Theater in MV: "50 Prozent ist das neue 'Ausverkauft'"
Die Theater haben unter den Beschränkungen und Lockdowns in der Corona-Pandemie besonders gelitten. Verglichen mit dem letzten Corona-freien Jahr hatten sie in der Spielzeit 2020/21 laut dem Deutschen Bühnenverein 86 Prozent weniger Zuschauer. Ein Blick auf die Theater in Mecklenburg-Vorpommern.
Der Vorverkauf für die neue Spielzeit läuft schleppend. Das Publikum ist durch die vergangenen Jahre verunsichert. Karten werden meist erst kurz vor der Veranstaltung gekauft. "50 Prozent ist das neue ausverkauft", sagt Ralf Dörnen, der Intendant des Theaters Vorpommern. Die Säle wenigstens halb voll zu kriegen, das hoffen auch die Kollegen von Ralf Dörnen an den anderen Theatern in Mecklenburg-Vorpommern.
Zuschauer vorsichtiger mit Abonnements
Auch die Abonnements gehen in den unsicheren Zeiten deutlich zurück. Beim Volkstheater Rostock sind die Abo-Verkäufe im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten um 15 Prozent geschrumpft. Ralf Reichel, Intendant des Volkstheaters, glaubt nicht, dass sich die Theater schnell füllen lassen: "Es gibt gerade ein Überangebot: Allerorts werden an den Theatern die Premieren nachgeholt, die in den vergangenen zwei Jahren der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen sind. Aber gleichzeitig auch andere Kulturveranstaltungen wie Konzerte. "Alles, was ausgefallen war, wird nachgeholt. Da wird es schwer, die alten Zahlen wieder zu erreichen", sagt Reichel.
Open-Air-Veranstaltungen und Kindertheater funktionieren
Open-Air-Veranstaltungen haben in Pandemie-Zeiten deutlich mehr Zulauf als Indoor-Veranstaltungen, bestätigt unter anderem die Vorpommersche Landesbühne in Anklam. Zudem sind Puppen- und Figurentheater für Schulen und Kitas eine feste Stütze, Diese werden verbindlich und längerfristig gebucht. Es gebe eine große Sehnsucht nach Leichtigkeit und Unterhaltung, das spiele sich in der Nachfrage wider, sagt der Landesverband der Freien Darstellenden Künste.
Steigende Energiepreise wirken sich auch auf die Theater aus
Wie sich Corona entwickeln wird, ist eine Unbekannte der neuen Spielzeit aber auch die Energiepreis-Steigerung bereitet Theaterintendanten große Sorgen.
Die steigenden Kosten und die Diskussion um Corona würden auch das Publikum stark verunsichern, heißt es vom Ernst-Barlach-Theater in Güstrow. Die Güstrower sind ein Gastspieltheater und beklagen, dass das Tourneegeschäft unberechenbar geworden sei. Während man zum Beispiel in Köln im März bereits eine Auslastung von 100 Prozent zugelassen habe, seien in Mecklenburg-Vorpommern wegen der Corona-Auflagen nur maximal 60 Prozent der Plätze besetzt worden. Das habe nicht nur zu weniger Einnahmen, sondern auch zu Verwirrung und Verärgerung des Publikums geführt. Trotz aller Probleme freuen sich die Theatermacher auf die neue Spielzeit - in Zeiten von Pandemie, Krieg, Inflation und Klimakatastrophe wissen sie, dass sie dringend gebraucht werden.
Will das Publikum leicht unterhalten und abgelenkt werden oder will es sich tiefgehend mit Themen auseinandersetzen? NDR 1 Radio MV blickt am Sonntag ab 19 Uhr im Kunstkaten auf die neuen Spielpläne. Auf NDR.de können Sie die Sendung vorab hören.