Von Jugendlichen gestaltete Friedenszeichen mit Varusmasken im Park des Museums Kalkriese. © Karoline Kempe
Von Jugendlichen gestaltete Friedenszeichen mit Varusmasken im Park des Museums Kalkriese. © Karoline Kempe
Von Jugendlichen gestaltete Friedenszeichen mit Varusmasken im Park des Museums Kalkriese. © Karoline Kempe
AUDIO: Kunstaktion in Kalkriese: Schüler setzen Zeichen gegen aktuelle Konflikte (4 Min)

Zeichen für den Frieden - Schülerprojekt in Kalkriese

Stand: 07.05.2025 17:20 Uhr

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai haben sich Schülerinnen und Schüler aus Niedersachsen mit den aktuellen Krisen in der Welt beschäftigt. Mit einer Kunstaktion im Museumspark Kalkriese machen sie darauf aufmerksam.

von Karoline Kempe

Charlotta Bolte pinselt hellblaue Acrylfarbe auf eine große Maske. Sie geht in die 9. Klasse der IGS Melle und gestaltet mit drei ihrer Mitschülerinnen ein Friedenszeichen zu einem aktuellen Konflikt, dem Bergkarabach-Konflikt. "Auf einem Berg zwischen Armenien und Aserbaidschan leben Christen und Muslime und da gibt es immer wieder Konflikte zwischen den beiden Religionen", erklärt die Schülerin. Auch in ihrer Klasse seien Christen und Muslime, daher hätten sie sich dafür interessiert.

Aktuell weltweit 54 kriegerische Konflikte

Jugendliche gestalten im Museumspark Kalkriese Varusmasken als Friedenszeichen, rechts die Schülerin Charlotta Bolte. © Karoline Kempe
Charlottas Gruppe hat sich mit dem Karabach-Konflikt zwischen Muslimen und Christen beschäftigt.

Die Friedenszeichen haben alle die gleiche Form: oben die große Varus-Maske, darunter drei Holzbalken und eine Holzscheibe. Das Zeichen können die Schülerinnen und Schüler hier im Museumspark Kalkriese mit Farben gestalten. Charlottas Gruppen hat unter anderem die Flaggen der beiden Länder genutzt. "Wir wollten darstellen, dass man auch zusammenleben kann, wenn man nicht die gleiche Religion hat und dass das funktioniert", sagt sie.

Das Friedenszeichen für den Bergkarabach-Konflikt wird dann im Museumspark aufgestellt – zusammen mit 53 weiteren Zeichen, die alle für einen aktuellen Konflikt in der Welt stehen, erklärt Lara Krölls vom Museum Kalkriese, die das Projekt "Zeichen des Friedens" leitet. "Für uns war klar, dass wir eben nicht nur den Blick in die Vergangenheit richten wollen, sondern eben auch in die Zukunft", sagt sie. Der 80. Jahrestag stehe zwar für das Ende des Zweiten Weltkriegs, doch in der Welt herrsche längst nicht überall Frieden. "Da haben wir angefangen zu recherchieren und sind auf 54 Konflikte gekommen."

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Neun Schulen haben sich für das Projekt angemeldet mit insgesamt 250 Schülerinnen und Schülern. Die Entwürfe dazu haben sie im Kunstunterricht entwickelt, erklärt Gabi Hörsting, Lehrerin an der IGS Melle. Mit Entwürfen der Varusmaske hätten sich die Schülerinnen und Schüler überlegt, welche Farben, welche Flagge, welche Bilder und Symbole sie verwenden möchten, um die Krisen darzustellen.

Jugendliche sorgen sich um Krisenherde

Jugendliche gestalten im Museumspark Kalkriese Varusmasken als Friedenszeichen, in der Mitte Leon Glüsenkamp. © Karoline Kempe
Leon nutzt in seiner Gruppe unter anderem die Landesfarben von El Slavador, um die Varusmaske zu gestalten.

Die Schülerinnen und Schüler haben das Projekt mit viel Engagement und Interesse umgesetzt, das wird in Kalkriese deutlich. Dabei sind viele kreative Ideen entstanden, auch in der Gruppe von Leon Glüsenkamp, die sich mit dem Konflikt in El Salvador hat. Auch seine Gruppe nutzt Landesflagge oder zumindest die Farben Blau und Weiß. "Oben packen wir dann ein schwarzes, orthodoxes Kreuz hin, weil das Land größtenteils christlich ist."

54 aktuelle Konflikte in der Welt, den Jugendlichen bereitet das Sorgen. "Die Angst ist natürlich da, dass das irgendwann mit dem Russland-Ukraine-Krieg eskaliert. Aber auch im Palästina-Israel-Krieg. Ich hoffe, dass bald Frieden kommt. So kann man einfach nicht weiterleben", sagt ein Junge. Eine Mitschülerin meint: "Ich finde es krass, dass schon kleine Sachen und vor allem verschiedene Religionen zu einem Streit oder Krieg führen können. Da habe ich schon ein bisschen Angst, dass das irgendwann ausartet." Ein anderer Junge weiß sich "glücklich zu schätzen", dass er in Deutschland lebt. "Aber wenn ich dran denke, wie es Leuten in anderen Ländern geht, ist das natürlich nicht schön vorzustellen."

Frieden ist nicht selbstverständlich, das hat das Projekt den Schülerinnen und Schülern deutlich gemacht – und daran sollen ihre Friedenszeichen im Museumspark Kalkriese erinnern.

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