Tagung sucht nach Ideen für "Das attraktivere Museum"
Bei der Tagung "Das attraktivere Museum" im saarländischen Merzig beraten Museumsmacher, wie sie mehr Menschen in ihre Häuser locken können. Zu dem Treffen des Deutschen Museumsbundes bringen auch Häuser aus Norddeutschland ihre Ideen mit.
Heidrun Derks leitet seit mehr als 20 Jahren das Museum Varusschlacht im Osnabrücker Land und Park Kalkriese. Ihre langjährige Erfahrung: Museen sind dann attraktiv, wenn sie mehr sind als bloße Ausstellungsorte. "Es geht zum Beispiel um die Selbstverständlichkeit, mit der man hier einen Kinderspielplatz hat", so Derks. "Oder dass man hier zu Mittag essen und einen Kaffee trinken kann. Das sind keine Kernbereiche der Museumsarbeit, aber die sind natürlich für einen schönen Aufenthalt essentiell."
Besucher wollen in ihrer Lebensrealität abgeholt werden
Das Osnabrücker Museum mag aufgrund seiner Ausrichtung als ausgemachter Ausflugsort ein besonderer Fall sein - und doch gilt dort, was auch für andere Häuser gilt: Menschen wollen, um sich in Museen wohlzufühlen, in ihrer Lebensrealität abgeholt werden. Dazu sagt Vera Allmanritter, Chefin des Berliner Instituts für Teilhabeforschung: "Geht es um Themen, die mich beschäftigen? Werden Objekte gezeigt, die etwas mit meiner Lebensrealität zu haben? Das sind sicher die Hauptfaktoren, ob Museen attraktiv gefunden werden oder nicht, ob Menschen diese Orte als Orte für sich selbst erfinden können und das Gefühl haben, dass sie dort auch nicht fehl am Platz sind."
Keine einfache Aufgabe für die Häuser - denn die Erwartungen des Publikums sind breitgefächert. Die eine Besucherin, den einen Besucher gibt es nämlich nicht, so Allmanritter. Und auf diese Tatsache müssen die Museen reagieren.
Museen als Treffpunkte "mit regionaler Identifikation"
"Manche gehen hin, weil sie neugierig sind oder etwas lernen wollen", so die Tagungsleiterin. "Manche gehen hin, weil sie einer Begleitperson den Besuch ermöglichen wollen. Es gibt auch Menschen, die ganz spezifische Hobbies oder Berufe haben, die mit dem Museumsbesuch zu tun haben. Andere kommen, um Stress abzubauen."
Museen müssen sich mehr denn je fragen, worin ihre inhaltliche und regionale Relevanz liegt - und zwar über ihre klassischen Kernaufgaben Sammeln, Bewahren und Forschen hinaus. Das zumindest glaubt Thomas Overdick vom Museumsverband Niedersachsen Bremen. Erfolgreich sind demnach vor allem jene Museen, die sich als Treffpunkt begreifen und so etwas wie eine regionale und lokale Identifikation stiften.
Stadtmuseum in Oldenburg bespielt leerstehende Ladenflächen
"Ein sehr positives Beispiel sind die Bergbaumuseen im Oberharz", so Overdick. "Dort hat man in den letzten Jahren einen breit aufgestellten Partizipationsprozess durchgeführt. Man hat die Menschen, die vor Ort leben, gefragt: Was ist Euch wichtig? Ein sehr gutes Beispiel ist auch das Stadtmuseum in Oldenburg, das eigentlich gerade geschlossen ist, weil es umgebaut wird. Das Museum versteckt sich aber nicht. Es geht raus in die Stadt und bespielt leerstehende Ladenflächen."
Zeigen, dass man da ist, sich Neuem nicht verschließen, eingehen auf die sich wandelnden Bedürfnisse des Publikums - moderne Museumsarbeit heißt, zu reagieren. Im archäologischen Freilichtmuseum Kalkriese bei Osnabrück etwa fiel auf, dass in der Coronazeit immer mehr Menschen mit dem Fahrrad kamen. Also stellte sich Museumsleiterin Derks darauf ein: "Das fängt mit der Einrichtung einer E-Ladestation an, geht aber auch soweit, dass wir überlegen, kleine Stop-Over Führungen für Fahrrad-Ausflügler anzubieten. Man muss sich anschauen: Was tun die Leute gerade, wie haben die ihren Lebensstil verändert? Wo passen wir da mit unseren Angeboten rein? Das heißt natürlich, dass man hier und da Neuland betreten muss."
