Uni Flensburg: Plastik "Primavera" vorerst zurück auf dem Sockel
Die Plastik "Primavera" wurde Anfang des Jahres aus dem Foyer des Oslo-Gebäudes der Uni Flensburg entfernt - unter anderem zum Ärger der Studierendenvertretung. Nun ist die Figur zunächst einmal zurück.
Das Präsidium der Europa-Universität Flensburg hat seinen eigenen Beschluss, die Plastik "Primavera" aus dem Foyer des Gebäudes Oslo zu entfernen, für nichtig erklärt. Bis zur abschließenden Klärung kommt die Gartenplastik auf ihren ursprünglichen Platz im Gebäude Oslo zurück. "Das Präsidium war in dieser Frage nicht zuständig", erklärt Prof. Dr. Jürgen Schwier, Vizepräsident für Studium, Lehre und Digitalisierung den Rückzieher. "Der Umgang mit der Plastik hätte vom Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss (GDA) zunächst in den Senat eingebracht und dort diskutiert werden müssen."
Der Vorsitzende der Studierendenschaft, Frank Ellenberger, begrüßte die Rückkehr der Statue. "Grundsätzlich finden wir es erst einmal gut, dass der Beschluss aufgehoben und der Ursprungszustand wiederhergestellt wurde", sagte Ellenberger im Gespräch mit dem NDR. "Das ist die Grundlage dafür, dass wir offen diskutieren können. Was die Statue an sich angeht und welches Frauenbild sie möglicherweise darstellt, das muss in diesem Prozess geklärt werden."
Plastik "Primavera": Nackte Frau mit erhobenen Armen

Fritz Durings Plastik "Primavera" zeigt eine stilisierte, stehende - mutmaßlich nackte - Frau mit erhobenen Armen. Im Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss der Universität wurde die Frage aufgeworfen, ob die Plastik als figürliche Darstellung eines Frauenkörpers an einem so prominenten Ort der Universität richtig platziert sei. "Aufgrund ihrer herausgehobenen Positionierung wirkte die Statue gleichsam wie die 'Empfangsdame' der Universität für Studierende, Lehrende und Gäste", heißt es in einem Statement des Gleichstellungsausschusses. Es liege nahe, diese "repräsentative Position als Ausdruck der ästhetischen wie ethischen Werte" zu verstehen. Deshalb sei es legitim und notwendig, das Kunstwerk und die mit ihm verhandelten Wertvorstellungen "in historischer Perspektive kritisch zu hinterfragen."
ASTA kritisiert Vorgehen des Gleichstellungsausschuss
Auf Initiative des Gleichstellungsausschusses beschloss das Präsidium den Abbau der Plastik. Die Studierendenvertretung ASTA kritisierte, dass der Senat bei der Entscheidung übergangen wurde und startete die Petition "Primavera zurückholen". "Ich persönlich - das ist aber natürlich nur ein Ausschnitt - habe noch mit keiner Person gesprochen, die wirklich ein Problem mit dieser Statue gehabt hat", sagt ASTA-Vorsitzender Ellenberger. Es werde vermutlich Studierende geben, dass die aber "in Masse beim Gleichstellungsausschuss aufgetaucht sind", wagt er zu bezweifeln. "Dann wären auch Menschen auf uns zugekommen." Im Gegenteil seien nach dem Abbau viele Stimmen in der Studierendenschaft aufgetaucht, die sich gewundert hätten. Auch einige Studentinnen hätten sich beschwert: "Warum müssen wir eine nackte Frau, denn immer gleich sexualisieren?". Den meisten Studierenden sei das Thema aber vermutlich gar nicht wichtig.
Offener Prozess statt schneller Beschluss
Nun ist die Plastik zunächst einmal an ihren ursprünglichen Ort im Oslo Foyer zurückgekehrt. Der Senat wird in seiner Sitzung am 27. September diskutieren, wie mit der Plastik weiter umgegangen wird. "In diesem Prozess kann es durchaus sein, dass diese Statue an einen anderen Ort kommt und in die Mitte des Oslo Foyer ein Kunstwerk von Studierenden kommt - damit hätte ich überhaupt kein Problem", sagt Frank Ellenberger. Für den Vorsitzenden der Studierendenschaft ist vor allem wichtig, dass offen darüber diskutiert wird. Ellenberger geht nicht davon aus, dass schon am 27. September eine Entscheidung getroffen wird. Auch Präsidiumsmitglied Jürgen Schwier sagt, es brauche Zeit für eine interne und möglicherweise auch externe Debatte. "Wie geht die Mehrheitsgesellschaft mit den Anliegen von Minderheiten um? Welche Konsequenzen hat es für eine Universität, wenn sie Gleichstellung und Diversität ernst nimmt? Und: Wie können wir die naturgemäß unterschiedlichen Perspektiven darauf gut und ernsthaft diskutieren?", skizziert er die Fragen, die sich aus der Debatte um die "Primavera" ergeben. Man habe diese Themen im wahrsten Sinne des Wortes zu schnell abgeräumt.
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