einem der größten Umbrüche seiner Geschichte. Er will sich vom klassischen Autobauer zu einer Hightech-Schmiede wandeln, die autonom und elektrisch fahrende Fahrzeuge verkauft. Zu dieser Transformation kommen weltpolitische Entwicklungen hinzu, die niemand mit Sicherheit voraussagen kann. Volkswagens Erfolge von heute sind daher keine Garantie für Erfolge in der Zukunft.
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