Kein Platz mehr: Geflüchtete kommen in Hallen unter
Der Winter steht vor der Tür - und die meisten Unterkünfte für geflüchtete Menschen in Niedersachsen sind voll. Der Zuzug ist jedoch weiterhin hoch. Städte und Gemeinden versuchen, Lösungen zu finden.
Die Geflüchteten kommen aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien und afrikanischen Staaten. Wie sich die Proteste und Demonstrationen gegen das Regime im Iran entwickeln, ist unklar. Klar ist: Es fehlt schon jetzt an Wohnraum. Die Menschen benötigen Unterkünfte, Kochgelegenheiten, Toiletten und Duschen. Viele Kommunen mobilisieren Reserven.
Gespräche zwischen Stadt Hannover und Messe AG
Die Stadt Hannover rechnet in den kommenden Monaten mit Tausenden geflüchteten Menschen. Derzeit liefen Gespräche mit der Messe AG und der Feuerwehr, um Menschen in Messehallen unterzubringen, wie ein Stadtsprecher dem NDR in Niedersachsen bestätigte. Die Messe AG stehe wiederum in Kontakt mit den Ausstellern. Der Messebetrieb müsse parallel weiterlaufen, sagte ein Unternehmenssprecher dem NDR. Die Stadt könne sich wohl die Hallen 7, 8 und 9 vorstellen. Man hat sich der Messe AG zufolge allerdings noch nicht auf konkrete Hallen geeinigt.
Verlegt die Stadt auch Behörden aufs Messegelände?
Der Handlungsbedarf in der Landeshauptstadt ist groß. Die Stadt plant, die zusätzlichen Kapazitäten Ende November in Betrieb zu nehmen. Um die Aufnahme der geflüchteten Menschen behördlich abzusichern, könnten Zweigstellen des Sozialamts und der Ausländerbehörde auf dem Messegelände eingerichtet werden. Außerdem prüft die Stadt, inwiefern zusätzliche Hotels angemietet oder bestehende Gebäude umfunktioniert werden können. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine war der Messebahnhof Laatzen Drehkreuz und das Messegelände erste Anlaufstelle für einen Großteil der geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer.
Hildesheim sucht alte Internate und Wohnheime
Die Stadt Hildesheim ist derzeit auf der Suche nach geeignetem Wohnraum. Im Fokus: ehemalige Internate oder Wohnheime. Die Stadt hat Vermieter von leer stehenden Wohnungen und größeren Immobilien aufgerufen, sich zu melden. "Auch weiterhin suchen viele Menschen aus der Ukraine Schutz in Deutschland vor dem Krieg in ihrem Heimatland, zugleich nehmen auch die Flüchtlingsbewegungen aus anderen Staaten wieder deutlich zu", sagte Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos) am Donnerstag.
Landkreise Holzminden und Harburg richten Sporthallen ein
Der Landkreis Holzminden lässt die Billerbeckhalle in Holzminden zur Unterkunft für geflüchtete Menschen umbauen. Ab Mitte November soll die Sporthalle bis zu 200 Personen Platz bieten, heißt es vom Landkreis. Reichen wird das nicht. Das Land Niedersachsen hatte angekündigt, dem Landkreis im kommenden halben Jahr etwa 520 weitere Geflüchtete zuzuweisen. Der Landkreis Harburg greift ebenfalls auf eine Sporthalle zurück. In der Halle der Berufsbildenden Schulen Winsen sollen in Kürze bis zu 180 geflüchtete Menschen untergebracht werden. Die übrigen Kapazitäten seien erschöpft, sagte Landrat Rainer Rempe (CDU). Es sei keine Dauerlösung, so Rempe. Er schließt aber nicht aus, weitere Sporthallen umzufunktionieren.
Bremen errichtet Leichtbauhallen für 1.200 Menschen
In Bremen sollen neue Hallen für Flüchtlinge entstehen, wie das Sozialressort des Landes auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Die sogenannten Leichtbauhallen sollen bis zu 1.200 Menschen Platz bieten, die derzeit auf einem benachbarten Gelände im Ortsteil Überseestadt in Großzelten leben. Die vorhandenen Großzelte werden laut Ressort vorsorglich mit einer Wärme-Isolierung versehen, damit sie auch im Winter genutzt werden können.
Pistorius spricht von "Ausnahmesituation"
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hatte vor 14 Tagen angekündigt, bis in den November die Gesamtkapazität der Landesaufnahmebehörde um rund 2.000 auf 9.260 Plätze zu erhöhen. Benötigt würden allerdings bis zu 10.000 Plätze, so der Innenminister. Gemeinsam mit den Kommunen wolle das Land 5.000 bis 10.000 zusätzliche Plätze schaffen, hieß es. Pistorius sprach von einer "Ausnahmesituation" für den Winter.