Niedersachsen will Vorkasse für Flugtickets abschaffen

Stand: 23.08.2022 18:52 Uhr

Niedersachsen will, dass ein Flug erst beim Check-in bezahlt wird. Eine entsprechende Bundesratsinitiative hat das Land am Dienstag beschlossen. In der Bundesregierung wird der Vorstoß begrüßt.

Es gehe darum, die Verbraucherrechte zu stärken. Das sagte eine Sprecherin der Bundesministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Steffi Lemke (Grüne). Bei berechtigten Ansprüchen seien Fluggesellschaften in der Pflicht, Erstattungen, Ausgleichszahlungen und Entschädigungen schnell und unbürokratisch zu leisten. Dass die Beschwerden bei der Schlichtungsstelle für den Öffentlichen Personenverkehr (SÖP) zugenommen haben, könnte nach Angaben des Ministeriums darauf hindeuten, dass dies derzeit nicht ganz reibungslos laufe. Wenn sich die negative Entwicklung fortsetze, werde das Ministerium die Vorkasse-Praxis überprüfen.

Verbraucherschutz für Reisende soll besser werden

Niedersachsens Landesregierung will den Vorschlag in der kommenden Bundesratssitzung am 16. September auf die Tagesordnung bringen. In der Bundesratsinitiative wird die Bundesregierung den Angaben des Landes zufolge aufgefordert, sich um eine Änderung des nationalen Rechts zu kümmern. Außerdem soll sie "auf eine vergleichbare Regelung auf europäischer Ebene" hinwirken. Mit der Neuregelung solle der Verbraucherschutz für die Reisenden deutlich verbessert werden, sagte Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) laut einem Bericht des "Handelsblatts".

Althusmann: "Flugausfälle fast immer zu Lasten der Reisenden"

Die Landesregierung habe die chaotischen Zustände bei der Abfertigung von Reisenden an mehreren deutschen Flughäfen in diesem Sommer zum Anlass für die Initiative genommen, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Tausende Flüge seien wegen fehlenden Personals ausgefallen. Diese Flugausfälle gingen fast immer zu Lasten der Reisenden, sagte Althusmann dem Bericht zufolge. "Sie haben oft Monate zuvor das Flugticket bezahlt, müssen sich im Falle einer Stornierung aber mühsam und teilweise langwierig um eine Rückerstattung bemühen."

Vorstoß gegen Vorkasse von Verbraucherzentrale

Ursprünglich kam der Vorstoß von der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV). "Passagiere sind es leid, den Airlines zinslose Kredite zu geben, bei abgesagten Flügen auf den Kosten sitzen zu bleiben oder im schlimmsten Fall das Risiko einer Insolvenz tragen zu müssen", sagte VZBV-Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth dem "Handelsblatt". Der VZBV verlangt von der Bundesregierung, die Vorkasse-Praxis zu reformieren.

Beschwerden über Airlines mehr als verdoppelt

Laut "Handelsblatt" haben die Beschwerden bei der SÖP deutlich zugenommen. Allein zwischen dem 1. Juli und dem 15. August seien bei der Stelle 3.082 Anträge eingegangen - das waren 127,5 Prozent oder 1.727 Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum. Etwa 80 Prozent der Beschwerden gingen auf den Flugverkehr zurück. Die Bahn betrafen rund 15 Prozent der Fälle, drei Prozent behandelten Fernbusse und den Nahverkehr. Über diese Zahlen hatte zuvor der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet.

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NDR Info | 22.08.2022 | 14:00 Uhr

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